Keller-Sutter vor der Uno mit Plädoyer für den Multilateralismus
In ihrer Rede als Schweizer Bundespräsidentin an der 80. Uno-Generalversammlung in New York hat Karin Keller-Sutter am Mittwoch zur Aufrechterhaltung des Multilateralismus aufgerufen. Sie warnte entsprechend vor wachsenden autokratischen Tendenzen in der Weltpolitik.
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der Vereinten Nationen erlebe die Welt eine Epoche extremer politischer und wirtschaftlicher Umbrüche, sagte Keller Sutter. Autokratische Tendenzen verstärkten sich und der freie Handel sei auf die Probe gestellt.
Es tobten zu viele Kriege, die Menschen in unerträgliches Leid stürzten, sagte die Bundespräsidentin weiter. Ein gerechter und dauerhafter Frieden scheine im Nahen Osten wie auch in der Ukraine immer noch ausser Reichweite.
Was seien all die Errungenschaften der Zivilisation wert, wenn sie nicht konkret zur Freiheit, Sicherheit und zum Wohlstand beitrügen, wenn ihre Vorteile für die Menschen im Alltag nicht spürbar würden?, fragte Keller-Sutter.
Unverzichtbare Zusammenarbeit
Letztlich laufe das Völkerrecht, einschliesslich der Charta der Vereinten Nationen, Gefahr, zur Makulatur zu werden, mahnte sie. Die internationalen Organisationen und die Uno seien unverzichtbar für das friedliche Zusammenleben und für den wirtschaftlichen Wohlstand.
Ohne sie könnten Herausforderungen wie Migration, Klimawandel und die fortschreitende Digitalisierung nicht bewältigt werden, so Keller-Sutter weiter. Auch für die weltweite Finanzstabilität sei die internationale Ordnung unerlässlich.
Jede starke internationale Organisation brauche starke Mitglieder. Stärke sei aber nicht mit Grösse oder militärischer Macht zu verwechseln. «Ich meine Staaten, die in der Lage sind, ihren Bürgerinnen und Bürgern ein freies und sicheres Leben zu ermöglichen und dass sie sich frei äussern können», sagte Keller-Sutter.
Keller-Sutter setzte sich in diesem Zusammenhang für Genf als erstes operatives Zentrum der Vereinten Nationen ein. Die internationalen Institutionen dort verfügten über grosse Expertise in zahlreichen Bereichen, die für die Zukunft entscheidend seien. Genf sei ein einzigartiges Ökosystem, um gemeinsam nachzudenken, zu diskutieren und zu handeln. (sda)