Kurz nach Ende seiner Amtszeit hat der frühere britische Parlamentspräsident John Bercow seine Neutralität aufgegeben und den geplanten EU-Ausstieg scharf verurteilt. «Ich denke, dass der Brexit der grösste aussenpolitische Fehler in der Nachkriegszeit ist», sagte er.
«Das ist meine ehrliche Meinung», sagte Bercow am Mittwoch bei einem Treffen mit Auslandskorrespondenten in London. Der Brexit werde sich nicht positiv auf das internationale Ansehen Grossbritanniens auswirken. «Meine ehrliche Antwort ist, dass ich nicht denke, dass dies dem Vereinigten Königreich hilft.»
Bercow sagte: «Ich bin nicht mehr der ‹Speaker›, ich muss nicht mehr unabhängig sein.» Er betonte, dass er sich während seiner Amtszeit stets neutral verhalten und auch die Brexit-Befürworter stets fair behandelt habe. Er respektiere, dass der Premierminister versucht habe, eine Mehrheit für seinen Brexit-Deal zu bekommen.
Vor allem Brexit-Hardliner hatten dem 56-Jährigen allerdings vorgeworfen, sich parteiisch zu verhalten. Mehrmals setzte er sich über Konventionen hinweg, damit die Abgeordneten im Streit mit der Regierung die Oberhand behalten konnten. Bercow rechtfertigte das mit einem immer stärker autoritären Regierungsstil.
Bercow hatte das Amt des «Speaker of the House of Commons» zehn Jahre inne. Am Montag wurde der Labour-Politiker Lindsay Hoyle zu seinem Nachfolger gewählt. (sda/dpa)
John Bercow wirkt – unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit – in hohem Masse integer, fair und authentisch.
Nicht nur dem House of Commons würden solche Parlamentarier und Parlamentarierinnen gut tun!
Menschen, welche in erster Linie nach bestem Wissen und Gewissen dem Wohl der Gemeinschaft dienen und nicht sich selbst.
Ich würde Bercows Gesellschaft sehr schätzen – sie wäre sicher so geistreich wie unterhaltsam.
Leider ist mein Englisch zu wenig gut, um mich fundiert austauschen zu können aber immerhin ausreichend, um mit ihm ein Pint zu trinken!