International
Hongkong

Hongkong verbietet Missachtung der chinesischen Nationalhymne

Hongkong verbietet Missachtung der chinesischen Nationalhymne

04.06.2020, 14:12
Mehr «International»
Pro-democracy lawmaker Tanya Chan, center, holds a placard reading "A murderous regime stinks for ten thousand years" as they protest at the main chamber of the Legislative Council in Hong K ...
Protest im Hongkonger ParlamentBild: keystone

Hongkongs Parlament hat die Missachtung der chinesischen Nationalhymne unter Strafe gestellt. Der nicht freigewählte Legislativrat der chinesischen Sonderverwaltungsregion stimmte am Donnerstag nach Protesten der Opposition für das umstrittene Gesetzesvorhaben.

Die Peking-treue Mehrheit argumentierte, es sei notwendig, damit die Hongkonger der chinesischen Nationalfahne ausreichend Respekt entgegenbrächten. Das Gesetz sieht Strafen bis zu drei Jahren Haft und bis zu 50 000 Hongkong Dollar vor, umgerechnet rund 6190 Schweizer Franken.

Die Verabschiedung fiel ausgerechnet auf den 31. Jahrestag der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in China am 4. Juni 1989. Dem Votum war ein monatelanges Tauziehen mit den oppositionellen Abgeordneten vorausgegangen, die das Gesetz mit parlamentarischen Manövern zu verhindern suchten.

Fast das ganze prodemokratische Lager boykottierte die Abstimmung, weil es das Gesetz als Eingriff in die Meinungsfreiheit ansieht. Die Nationalhymne wird unter den sieben Millionen Hongkongern nicht gerne gehört. Wenn sie zu Beginn von Fussballspielen gespielt wurde, waren häufig Buhrufe oder Pfiffe zu hören. Die Protestbewegung hat mit «Glory to Hong Kong» vielmehr ihre eigene Hymne gefunden.

Bei der Beratung im Legislativrat gab es einen Zwischenfall. Der Abgeordnete Eddie Chu Hoi-dick verteilte eine stinkende Flüssigkeit. Sicherheitsleute entfernten ihn und seinen Kollegen Raymond Chan gewaltsam aus dem Saal. Chu sagte später nach Medienberichten, es sei nur biologischer Dünger gewesen. Er habe gegen das Gesetz protestieren und an den Jahrestag des Massakers erinnern wollen.

Der Abgeordnete Ted Hui beklagte, dass das Gesetz über die «Beleidigung» der Nationalhymne sehr vage formuliert sei. «Es ist schlimm, dass das kriminelle Vergehen, der Nationalhymne keinen Respekt entgegenzubringen, und die Strafe schwerwiegend sind.» Die Strafe sei eine der höchsten weltweit. (aeg/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wenn an Demonstrationen Kunst entsteht
1 / 16
Wenn an Demonstrationen Kunst entsteht
Der Regenschirm ist zum Symbol der Demonstrationen in Hongkong für mehr Demokratie geworden.
quelle: x90027 / damir sagolj
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Hongkong hat immer weniger Platz
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
7 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Donald
04.06.2020 15:45registriert Januar 2014
Toll, dass ihr immerhin einen Artikel darüber schreibt, auch wenn auf eurer Seite zuerst 12 grosse Artikel über die USA erscheinen... es gibt ja auf der Welt sonst nichts wichtiges.
3510
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ökonometriker
04.06.2020 16:48registriert Januar 2017
Krass, wie in den Medien die Situation in HK immer verschwiegen wird. Gerade waren Zehntausende auf den Strassen. Victoria Park, Causway Bay, Wan Chai, Kwun Tong, Mongkok... und die offiziellen Medien sprechen nur von den wenigen Tausend, die sich trotz aller Verbote, Warnungen, Absperrbändern und 3000 Polizisten auf den Sportplatz im Victoria Park trauten.
253
Melden
Zum Kommentar
7
Online-Demütigung: Männer verbreiten Nacktfotos und Telefonnummern von Frauen auf Telegram
Männer stellen vermehrt Nacktbilder von Frauen, die sie kennen, ins Internet – zusammen mit ihren Telefonnummern. Obwohl es auch in der Schweiz Betroffene gibt, ermittelt die Polizei nicht proaktiv.

Wenn etwas eskaliert, folgen Taten. Doch was, wenn sich bereits eine Eigendynamik entwickelt hat?

Zur Story