Nordkorea hat laut einem Bericht des Staatsfernsehens eine Rakete ins Weltall befördert. Die Rakete habe den «Erdbeobachtungssatelliten Kwangmyong 4 erfolgreich in die Umlaufbahn gebracht», verkündete eine Nachrichtensprecherin am Sonntag.
Machthaber Kim Jong Un erteilte demnach persönlich den Befehl zum Abschuss. Nordkorea habe das Recht, das Weltall «friedlich und unabhängig» zu nutzen, sagte die Sprecherin. Der Raketenstart sei aber auch ein «Durchbruch bei der Steigerung der nationalen Verteidigungsfähigkeiten».
Es gab zunächst keine unabhängige Bestätigung dafür, dass die letzte Stufe der Trägerrakete tatsächlich die Erdumlaufbahn erreichte. Ein Vertreter der US-Armee sagte, dass die Trägerrakete «anscheinend» das Weltall erreicht habe.
Die Rakete sei am Sonntagmorgen gegen 09.00 Uhr (Ortszeit, 01.30 Uhr MEZ) vom Stützpunkt Dongchang-ri abgefeuert worden, teilte das südkoreanische Verteidigungsministerium mit. Der japanische Sender NHK berichtete ebenfalls von dem Start und erklärte, die Rakete sei offenbar über die südliche japanische Insel Okinawa in Richtung des Pazifischen Ozeans geflogen. Japans Militär habe nicht versucht, sie abzufangen.
Südkoreanische Medien berichteten zunächst, der Start sei womöglich fehlgeschlagen. Später meldete die Nachrichtenagentur Yonhap dann, die Rakete habe offenbar ein Objekt auf eine Erdumlaufbahn gebracht.
Die Vereinten Nationen verurteilten den Start der Weltraumrakete und beriefen für Sonntag eine Sondersitzung des UNO-Sicherheitsrats in New York ein. Der Raketenstart verletzte bestehende Resolutionen des Sicherheitsrats und sei «tief beklagenswert», erklärte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon am Samstagabend (Ortszeit). Das mächtigste Gremium soll nun um 11.00 Uhr (Ortszeit; 17 Uhr MEZ) darüber beraten.
Auch China äusserte «Bedauern» über den Raketenstart. Es sei bedauerlich, dass Nordkorea ungeachtet internationaler Proteste darauf bestehe, eine Rakete abzufeuern, erklärte die Sprecherin des Aussenministeriums in Peking, Hua Chunying.
Erst am 6. Januar hatte Nordkorea die Zündung einer Wasserstoffbombe verkündet und damit weltweit Empörung hervorgerufen. Der vierte Atomwaffentest Nordkoreas seit dem Jahr 2006 war vom UNO-Sicherheitsrat scharf verurteilt worden. Atomexperten und die US-Regierung bezweifelten allerdings, dass es sich tatsächlich um eine Wasserstoffbombe handelte. Die Explosion sei dafür nicht stark genug gewesen.
Kürzlich kündigte Nordkorea dann an, einen «Erdbeobachtungssatelliten» ins All schiessen zu wollen. Südkorea, die USA und Japan sehen darin jedoch einen verschleierten Test für die Technologie von Interkontinentalraketen. Solche Raketen sind das wichtigste Trägermittel für atomare Sprengköpfe. Südkorea und Japan hatten gedroht, die Rakete abzuschiessen, sollte sie ihr Territorium bedrohen.
Den Raketenstart am Sonntag kritisierten die USA als «destabilisierend, provokativ und flagrante Verletzung» zahlreicher UNO-Resolutionen. Zugleich setzten sich die Vereinigten Staaten für «ernste Konsequenzen» ein, erklärte US-Sicherheitsberaterin Susan Rice in Washington. Auch Aussenminister John Kerry erklärte, die USA würden mit ihren Partnern und Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrates weiter an «bedeutenden» Massnahmen arbeiten, um Nordkorea zur Rechenschaft zu ziehen.
Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye warf dem kommunistischen Regime in Pjöngjang eine schwere Provokation vor, die nicht toleriert werden könne. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe übte ebenfalls scharfe Kritik und sprach von einem Verstoss gegen UNO-Resolutionen. Sein Regierungssprecher Yoshihide Suga sagte in Tokio, der Raketenabschuss sei eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit der Welt. Man werde beim Regime in Pjöngjang vehement protestieren.
Nordkorea hatte den Raketenstart vorverlegt, ursprünglich war ein Startfenster zwischen dem 8. und 25. Februar vorgesehen gewesen. Das Land hatte zuletzt Ende 2012 eine Weltraumrakete gestartet. Der Start wurde damals weltweit verurteilt. (sda/afp/reu)