Nach dem Schiffsunglück im Mittelmeer mit mutmasslich mehreren Hundert ertrunkenen Flüchtlingen aus Afrika hat sich der Kapitän eines Boots der griechischen Küstenwache gegen Vorwürfe zur Wehr gesetzt. Die griechische Zeitung «Kathimerini» veröffentlichte am Sonntag das Protokoll eines Berichts, den der Kommandeur des Patrouillenboots 920 seinen Vorgesetzten gegeben habe. Demzufolge bot der Kapitän dem völlig überfüllten Fischkutter etwa zwei Stunden vor dem Unglück Hilfe an – was von dort aber abgelehnt worden sei.
Das Boot war am Mittwoch mit bis zu 700 Migranten an Bord südwestlich von Griechenland gesunken. 104 Menschen wurden gerettet, 78 tot geborgen. Alle anderen wurden wohl in die Tiefe gerissen. Die Suche nach weiteren Überlebenden brachte keinen Erfolg. Von vielen Seiten gibt es Vorwürfe, dass der Kapitän bei der Entdeckung des Kutters nicht eingeschritten sei. Einige Medien zitierten Überlebende, die Küstenwache habe den Untergang des Boots sogar erst verursacht, indem sie es Richtung Italien habe schleppen wollen.
Dem Protokoll zufolge wurden der Kapitän und seine Crew bereits am Dienstag gegen 15.00 Uhr vom maritimen Such- und Rettungszentrum im griechischen Piräus über das in Not geratene Boot informiert. Das Patrouillenboot habe sich dann sofort auf den Weg in die Region gemacht. Der Kutter sei gegen 23.00 Uhr von einem Frachtschiff entdeckt worden. Die Küstenwache habe sich dem Boot um 23.40 Uhr auf etwa 200 Meter genähert und Hilfe angeboten.
«Wir näherten uns dem Schiff, um seinen Zustand und den der Passagiere zu überprüfen und erneut Hilfe anzubieten», zitierte die Zeitung den Kapitän, dessen Name nicht veröffentlicht wurde. Dann hätten die Beamten am Bug des Schiffs ein Seil befestigt. Von Bord seien jedoch Rufe wie «No Help» und «Go Italy» zu hören gewesen – man brauche keine Hilfe, Ziel sei Italien. «Trotz wiederholter Appelle, ob sie Hilfe brauchten, ignorierten sie uns und machten gegen 23.57 Uhr das Seil los. Sie starteten den Motor und fuhren mit geringer Geschwindigkeit in westliche Richtung.»
Das Patrouillenboot habe dann das Such- und Rettungszentrum informiert und das Boot im Abstand von 200 Metern begleitet, gab der Kapitän weiter an. Um 1.40 Uhr habe der Kutter erneut angehalten. Dann habe sich das Boot langsam geneigt. Unter den Passagieren habe es Aufruhr gegeben, auch Schreie seien zu hören gewesen. Innerhalb einer Minute sei das Boot dann jedoch gekentert. Das Mittelmeer ist an dieser Stelle etwa 5000 Meter tief. (aeg/sda/dpa)
Mehrfach keine Hilfe annehmen. Seil losbinden und so weiter. Offensichtlich ist das ein paarmal gut gegangen diesmal hat es in einer Tragödie gesendet.
Nach Ablehnung der Hilfe wäre das griechische Schiff nicht verpflichtet gewesen in der Nähe zu bleiben. Wenigstens konnten so noch einige Personen gegen den Willen der Schlepper gerettet werden.