Der oberste iranische Führer droht Grossbritannien wegen des in Gibraltar festgesetzten iranischen Öltankers mit Konsequenzen. Das Schiff wird wegen Verdachts auf illegale Öllieferungen nach Syrien festgehalten.
«Diese böswilligen Briten stehlen unser Schiff, betreiben Piraterie und versuchen den Vorfall dann noch als legal dazustellen», sagte Ajatollah Ali Chamenei am Dienstag. «Das wird nicht ohne Antwort bleiben.»
Die Behörden in Gibraltar und die britische Royal Navy hatten den Supertanker «Grace 1» in der vergangenen Woche vor Gibraltar wegen des Verdachts auf illegale Öllieferungen nach Syrien festgesetzt. Der Kapitän und drei weitere Mitglieder der Besatzung wurden vorübergehend festgenommen, sind aber inzwischen wieder frei.
Iran protestierte, bestellte mehrmals den britischen Botschafter ein und forderte, das Schiff sofort weiterfahren zu lassen. Der Oberste Gerichtshof in Gibraltar ordnete jedoch an, dass der Tanker mindestens bis zum 21. Juli nicht wieder auslaufen darf.
Am Wochenende gab es erste Anzeichen einer Entspannung. Der britische Aussenminister Jeremy Hunt stellte eine Freigabe des Schiffes durch die Behörden in dem britischen Überseegebiet in Aussicht, sollte der Iran zusichern, dass die Ladung nicht für Syrien bestimmt sei.
Auch sein iranischer Amtskollege Mohammed Dschawad Sarif betonte, dass Teheran den Konflikt diplomatisch lösen wolle.
Die israelische Nichtregierungsorganisation Schurat Hadin kündigte allerdings an, Gibraltars oberstes Gericht anzurufen, um den Verkauf des iranischen Erdöls zum Zwecke der Entschädigung eines Opfers der palästinensischen Hamas-Bewegung zu erreichen.
Die Organisation hatte 2017 ein US-Gerichtsurteil erwirkt, das den Iran und Syrien wegen der Tötung eines US-Kleinkinds zur Zahlung von 178,5 Millionen Dollar verpflichtet.
Bei dem Angriff im Oktober 2014 hatte ein Palästinenser in Jerusalem Passanten angegriffen und ein US-Kleinkind und eine junge Frau getötet. Die vom Iran unterstützte Hamas reklamierte damals den Angriff für sich.
Schurat Hadin will nun den Verkauf des iranischen Erdöls nutzen, um die Eltern des getöteten Kleinkinds zu entschädigen. Es war zunächst unklar, ob das Gericht in Gibraltar den Antrag anhören würde. (mim/sda/dpa)