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Nach Krebs-Diagnose von Prinzessin Kate: Auch William hasst die Medien

FILE - From left, Britain's Prince George, Kate Duchess of Cambridge, Prince Louis, Prince William and Princess Charlotte, arrive for a settling in afternoon at Lambrook School, near Ascot, Engla ...
Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Der Prince und die Princess of Wales mit ihren Kindern.Bild: keystone
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Nach Kates Krebs-Diagnose: «William hasst die Medien genauso wie sein Bruder Harry»

Die letzten Wochen waren für die britische Königsfamilie nicht gerade erholsam. Der Journalist Marc Roche verfolgt die Windsors seit fast 20 Jahren: das Interview.
25.03.2024, 14:2125.03.2024, 14:54
marine brunner, london
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Marc Roche, sprechen wir direkt über den enormen Schock der Krebsdiagnose von Kate.
Marc Roche: Diese Diagnose nimmt allen Gerüchten den Wind aus den Segeln, die seit Wochen in den sozialen Netzwerken kursieren. Mit diesem Video gelang es Kate in zwei Minuten, alle Fragen und Verschwörungstheorien auszuräumen. Und die gab es.

Ist die britische Monarchie nun in Gefahr, da Charles und Kate, zwei ihrer wichtigsten Führungsfiguren, ausser Gefecht gesetzt sind?
Ganz im Gegenteil! Die Art und Weise, wie Charles und Kate mit der Krebsdiagnose in den Medien umgingen, löste eine riesige Welle der Emotionen und Sympathie aus.

«Die Monarchie ist populärer als je zuvor.»

Die Presse ist voll des Lobes. Ich denke, die Briten haben verstanden, dass ihre Monarchie einen Fixpunkt in der Krise darstellt, obwohl es ihrem Land nicht gut geht. Dafür ist der reibungslose Ablauf bedroht, da die Zahl aktiver Mitglieder der Royal Family auf ein Minimum geschrumpft ist.

Marc Roche
Der Journalist Marc Roche im Café Diana im Londoner Stadtteil Notting Hill, wo er seit fast 40 Jahren lebt.Bild: watson

Ich nehme an, dass eine Rückkehr von Kate zu Ostern, wie sie gehofft hatte, nun ausgeschlossen ist?
Absolut ausgeschlossen. Es wird Williams Aufgabe sein, zwischen seinen hoheitlichen Pflichten als Stellvertreter seines Vaters und seiner Rolle als Ehemann und Vater an der Seite seiner Frau und Kinder zu navigieren. Die nächsten Monate werden schwierig werden.

Wie beurteilen Sie das PR-Debakel, mit dem der Prince und die Princess of Wales in den letzten drei Monaten konfrontiert waren?
Kate und William wollen sich selbst um ihr Image kümmern, das entspricht ihrer Generation. Das hat zu einigen Ausrutschern geführt. Und das wird auch in Zukunft nicht besser werden.

Warum?
William teilte die Funktionen auf. Wie in einer Firma hat er einen Generaldirektor ernannt, der für das Geschäftliche und die Finanzverwaltung zuständig ist. Parallel dazu hat er seinen Privatsekretär, der sich um die «hoheitlichen» Aspekte und die Beziehungen zu den Institutionen kümmert: Regierung, Kirche, Commonwealth etc. Williams Problem ist, dass er ständig die Rollen wechselt. Das ist neu. Wenn man früher in den Palast kam, verbrachte man dort seine ganze Karriere.

Was ist der Grund für die Instabilität im Kensington-Palast? Ist es nur ein «Generationen-Problem» oder hat es mit ihrer Persönlichkeit und ihrer Vorstellung von der Monarchie zu tun?
Beides stimmt. William ist von der horizontalen Hightech-Kultur geprägt. Im Kensington-Palast sitzen alle im selben Boot und arbeiten im selben Büro, was unter Elisabeth II. überhaupt nicht der Fall war.

«William hasst die Medien genauso wie sein Bruder Harry.»

Beide sehen sie als verantwortlich für den Tod ihrer Mutter, Lady Diana, an. Der Prince of Wales ist der Meinung, dass traditionelle Medien keine Bedeutung haben und Zeitverschwendung sind, ganz im Gegensatz zur verstorbenen Königin oder zu König Charles.

Apropos Charles ... Mit seiner Krebserkrankung und den jüngsten Problemen seines Sohnes und seiner Schwiegertochter macht der König wohl nicht die beste Zeit seines Lebens durch.
Zuerst 50 Jahre auf den Thron warten und dann solch ein erstes Jahr? Das ist wie bei Shakespeare!

«Auch wenn wir es nicht wissen, glaube ich, dass es Charles nicht gut geht. Es gibt eine Art Schweigepflicht, was den Zustand des Königs angeht.»

Darüber habe ich kürzlich mit anderen Journalisten in einer Buchhandlung diskutiert, wo das neueste Buch des Journalisten Robert Hardman vorgestellt wurde. Alle behaupten, dass alles in Ordnung sei. Aber ich finde, dass er sehr schlecht aussieht. Er hat viel Gewicht verloren. Seine Augen sind die eines Krebskranken. Sie glänzen. Das sind nicht nur die Augen eines alten Mannes. Ich weiss, wovon ich rede. (Lacht)

Wir wissen immer noch sehr wenig über seine Krankheit.
In der Tat. Das Gleiche gilt für Kate, und das ist ein Problem. Der Palast hat zwar versucht, Transparenz zu zeigen, aber sie sind auf halbem Wege stehen geblieben. Und es funktioniert nicht. Vor allem ist nicht nur die Art des Krebses, sondern auch der Grad des Krebses unbekannt: 1, 2, 3 oder 4.

«Eine viel wichtigere Information als die Art des Krebses ist sein Schweregrad.»

Wenn es 2 ist, ist es heilbar. 3 auch. Wenn es jedoch 4 ist ... Ich glaube nicht, dass das der Fall ist, weil sie in Grossbritannien heute in diesem Stadium nicht einmal mehr eine Behandlung anbieten.

Auch wenn es der König ist?
Vielleicht. Wie auch immer, die Abwesenheit des Königs, des Staatsoberhaupts wirft eine Menge Fragen auf. Der Palast schwört, dass er im Moment seine Pflichten erfüllen kann, aber eine Chemotherapie ist anstrengend. Werden Gesetze unterzeichnet? Werden Botschafter empfangen? Ganz zu schweigen von der Repräsentation. Es ist schwer, die Existenz eines Königs zu rechtfertigen, wenn man ihn nicht sieht. Wie Elisabeth II. ihr ganzes Leben lang sagte: «Will man glaubwürdig sein, muss man gesehen werden.» Diese Leute haben kein Privatleben.

Apropos Privatsphäre ... Glauben Sie, dass Kate und William keine Eheprobleme haben? Ist das ausgeschlossen?
Erst gestern war ich bei einem Briefing mit Robert Johnson, dem königlichen Korrespondenten des «Evening Standard», der ein Buch über Kate vorbereitet. Eine sehr provokante Kollegin fragte ihn, was es mit Williams angeblicher Geliebter, der Marquise Rose Cholmondeley, auf sich habe …

Und?
Ich habe sie bei einem Abendessen mit ihrem Ehemann, dem Marquis Cholmondeley, und dessen Liebhaber kennengelernt.

Das müssen Sie ausführen.
Dies geschah im Rahmen einer Ausstellung, die das Paar zuhause in seinem Herrenhaus in Houghton Hall veranstaltete. Der Marquis hatte den Ehrenposten des Lord Great Chamberlain von Elisabeth II. inne. «Le Monde» berichtete auf zwei Seiten darüber, und so fand ich mich einen Tag lang dort wieder. Rose, eine erhabene Frau und ehemaliges Model, war dort, ebenso wie Philip, der angebliche Liebhaber des Marquis. Wir taten so, als wäre nichts, es war aussergewöhnlich! Ich habe übrigens sehr schlecht gegessen.

Was denn?
Lasagne! Ich hasse das. Aber wir haben fabelhafte Weine getrunken.

«So ist das bei den Aristokraten: Man trinkt gut, aber isst sehr schlecht.»

Zurück zum Thema: Glauben Sie, dass sie Williams Geliebte ist?
Das ist sehr seltsam! Als meine Kollegin meinem Kollegen Robert Johnson diese Frage stellte, einem Mann, der so nett ist, wie es nur geht, ein wahrer Schatz, geriet er in Rage. Dabei ist er kein Mitglied des Palastes, sondern ein Journalist. «Wie können Sie es wagen, so etwas zu sagen? Es ist eine Schande, dass Sie mir diese Frage stellen, die traditionelle Presse berührt solche Gerüchte nicht» usw. Das zeigt, wie sensibel das Thema ist.

Dennoch muss man sich mit dem Thema auseinandersetzen, um die Wahrheit festzustellen ...
Das ist in der Tat so. Ich persönlich habe es gewagt, darüber zu schreiben, aber da ich bereits nicht mehr für «Le Monde» tätig war, blieb es unbemerkt. Zum Glück übrigens, denn der Palast hat reihenweise Klagen eingereicht. Vor allem die «New York Times» musste Artikel von ihrer Website entfernen. Die britische Monarchie ist wirklich eine Welt für sich. Im Gegensatz zu den Politikern haben sie keine Journalisten als Freunde. Das ist nicht ihr Ding. Ihre Welt bleibt sehr aristokratisch, weiss und protestantisch. Und es fällt ihnen schwer, aus dieser Welt auszubrechen.

Lassen Sie uns über Ihre Kontakte zum Palast sprechen. Wie haben Sie es als Belgier geschafft, sich in den exklusiven Kreis der «Royal Rota» einzureihen, der Journalisten mit direktem Kontakt zur königlichen Familie?
Als ich 2008 die erste französische Biografie über die Königin für Gallimard schreiben wollte, antwortete mir der Palast: «Legen Sie Ihr Projekt der Queen vor», und ich sagte zu. Und sie sagte ja! Man muss dazu sagen, dass der Palast zu dieser Zeit sehr frankophil war. Die Königin sprach Französisch, ihr Privatsekretär war mit einer Französin verheiratet und perfekt zweisprachig. Es wurde eine französische Kultur gepflegt. Dank dieser Biografie – auf die ich nicht sehr stolz bin, weil sie in Wirklichkeit schrecklich selbstgefällig war – konnte ich Teil der Royal Rota werden, bis ich «Le Monde» verliess. Alle Türen öffneten sich. Ich sah Prinzessin Anne, Prinz Philip, Prinz Andrew, Prinz Charles und auch die verstorbene Königin …

Die Königin?!
Sie gab nie Interviews. Aber ich habe sie Dutzende Male getroffen. Sie erinnerte sich in der Regel nicht an mich, da sie mir immer die gleichen Fragen stellte. Man muss wissen, dass Elisabeth II. Journalisten gegenüber keineswegs feindselig eingestellt war. Prinz Philip auch nicht.

«Wenn sie sich sicher fühlten und man die Regeln beachtete, waren sie sehr offen.»

Welche Regeln?
Es gibt Dutzende: Nichts Persönliches, keine Kontroversen, keine heiklen Fragen … Seit dem Aufkommen der sozialen Medien sehen die Mitglieder der königlichen Familie kaum noch jemanden. Sie beschränken sich auf einige Medien, die sich auf das Königshaus spezialisiert haben, und auf Koryphäen wie die Autoren Robert Lancey und Robert Hardman. Sie sehen sie, aber nur wenige. Nur tröpfchenweise. Der Zugang hat sich erheblich verengt.

Zu Recht, oder? Wenn man sich das mediale Debakel ansieht, mit dem sie seit drei Monaten zu kämpfen haben, versteht man, dass sie überhaupt nichts mehr sagen wollen.
Im Gegenteil, ich denke, die Monarchie zahlt den Preis dafür, dass sie den Zugang so stark eingeschränkt hat. Gleichzeitig haben sie meine volle Sympathie: Es gibt heute so viele Medien, dass es nicht mehr zu bewältigen ist.

Wie das?
Es ist ein sehr vertikales Unternehmen. Unter Elisabeth II. hatte ein einziger Kommunikationsdirektor die volle Verantwortung für alle Mitglieder der Familie. Seine Stellvertreter kümmerten sich jeweils um ein oder sogar zwei Mitglieder. Alle arbeiteten zusammen. Daher gab es nur sehr wenige Medienpannen. Das ist heute nicht mehr der Fall, da es zwei klar getrennte Höfe gibt, den Buckingham Palace und den Kensington Palace. Und ich befürchte, dass sich das in nächster Zeit nicht bessern wird. Wir müssen mit vielen weiteren Dramen rechnen.

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