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China droht den USA – Handelsstreit eskaliert erneut

FILE - President Donald Trump, left, meets with Chinese President Xi Jinping during a meeting on the sidelines of the G-20 summit in Osaka, Japan, June 29, 2019. (AP Photo/Susan Walsh, File)
Donald Tr ...
Ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea steht auf der Kippe.Bild: keystone

China droht den USA mit Vergeltung: Handelsstreit eskaliert erneut

Der Handelsstreit zwischen den zwei grössten Volkswirtschaften ruhte längere Zeit. Jetzt sind USA und China wieder auf Kollisionskurs. Was dahintersteckt.
12.10.2025, 19:5112.10.2025, 19:51
Ein Artikel von
t-online

Im Handelsstreit zwischen den USA und China haben sich die Fronten zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt deutlich verhärtet. Nach der Ankündigung von Präsident Donald Trump, weitere Zölle in Höhe von 100 Prozent gegen chinesische Importe zu erheben, warf Peking den USA Doppelmoral vor und drohte mit Gegenmassnahmen.

«Wenn die USA stur an ihrem Kurs festhalten, wird China entschlossen entsprechende Massnahmen ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu schützen», teilte das Handelsministerium in Peking mit. Washington verallgemeinere seit Langem das Prinzip der nationalen Sicherheit, missbrauche Exportkontrollen, wende diskriminierende Massnahmen gegen China an und dehne einseitig seine Gerichtsbarkeit bei Produkten wie Halbleitern oder Computerchips aus, so der Vorwurf.

China fordert Dialog

China hielt den USA zudem vor, mit den Massnahmen globale Lieferketten zu stören. Peking fordere die USA auf, ihr «falsches Vorgehen» zu korrigieren, die Ergebnisse aus den vergangenen Handelsgesprächen zu wahren und die gegenseitigen Bedenken durch Dialog zu lösen, hiess es.

epa12238230 A crane lifts cargo from a container ship at the Port of Oakland in Oakland, California, USA, 14 July 2025. Recent tariff increases and trade policies, particularly those related to China, ...
Die Container-Buchungen von China in die USA haben seit Beginn des Handelsstreits stark abgenommen.Bild: keystone

Trump hatte zuvor angekündigt, wegen Chinas jüngster Handelspolitik ab dem 1. November zusätzliche Zölle verhängen zu wollen und drohte zudem Exportkontrollen für jegliche wichtige Software an, ohne genauere Details zu nennen. Auch ein geplantes Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping am Rande des Gipfels der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (Apec) Ende Oktober in Südkorea stellte er infrage.

Trump ärgert sich über Exportkontrollen

Verärgert hatte Trump Pekings Ankündigung vom 9. Oktober, in der die Chinesen mitgeteilt hatten, unter anderem den Export weiterer Seltener Erden nur nach Genehmigung zu erlauben. Ausfuhren für militärische Zwecke oder an Armeen würden grundsätzlich nicht zugelassen, betonte das Handelsministerium.

Die Behörde argumentiert, die Massnahmen seien legitim, weil damit das Exportkontrollsystem in Übereinstimmung mit dem Gesetz verbessert werde. Das Ministerium verwies auf die Bedeutung Seltener Erden für militärische Zwecke und wiederkehrende Konflikte auf der Welt. «Ziel ist es, den Weltfrieden und die regionale Stabilität zu sichern», hiess es.

Die Genehmigungsverfahren für Seltene Erden gelten nicht nur für US-Firmen. Auch europäische und deutsche Firmen sorgen sich seit Monaten wegen des komplizierten Antragsprozesses und langer Wartezeiten um die rechtzeitige Lieferung der wichtigen Rohstoffe. Der Handelskammer der EU in China zufolge blieb bei einzelnen Firmen deshalb bereits die Produktion kurzzeitig stehen.

Welche Rolle spielen Seltene Erden in dem Streit?

China ist für Seltene Erden ein globaler Hauptproduzent und nutzt dies als Hebel in den Verhandlungen mit den USA. Die Rohstoffe und daraus gefertigte Magnete werden in Industrie sowie der Hightech- und Rüstungsbranche benötigt. Seltene Erden stecken in Smartphones, Fernsehern, aber auch in Elektromotoren, Halbleitern oder Turbinen.

In China kommen die Bodenschätze in starker Konzentration vor. Zwar sind Seltene Erden, anders als ihr Name vermuten lässt, nicht unbedingt rar. Doch die Gewinnung der Bodenschätze ist schwierig und umweltschädlich, weil sie in anderen Rohstoffen gebunden sind. China hat sich auf das Verfahren spezialisiert.

(101029) -- BAOTOU, Oct. 29, 2010 (Xinhua) -- Photo taken on Oct. 27, 2010 shows a mine pit in Bayan Obo, north China s Inner Mongolia Autonomous Region, Oct. 27, 2010. PUBLICATIONxNOTxINxCHN
Abbau Seltener Erden in Nordchina.Bild: www.imago-images.de

Was nun folgen könnte

Seit der Zoll-Eskalation im April hatten beide Seiten viermal in europäischen Grossstädten verhandelt. Seitdem gelten deutlich niedrigere Zölle. Auch schienen sich die Streitparteien bei Themen wie dem Deal zum Verkauf der Videoplattform TikTok angenähert zu haben.

Doch nun spitzt sich der Handelsstreit erneut zu. Sollte Trump seine Drohung wahr machen, würden auf chinesische Importe an der US-Grenze zusammengerechnet mit den derzeit bestehenden Aufschlägen Zölle von 130 Prozent fällig, was den Handel wohl zum Erliegen brächte. China dürfte laut Experten dann ähnlich hart zurückschlagen.

Streit über weit mehr als Zölle und Rohstoffe

Längst geht es in dem Kräftemessen der beiden Grossmächte aber nicht mehr nur um Zölle und Rohstoffe. China kauft schon länger kein Soja mehr von US-Landwirten – eine Kernwählerschaft Trumps, der damit ihr Hauptkunde verloren ging. Washington schneidet China indes von wichtiger Spitzentechnologie im Computerchip-Bereich ab, welche die Chinesen für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz benötigen.

«Die neue Eskalation ist möglicherweise Ausdruck von Fehleinschätzungen beider Seiten», analysiert Gabriel Wildau von der Beratungsfirma Teneo. China könnte mit seinen Massnahmen bei Seltenen Erden versucht haben, seine Verhandlungsposition für das Treffen mit Trump in Südkorea zu verbessern. Peking könnte laut Wildau auch die Ende September um chinesische Firmen erweiterte Exportkontrollliste des US-Handelsministeriums als Eskalation verstanden haben. US-Beamte hatten darin lediglich eine technische Anpassung gesehen.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
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27 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ueli der Knecht
12.10.2025 20:52registriert April 2017
China macht neuerdings genau das Gleiche, was die USA schon seit Jahrzehnten praktizieren. Sanktionen und Embargos verhängen, um ihre Interessen durchzusetzen. Das machen die USA schon lange. So haben die USA ja auch schon mehrfach der Schweiz mehrere Milliarden abgepresst. Und auch die derzeitigen 39% Zölle für schweizer Importe dienen der USA nur zum Zweck, die Schweiz zu disziplinieren. Es ist gut, dass nun auch mal ein Staat sich wagt, die USA mit ihren eigenen dreckigen Methoden zu disziplinieren. Da kann Trump noch lange rumtoben. China hat hier den längeren Hebel.
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thirtyeighteen
12.10.2025 20:56registriert März 2021
Es sollte doch der ganzen Welt klar sein, dass es so nicht weitergehen kann- big Deal> 50%Zölle> 10%Zolle> 100%Zolle> 1100 %Zolle etc etc Es braucht Ruckkehr zu regelbasierter Wirtschaft
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Die Realität01
12.10.2025 21:55registriert März 2022
Wenn der Bully auf einen ähnlichen grossen Bully trifft.. wird es etwas schwieriger...
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