Die griechischen Behörden haben mit der Räumung des wilden Lagers von Idomeni begonnen. Einheiten der Bereitschaftspolizei sperrten am frühen Morgen das Lager weiträumig ab.
Die Flüchtlinge, die seit Monaten unter für Menschen unwürdigen Zuständen vor dem mazedonischen Grenzzaun ausharren und auch eine wichtige Bahnlinie sperren, sollen in organisierte Auffanglager gebracht werden.
Beim ersten Tageslicht stieg ein Helikopter der Polizei auf. Er soll Bilder direkt in die Einsatzzentrale schicken, hiess es aus Polizeikreisen. Die Presse durfte sich vorerst nicht dem Camp nähern. «Wir dürfen nicht ins Lager. Ich sehe mehrere Busse der Bereitschaftspolizei, die in die Richtung des Lagers fahren», sagte ein Fotograf der Nachrichtenagentur dpa vor Ort.
Auch das staatliche Fernsehen (ERT) bestätigte unter Berufung auf Polizeiquellen den Beginn der Aktion.
Gewalt will die Regierung in Athen nicht anwenden. Die Menschen sollen in organisierten Auffanglagern untergebracht werden. Wie der Sprecher des Stabes für die Flüchtlingskrise, Giorgos Kyritsis, am Vortag der dpa gesagt hatte, werde die Aktion mehrere Tag dauern. «Wir wollen keine Gewalt anwenden. Die Evakuierung wird bis zu zehn Tage lang dauern», sagte er.
An der Aktion nehmen nach Berichten griechischer Medien rund 1400 Polizisten teil. Die Behörden begleiten mehrere Übersetzer, die den Menschen in der eigenen Sprache erklären, sie müssen koordiniert und stufenweise in Busse steigen, um anschliessend in die Auffanglager im Landesinneren zu fahren, berichtete das Staatsradio unter Berufung auf die Polizei.
Am Vortag hatten Augenzeugen dutzende Flüchtlinge beobachtet, die das Lager von Idomeni verliessen, um sich offenbar in der Region zu verstecken. Aktivisten hatten sie über die bevorstehende Räumungsaktion informiert. Andere Flüchtlinge, in ihrer Mehrheit Familien, fuhren freiwillig in andere Lager.
In Idomeni hatte sich nach der stufenweise Schliessung der Balkanroute im Februar und dem Bau eines Zauns seitens Mazedoniens ein wildes Lager gebildet. Bis zu 15'000 Menschen harrten im März in der Region aus. Sie hofften, dass die Balkanroute wieder aufgemacht wird, damit sie nach Mittel- und Nordeuropa weiterreisen können.
Medien berichteten von Drogenhandel und Prostitution in dem, wie sie es nannten, «Ghetto» von Idomeni. Zudem sperren radikalisierte Flüchtlinge die wichtige Eisenbahnverbindung Griechenlands nach Norden.
Mehr als 300 Güterwaggons sind auf beiden Seiten der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien steckengeblieben. Die Importeure und Exporteure beklagen Verluste in Millionenhöhe. (egg/sda/dpa)