Offenbar wegen einer fortschreitenden Ausbreitung des Immunschwächevirus (HIV) hat Turkmenistan verpflichtende HIV-Tests vor der Eheschliessung eingeführt. Ein entsprechendes Gesetz wurde am Mittwoch in einer staatlichen Zeitung veröffentlicht. Die ab sofort geltende Regelung ziele darauf ab, «Voraussetzungen für gesunde Familien zu schaffen und der Geburt von HIV-infizierten Kindern vorzubeugen», hiess es in dem Bericht.
Ausser bei Heiratswilligen werden in Turkmenistan der Zeitung zufolge nun auch HIV-Tests bei Blutspendern, Häftlingen und mutmasslichen Drogenabhängigen vorgeschrieben. Ausserdem sollen Ausländer, die in Turkmenistan ein Arbeitsvisum beantragen, und Staatenlose auf die Krankheit getestet werden.
Das von Staatschef Gurbanguli Berdimuchamedow unterzeichnete Gesetz sichert HIV-Infizierten Anonymität und eine kostenfreie Behandlung zu. Ein Vertreter des nationalen Aids-Zentrums sagte, das neue Gesetz sei «sehr notwendig» angesichts des «hohen Risikos» einer Ausbreitung des HI-Virus. Der Erreger breite sich vor allem wegen des Konsums von Drogen, insbesondere aus dem Nachbarland Afghanistan, sowie durch Prostitution aus.
Die Regierung der weitgehend isolierten früheren Sowjetrepublik Turkmenistan hat eine Gefahr durch HIV für die rund fünf Millionen Einwohner des Landes immer bestritten. Das turkmenische Gesundheitsministerium, das generell keine Statistiken zu Infektionskrankheiten veröffentlicht, hatte 2002 erklärt, es gebe im ganzen Land nur zwei HIV-Infektionen. Beide Patienten hätten sich ausserhalb des Landes angesteckt. (sda/afp)