International
Irak

Mindestens elf Tote nach Sturm auf Regierungspalast in Bagdad

Krise im Irak eskaliert – 11 Tote bei Gefechten in Grüner Zone in Bagdad

30.08.2022, 06:5530.08.2022, 08:30
Mehr «International»

Der politische Konflikt im Irak ist in der Nacht zum Dienstag weiter in Gewalt umgeschlagen. Videos zeigten die Miliz Saraja al-Salam des einflussreichen Schiitenführers Muktada al-Sadr, die sich in der sogenannten Grünen Zone in Bagdad mit Iran-treuen Milizen schwere Kämpfe liefert. Dabei waren lange Feuersalven zu hören. Mindestens elf Menschen seien getötet und 160 weitere verletzt worden, hiess es aus medizinischen Kreisen. Medien berichteten von 15 Toten und 350 Verletzten. Die Kämpfe gingen am Dienstagmorgen teils weiter.

In der rund zehn Quadratkilometer grossen und eigentlich hoch gesicherten Grünen Zone im Zentrum Bagdads befinden sich zahlreiche Regierungseinrichtungen, das irakische Parlament sowie mehrere Botschaften, darunter auch die diplomatische Vertretung der USA.

epa10145986 Supporters of Iraqi Shiite cleric Muqtada al-Sadr help injured protesters during clashes with anti-riot forces near the office of prime minister, Baghdad, Iraq, 29 August 2022. Several peo ...
Ein Demonstrant wird aus der Gefahrenzone begleitet, 29. August 2022.Bild: keystone
epa10145987 Supporters of Iraqi Shiite cleric Muqtada al-Sadr help injured protesters during clashes with anti-riot forces near the office of prime minister, Baghdad, Iraq, 29 August 2022. Several peo ...
Ein Verletzter wird aus der Gefahrenzone getragen, 29. August 2022.Bild: keystone

Berichten zufolge gingen in der Nacht auch mehrere Raketen in der Grünen Zone nieder. Videos in sozialen Netzwerken sollen zeigen, dass daraufhin auch das Raketenabwehrsystem (C-Ram) zum Schutz der US-Botschaft aktiviert wurde. Der niederländische Aussenminister Wopke Hoekstra teilte mit, in der Gegend um seine Botschaft werde gekämpft. Die Mitarbeiter seien evakuiert worden und würden vorübergehend aus der deutschen Botschaft arbeiten. Die Lage im Irak sei «sehr angespannt» und ändere sich rasch, schrieb Hoekstra bei Twitter.

Kurz vor dem Sturm hatte der 48 Jahre alte Geistliche seinen Rückzug aus der Politik erklärt. In dem Gebäude in der eigentlich hoch gesicherten Grünen Zone liegt unter anderem das Büro von Ministerpräsident Mustafa al-Kasimi.

Damit spitzt sich die politische Krise im Irak weiter zu, nachdem Demonstranten vor einem Monat bereits in das Parlamentsgebäude eingedrungen waren. Auch rund zehn Monate nach der Parlamentswahl können sich die Parteien weder auf einen Präsidenten noch einen Regierungschef einigen, während das Land unter einer Wirtschaftskrise, Inflation und Korruption ächzt.

epa10145384 (FILE) - Moqtada al-Sadr, the leader of Iraq's Sadrist movement speaks during a press conference at his office in Najaf, Iraq, 01 January 2013 (reissued 29 August 2022). Moqtada al-Sa ...
Muktada al-Sadr (Archivaufnahme aus dem Jahr 2013).Bild: keystone

Al-Sadrs Bewegung ging bei der Wahl zwar als klarer Wahlsieger hervor, konnte jedoch nicht die wichtige Zweidrittelmehrheit erreichen, die für die Präsidentenwahl erforderlich ist. Damit entstand eine politische Pattsituation.

Bereits zum zweiten Mal seit 2014 kündigte Al-Sadr seinen Rückzug aus der Politik an. Keine zwei Stunden nach der Ankündigung strömten Demonstranten in die Grüne Zone. Die Protestler beseitigten Barrieren und kletterten über Zäune. Sicherheitskräfte versuchten, die Menge mit Wasserwerfern auseinanderzutreiben. Die Belagerung des Palasts ging trotz einer ab dem Nachmittag geltenden Ausgangssperre weiter. Zeugen berichteten, sie hätten am späten Abend noch Schüsse innerhalb der Grünen Zone gehört. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
Schweizer in Pokrowsk: «Ich sterbe lieber hier, als hinter einem Bildschirm zu verrotten»

Seit Wochen drängt die russische Armee in Richtung Pokrowsk. Die Stadt in der Ostukraine, die vor dem Krieg rund 60’000 Menschen eine Heimat war, gilt als strategisch wichtiger Knotenpunkt. Und während Russland langsam, aber stetig vorrückt, richtet die ukrainische Armee Verteidigungsanlagen ein. Erwartet wird eine fürchterliche Abnützungsschlacht.

Zur Story