Schweiz
Bern

Palästina-Demo: Berner Stadtpräsidentin zu Krawallen, Antifa und Juso

Berner Stadtpräsidentin spricht über Palästina-Demo-Krawalle – und kritisiert die Juso

16.10.2025, 10:4316.10.2025, 12:23

Nach den gewaltsamen Ausschreitungen an einer Palästina-Demo letzten Samstag in Bern haben sich bereits mehrere Politikerinnen und Politiker dazu geäussert. Von der Berner Stadtpräsidentin Marieke Kruit war hingegen am Wochenende nichts zu hören – mittlerweile hat sie Stellung zu den jüngsten Ereignissen genommen.

Gemeinderaetin Marieke Kruit, am Freitag, 15. Maerz 2024 im Depot Bolligenstrasse von Bernmobil in Bern. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Marieke Kruit zur Palästina-Demo in Bern: «Sie war in erster Linie extrem gewalttätig.»Bild: KEYSTONE

«Wenn es mich gebraucht hätte, wäre ich gekommen», sagt Marieke Kruit gegenüber den Tamedia-Zeitungen. Die Stadtpräsidentin war am Tag der Ausschreitungen nicht vor Ort; stattdessen übernahm Sicherheitsdirektor Alec von Graffenried die Verantwortung. Kruit betont jedoch, dass sie innerhalb von 15 Minuten vor Ort gewesen wäre.

Nach der Krawall-Demo war es still um die Stadtpräsidentin geblieben. Auch an der Medienkonferenz am Tag darauf erschien sie nicht. Kruit erklärt dazu: «Wir haben intern vereinbart, dass der Sicherheitsdirektor vor Ort die Haltung des Gemeinderates vertreten soll. Alec von Graffenried hat das sehr gut gemacht.» Bei der Medienkonferenz sei es um den Polizeieinsatz gegangen, nicht um die politische Aufarbeitung. Sie hätte bereits am Sonntag Stellung genommen, doch es sei keine entsprechende Anfrage eingegangen.

People hold banners and wave Palestinian flags during an unauthorized rally in solidarity with the Palestinian people in Bern, Switzerland, 11 October 2025. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bei der Palästina-Demo am Samstag in Bern nahm die Polizei 536 Personen fest.Bild: KEYSTONE

Auf die Frage, ob die Demonstration vor allem linksradikal oder antisemitisch motiviert gewesen sei, erklärt Kruit: «Sie war in erster Linie extrem gewalttätig.» Dass die Juso zur Demo mobilisierte, kommentiert die Stadtpräsidentin hingegen deutlich:

«Ich verstehe das Verhalten der Juso nicht.»
Marieke Kruit

Trotzdem dürfe und solle man die Kriegsführung Israels kritisieren und das Leid der Palästinenser anprangern, so Kruit weiter. Sich für eine Pro-Palästina-Demo zu mobilisieren, sei nicht automatisch antisemitisch. Treten jedoch antisemitische Muster auf, müsse man sich klar davon abgrenzen.

«Was zum Beispiel nicht sein darf, ist, Menschen der jüdischen Gemeinschaft in Bern für die israelische Kriegsführung verantwortlich zu machen. Das ist klar antisemitisch. Wir wollen das hier nicht dulden.»
Marieke Kruit

Die Stadtpräsidentin betont weiter, dass Antisemitismus nicht nur ein Problem der Linken sei, sondern ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Auf den sozialen Medien sei eine generelle Zunahme von Feindseligkeit und Entmenschlichung zu beobachten, von der vor allem auch die Polizei betroffen sei:

«Wer mit Stangen auf Polizisten einschlägt, nimmt diese nicht mehr als Menschen wahr. Das macht mir grosse Sorgen.»
Marieke Kruit

Meinung zu einem Verbot der Antifa

Auf die Frage, was Kruit von einem Verbot der Antifa oder des Schwarzen Blocks und von härteren Strafen für Vermummte hält, antwortet sie, dass jetzt keine Schnellschüsse gemacht werden sollen. Zuerst müsse der Einsatz genau analysiert werden, erst dann könne man weiter diskutieren. Sie zweifle jedoch daran, dass solche Massnahmen die Probleme lösen würden.

Bereits im November ist die nächste Palästina-Demo geplant. Die Stadtpräsidentin betont: «Wir werden alles daransetzen, dass es nicht zu einer Wiederholung der Ausschreitungen kommt. Diesmal ist ja bereits ein Gesuch eingereicht. Es hilft enorm, wenn es Ansprechpersonen gibt.» (fak)

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192 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ahura
16.10.2025 11:08registriert Februar 2024
Viele Worte und trotzdem nichts gesagt, dass sie nicht schon alleine durch ihr Verhalten gesagt hat.
Taten sprechen laut, Untätigkeit aber genauso.
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Toni.Stark
16.10.2025 12:08registriert Juli 2018
Sehr schwaches Statement. Eine Distanzierung sieht anders aus. Stattdessen gibt sie Plattitüden von sich. AfG hat eine guten Job gemacht? Eingeschlagene Scheiben, Brand, verletzte Polizisten und das soll ein guter Job sein? Sie hätten bereits Sonntag-Abends ein klares Statement abgeben soll. Die Berner waren und sind schockiert und entsetzt!
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spagateur
16.10.2025 11:17registriert Oktober 2024
Tja, die Stadt Bern kriegt halt die Regierung, die sie gewählt hat... In Zeiten der Krise als Stadtpräsidentin den degradierten Vorgänger vorzuschicken, zeugt nicht gerade von Führungsqualität. Vermutlich musste sich Marieke ihre Meinung zu dem Krawall zuerst einmal bilden, und dann SP-intern durch die Genossen absegnen lassen. Als Partnerin von Peter Lauener (ehem. Berater von BR Berset) ist sie ja dort bestens vernetzt.
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