International
Grossbritannien

Kneecap: Wieso die irische Band für Aufsehen sorgt

epa12203135 (L-R) Kneecap?s Mo Chara, DJ Provai, and Moglai Bap perform on the West Holts stage during day four of the Glastonbury Festival at Worthy Farm near Pilton, Somerset, Britain, 28 June 2025. ...
Die irische Band Kneecap bei ihrem Auftritt am Glastonbury-Festival im Juni 2025.Bild: keystone

Die irische Band Kneecap und wieso sie für Aufregung sorgt

27.08.2025, 05:1027.08.2025, 12:08
Nina Bürge
Nina Bürge
Mehr «International»

Die irische Band Kneecap besteht aus drei jungen Männern und produziert Rap-Musik. Sie eckt an und verbreitet auf der Bühne, in ihren Songs und in den sozialen Medien ihre politische Meinung. Doch genau das wird ihr nun zum Verhängnis.

Die Band

Liam Óg Ó hAnnaidh ist 27 Jahre alt und der Lead-Sänger der Band, er tritt unter dem Künstler- und Bühnennamen «Mo Chara» auf. Dies ist Gälisch und heisst so viel wie «dein Freund». «DJ Próvaí» ist, wie der Name schon verrät, der DJ der Gruppe. Sein Name deutet auf die «Provisional Irish Republican Army», eine paramilitärische Organisation der irischen Freiheitsbewegung, hin. Eigentlich heisst er JJ Ó Dochartaigh. Das dritte Bandmitglied ist «Móglaí Bap», sein Name deutet auf den Charakter Mogli aus dem Dschungelbuch hin. Mit bürgerlichem Namen heisst er Naoise Ó Cairealláin.

EDS NOTE: OBSCENITY - Naoise � Caireall�in, DJ Prova� and Mo Chara of Kneecap pose on arrival at the Britain Independent Film Awards on Sunday, Dec. 8, 2024, in London. (Photo by Thomas Krych/Invision ...
Móglaí Bap, DJ Próvaí und Mo Chara.Bild: keystone

In ihren Texten thematisieren die Bandmitglieder soziale Probleme, wie Drogenprobleme und Armut in Irland, und fordern die Behörden auf, etwas dagegen zu tun. Ihr Auftritt am Glastonbury-Festival 2025 brachte der Band weltweite Aufmerksamkeit.

Glastonbury-Festival

Das Glastonbury-Festival findet jährlich im Sommer in der englischen Kleinstadt Glastonbury statt. Normalerweise überträgt das britische Medienhaus BBC alle Auftritte live. 2025 hat es sich dazu entschieden, den Auftritt der Band Kneecap nicht zu übertragen.

Grund dafür war ein laufendes Verfahren gegen den Leadsänger. Er musste wegen einer angeblichen Terrorstraftat vor Gericht erscheinen. Dabei soll er bei einem Konzert im November 2024 eine Flagge zur Unterstützung der verbotenen Organisation Hisbollah gezeigt haben. Die Band und der Sänger selbst haben die Anschuldigungen bestritten.

Der «Terrorism Act 2000» Grossbritanniens
In Grossbritannien ist es gesetzlich verboten, sich für als terroristisch eingestufte Organisationen oder Gruppierungen auszusprechen.
Wenn eine Person ein Symbol oder eine Flagge zeigt, die von einer terroristischen Organisation oder deren Mitgliedern zur Identifizierung der Organisation verwendet wird, ist dies eine Straftat.

Bisher wurde weder der Leadsänger noch einer der beiden anderen Bandmitglieder rechtskräftig verurteilt.

Politische Äusserungen auf der Bühne

Anfang April 2025 ist die Band auch im US-Bundesstaat Kalifornien am Coachella-Festival aufgetreten. Dort hatte sie ihren Auftritt mit pro-palästinensischen Parolen beendet. Dies führte dazu, dass die Visa der Bandmitglieder für die USA entzogen wurden und sie nicht mehr in den USA auftreten dürfen.

Die Band hätte auch am Sziget-Festival, in Ungarn, auftreten sollen. Dieser Auftritt wurde jedoch im Vorhinein abgesagt, wie die Band auf Instagram mitteilte. Viktor Orban, der Ministerpräsident von Ungarn, hatte die Band als ein «nationales Sicherheitsrisiko» eingestuft und sie deshalb nicht einreisen oder auftreten lassen.

Der Leadsänger Mo Chara trägt bei den Auftritten oft einen Keffiyeh-Schal – ein Symbol der palästinensischen Identität. Die Band spricht sich öffentlich für Palästina aus. Sie fordert, den Krieg im Gaza-Streifen zu beenden und die Terrororganisation Hamas zu stoppen. Sie kritisiert auch die US-Regierung und wirft ihr vor, dass sie die Angriffe von Israel auf Gaza zu unterstützt und diese finanziert.

Die Strafverfahren

Zurzeit läuft nach wie vor ein Strafverfahren gegen den Leadsänger der Band Kneecap, «Mo Chara». Die Band beteuert vor Gericht und in den sozialen Medien, dass sie weder die Hisbollah noch die Hamas unterstützt.

Der Gerichtstermin wurde aufgrund laufender Untersuchungen nun auf den 26. September verschoben. Wegen dieser Verschiebung musste die Band den US-amerikanischen Teil ihrer Welttournee vorläufig absagen. Über Instagram versprechen die Mitglieder, diesen nachzuholen, sobald sie den Gerichtsprozess gewonnen hätten.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Der ESAF-Bahnhof Weesen
1 / 13
Der ESAF-Bahnhof Weesen

So sieht der stillgelegte Bahnhof Weesen normalerweise aus.

quelle: google street view
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wir gönnen uns noch einmal Sommer auf die Ohren
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
104 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ULupardu
27.08.2025 07:34registriert November 2024
Wenn dich Orban und Trump nicht mögen, dann musst du etwas richtig machen. Stabile Jungs.
12051
Melden
Zum Kommentar
avatar
adw
27.08.2025 07:05registriert Juni 2019
Irgendwie fehlt mir die Hälfte der Geschichte, wieso setzen sie sich für Palestina ein? Aufgrund ihrer eigenen Geschichte und der noch immer aktuellen Situation mit (Nord-)Irland und England. Vielleicht kann man dazu noch was ergänzen?
575
Melden
Zum Kommentar
avatar
Andi Weibel
27.08.2025 07:55registriert März 2018
Die Redefreiheit gilt in gewissen Ländern nicht mehr, wenn man die Kriegsverbrechen in Gaza verurteilt.
7336
Melden
Zum Kommentar
104
34 Soldaten in Kolumbien entführt
Nach heftigen Gefechten mit einer Splittergruppe der Guerillaorganisation Farc sind im Süden Kolumbiens 34 Soldaten entführt worden. «Wir werden angesichts dieser kriminellen Bedrohung nicht nachgeben», hiess es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums des südamerikanischen Landes. «Wir werden das Leben, die Freiheit und die Würde jener verteidigen, die geschworen haben, ihrem Vaterland zu dienen.»
Zur Story