Kurdische Kämpfer haben im Nordirak eine Offensive gegen die Terrormiliz «Islamischer Staat» («IS») gestartet. Sechs Dörfer im Grossraum der Stadt Mossul seien zurückerobert worden, berichtete ein Kommandant der Peschmerga am Sonntag.
Der Vorstoss habe am frühen Sonntagmorgen nach heftigem Artilleriebeschuss und mehreren Luftangriffen der US-geführten Allianz begonnen, berichtete ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters aus der Ortschaft Wardak etwa 30 Kilometer südöstlich von Mossul.
Der «IS» reagierte mit dem Beschuss der herannahenden Truppen, zudem wurde mindestens eine Autobombe gezündet. Über dem Kampfgebiet waren schwarze Rauchwolken zu sehen. Möglicherweise verbrannten die Islamisten Autoreifen, um die Sicht für Luftangriffe zu verschlechtern.
Aus der kurdischen Verwaltung verlautete zudem, der Einsatz diene der Vorbereitung einer Offensive auf die Millionenstadt selbst. Mossul ist seit der Einnahme durch den «IS» vor zwei Jahren faktisch die Hauptstadt der Extremisten im Irak.
Nach dem Willen von Ministerpräsident Haider al-Abadi soll der «IS» noch in diesem Jahr dort vertrieben werden. Damit wäre die Miliz zumindest im Irak nach seiner Ansicht praktisch besiegt. Beim Kampf gegen den «IS» wird der Irak von einer internationalen Koalition unter Führung der USA vor allem mit Luftangriffen unterstützt.
Auch in Syrien gerät der «IS» zunehmend in Bedrängnis. Am Wochenende kehrten Tausende Bewohner nach der Vertreibung des «IS» in die nordsyrische Stadt Manbidsch zurück.
Viele Familien, die in den vergangenen Wochen in Lagern ausserhalb des strategisch wichtigen Ortes ausgeharrt hatten, seien mit Hunderten Autos zurückgekehrt, teilten die von den USA unterstützten Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF) mit. «Heute ist der erste Tag, an dem sich das Leben wieder normalisiert», sagte ein Sprecher.
Manbidsch war seit Anfang 2014 unter der Kontrolle des «IS» und eine Hochburg der Extremisten. Über die Stadt bekam die Miliz Kämpfer und Nachschub von der türkischen Grenze.
Nach der Eroberung veröffentlichten die SDF Bilder, auf denen feiernde Menschen zu sehen waren. Männer schnitten ihre Bärte ab. Frauen verbrannten ihre Ganzkörperschleier, die sie auf Anordnung der Islamisten tragen mussten.
Bei ihrem Rückzug aus Manbidsch entführten «IS»-Kämpfer am Freitag etwa 2000 Zivilisten aus der Stadt, am Samstag kamen sie aber wieder frei. Sie seien an den Rändern der Stadt und im Hinterland freigelassen worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) mit. Die Terrormiliz zog sich an die türkische Grenze zurück, in die Stadt Dscharablus, rund 35 Kilometer nördlich von Manbidsch.
Bei den SDF handelt es sich um einen Zusammenschluss arabischer Kämpfer mit der kurdischen YPG-Miliz. Die Kurden kontrollieren bereits einen 400 Kilometer langen Streifen entlang der türkischen Grenze.
Nach der Vertreibung des «IS» aus Manbidsch wollen die kurdischen Kämpfer die Dschihadistenhochburg al-Rakka isolieren. Die zweite Phase des Vorstosses gegen die Terrormiliz in Nordsyrien werde sich auf die Region um die Stadt al-Bab konzentrieren, sagte SDF-Sprecher Idriss Nassan. Dabei handelt es sich um die Schlüsselregion für die Nachschubrouten in die inoffizielle «IS»-Hauptstadt. (rar/sda/reu/dpa/afp)