Gekniet warten sie auf ihre Hinrichtung und verlesen die Propaganda ihrer Kidnapper. Eine Frage, die immer wieder auftaucht, wenn der Islamische Staat (IS) eine westliche Geisel köpft und später ein Video davon verbreitet: Warum wehren sie sich nicht?
Saleh, ein desertierter IS-Übersetzer, glaubt die Antwort zu kennen: Weil sie nicht wissen, was ihnen blüht. In einem Interview mit dem britischen TV-Sender Sky News erklärt er, die Geiseln würden mehrere Scheinhinrichtungen durchlaufen, bis sich eine gewisse Normalität einstellt. Dann würden sie ahnunglos «Jihadi John» vorgeführt.
«Er befahl mir, ihnen zu sagen, dass sie nichts zu befürchten haben, dass wir sie nicht töten werden», so Saleh. Man wolle lediglich ihre Regierungen zwingen, den Kampf gegen den IS aufzugeben. «Wir haben kein Problem mit dir, du bist unser Gast», hätte er ihnen versichert.
Saleh sagt, er habe die Hinrichtung des Japaners Kenji Goto durch «Jihadi John» mit eigenen Augen gesehen. Der Sadismus des Briten sei grenzenlos: Goto habe einen arabischen Namen und eine IS-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt bekommen, um ihm die Angst zu nehmen. Alles nur ein Vorwand, damit es bei der «Produktion» der Videos keine Probleme gab.
Irgendwann merken die Geiseln, was mit ihnen geschieht. Es ist anzunehmen, dass sie sich dann wehren. Aber dieser Teil ist in den Videos jeweils nicht zu sehen. (kri)