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Mr. Fafo in Gaza getötet: Machtkampf der Hamas eskaliert

Der palästinensische Social-Media-Aktivist Saleh al-Jafarawi, alias «Mr. Fafo», wurde in Gaza-Stadt getötet.
Der palästinensische Social-Media-Aktivist Saleh al-Jafarawi, alias «Mr. Fafo», wurde in Gaza-Stadt getötet. bild: imago

Kopfschuss für berühmtesten Hamas-Influencer – Machtkampf eskaliert in Gaza

Der palästinensische Social-Media-Aktivist Saleh al-Jafarawi, bekannt als «Mr. Fafo», ist in Gaza-Stadt getötet worden. Sein Tod ist die Folge von innerpalästinensischer Gewalt im Gaza-Streifen.
13.10.2025, 13:3813.10.2025, 13:38
Bojan Stula / ch media

Das Massaker vom 7. Oktober 2023 feierte er in einem Video als «schönsten Tag meines Lebens». Jetzt hat er die Waffenruhe mit Israel keine 24 Stunden überlebt: Der bekannte palästinensische Social-Media-Aktivist Saleh al-Jafarawi ist am Sonntag in Gaza-Stadt getötet worden.

Nach Angaben von Hamas-nahen Medien wurde der als «Mr. Fafo» berüchtigte Gaza-Influencer mit einem Kopfschuss im Quartier Sabra tot aufgefunden. Berichten zufolge war er in eine blutige Abrechnung zwischen einer rivalisierenden Miliz und der Terrorgruppe Hamas verwickelt.

Al-Jafarawi galt als einer der lautstärksten und einflussreichsten Propagandisten der Hamas. Sein Jubel-Video vom 7. Oktober machte ihn international berühmt. Später folgten Aufnahmen, in denen er die israelischen Luftangriffe beweinte oder sich selbst als angeblich Kriegsverletzer inszenierte. Diese Gegensätze machten ihn in Israel zur Spottfigur und brachten ihm den Übernamen «Mr. Fafo» ein.

Die englische Abkürzung steht für «f...k around and find out» (frei übersetzt: «Benimm dich wie ein Idiot und trage die Konsequenzen»). Entsprechend hämisch wird auf jüdischer Seite jetzt sein Tod kommentiert.

Ausbruch der Kämpfe kurz nach dem Waffenstillstand

Laut dem in den USA lebenden palästinensischen Analysten Ahmed Fouad Alkhatib war al-Jafarawi am Wochenende möglicherweise mit einer Hamas-Einheit unterwegs, um die nach dem Waffenstillstand mit Israel ausgebrochenen Kämpfe zwischen der Terrororganisation und der Doghmush-Familienmiliz in Gaza-Stadt zu filmen. Alkhatib vermutet, der Influencer könnte von der Hamas selbst, von der Doghmush-Miliz oder von Anti-Hamas-Kämpfern getötet worden sein. Der in New York ansässige propalästinensische Kanal «Within Our Lifetime» behauptete dagegen, al-Jafarawi sei von «zionistischen Kollaborateuren liquidiert» worden.

Die Doghmush-Familie gilt seit Jahren als mächtiger Clan in Gaza und wurde indirekt auch in einer Staffel der israelischen Netflix-Hit-Serie «Fauda» porträtiert. Zum Schutz der eigenen Familienmitglieder konnte er sich bisher erfolgreich gegen die Hamas behaupten.

Laut der israelischen Tageszeitung «Jerusalem Post» begann die jüngste Eskalation bereits am Freitag, kurz nach der in Ägypten geschlossenen Waffenruhe. Clanmitglieder sollen Hamas-Kämpfer in der Nähe des jordanischen Spitals in Gaza-Stadt in einen Hinterhalt gelockt haben. Dabei wurde ein Sohn eines Hamas-Kommandanten erschossen.

In der Folge kam es zu weiteren Zusammenstössen zwischen beiden Seiten, bei denen auch der Sohn des Hamas-Politbüromitglieds Bassem Naim getötet worden sein soll. Laut eigenen Angaben versucht die Hamas, im Gaza-Streifen «die Ordnung wiederherzustellen» und Mitglieder der Miliz festzunehmen. Andere Berichte aus Gaza sprechen jedoch von standrechtlichen Erschiessungen durch die Hamas an Clanangehörigen, darunter auch von Kindern.

Israelische Sicherheitskreise bestätigten am Montag gegenüber der «Jerusalem Post», dass zuletzt in mehreren Gebieten bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen der Hamas und lokalen Milizen ausgebrochen seien. Beobachter in Israel zeigten sich besorgt über die rasche Rückkehr der Hamas-Herrschaft in Teilen des Gaza-Streifens nach dem Abzug der israelischen Armee.

Skepsis herrscht deswegen auch gegenüber der in Donald Trumps Friedensplan geforderten vollständigen Entwaffnung der Hamas und der Übernahme durch internationale Friedenstruppen; gemessen an der jüngsten Entwicklung dürften beide Forderungen ein frommer Wunsch bleiben respektive nicht ohne massive Gewalt durchsetzbar sein.

Gemischte Reaktionen in den sozialen Medien

Je nach Seite löste der Tod des Hamas-Influencers in den sozialen Medien gemischte Reaktionen aus. Propalästinensische Gruppen wie «Students for Justice in Palestine» und «Within Our Lifetime» bezeichneten ihn als «Märtyrer». Pro-israelische Nutzer reagierten dagegen mit Spott und hiessen seinen Tod durch palästinensische Hände am ersten Friedenstag als Ironie des Schicksals. Der ehemalige israelische Regierungssprecher Eylon Levy schrieb, Al-Jafarawi sei «ein talentierter Performer» gewesen, der seine Fähigkeiten «dem Bösen verschrieben» habe.

Für Aufsehen sorgte auch, dass Rama Duwaji, die Ehefrau des New Yorker Politikers und Bürgermeisterkandidaten Zohran Mamdani, auf Instagram um den «geliebten» al-Jafarawi trauerte.

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Freilassung der Geiseln in Gaza
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Freilassung der Geiseln in Gaza

Am Montag, dem 13. Oktober, um rund 7 Uhr sollen die Verbliebenen Geiseln der Hamas freigelassen werden.

quelle: keystone / oded balilty
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Video: extern
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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dave Hawtin
13.10.2025 14:07registriert Dezember 2021
Gute Nachricht, wenn die sich jetzt anfangen selbst zu zerfleischen. Hoffentlich kann die Bevölkerung am Schluss in Ruhe leben.
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Apropopos
13.10.2025 14:26registriert Mai 2025
Da hat die Frau des New Yorker Bürgermeisterkandidaten den Demokraten aber ein schönes Eigentor geschossen,
Ich höre die Republikaner schon jaulen über die radikalen Judenhasser in New York. Die jüdischen Wähler werden wohl auch keine Lobgesänge anstimmen. Wie dumm kann man eigentlich sein in dieser Situation?
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flegenheimer
13.10.2025 13:47registriert August 2023
Welch Ironie.
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Zur Übergabe der Hamas-Geiseln ist Donald Trump nach Israel gereist. In der Knesset will der US-Präsident eine Botschaft von «Liebe und Frieden» senden.
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