Mit einem grossangelegten Angriff auf Nuklearanlagen, militärische Ziele und Wohnhäuser hochrangiger iranischer Funktionäre versucht Israel gezielt, die Führung der iranischen Verteidigungskräfte zu eliminieren. Aus israelischer Sicht war das Unternehmen bisher sehr erfolgreich. Vor allem bei den Islamischen Revolutionsgarden überlebten viele hochrangige Mitglieder die gezielten Angriffe nicht.
Iran schwört für die Getöteten indes Rache. Doch wer waren die hochrangigen Funktionäre und Wissenschaftler, die bei den bisherigen Attacken ums Leben kamen?
Nach einer langen Karriere bei den Revolutionsgarden und unter anderem auch als Verteidigungsminister und Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats war Ali Schamchani vor seinem angeblichen Tod direkter politischer Berater des Obersten Führers Ali Chamenei. Zuletzt leitete er erfolglos die Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran mit dem Ziel, ein nukleares Friedensabkommen zu schliessen.
Iranische Medien meldeten am Montag, Schamchani habe überlebt. Er sei im Spital und «relativ stabil».
Als Chef des Generalstabs der iranischen Streitkräfte koordinierte Bagheri die Aktivitäten der regulären Armee und der Revolutionsgarde – und war damit das höchstrangige Mitglied des iranischen Militärs. Bei Hardlinern im Iran geriet er in Kritik, als er bei einer viel beachteten Rede Frieden und Deeskalation forderte.
Gholam Ali Raschid leitete das Chatam-al-Anbija, das Kommandozentrum der iranischen Streitkräfte, das direkt dem Generalstab unterstellt ist. Es hat die Aufgabe, gemeinsame militärische Operationen innerhalb der iranischen Streitkräfte zu planen und zu koordinieren. Wie Bagheri gehörte er zum Stab der iranischen Streitkräfte.
Raschid fiel dadurch auf, dass er verschiedene terroristisch eingestufte Organisationen wie die Hisbollah, die Huthis und die Hamas nicht als Verbündete, sondern als «direkten Arm der iranischen Streitkräfte» bezeichnete.
Hossein Salami war Befehlshaber der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) – der Armee der Wächter der Islamischen Revolution. Sie kommt gegen die Zivilbevölkerung zum Einsatz, wenn diese gegen Unterdrückung protestiert. Zusammen mit der regulären Armee (Artesch) bildet die Islamische Revolutionsgarde die Streitkräfte der Islamischen Republik Iran. Sie besitzt nicht nur ein eigenes Heer, sondern beispielsweise auch über einen eigenen Geheimdienst – und eine eigene Luftwaffe.
Kasemi war Kommandant des Geheimdienstes der Islamischen Revolutionsgarden. Als solcher wird er für zahlreiche Menschenrechtsverbrechen gegen die iranische Zivilbevölkerung verantwortlich gemacht. Sein Tod wurde am 15. Juni bestätigt.
Bei derselben Attacke wie Kasemi wurde auch Hassan Mohaghegh getötet. Er war Kasemis Stellvertreter und die Nummer zwei im Geheimdienst der Islamischen Revolutionsgarden. Man habe die beiden «erwischt», meldete Israels Premierminister Benjamin Netanjahu.
Der Kommandeur der Luftwaffe der Islamischen Revolutionsgarde, Amir Ali Hadschisadeh, wurde am Freitag getötet, als er sich mit anderen hochrangigen Luftwaffenmilitärs in einem Kommandobunker versammelte. Er stand dem Raketenprogramm vor.
Hadschisadeh gestand 2020 den Abschuss einer ukrainischen Passagiermaschine, bei dem 176 Menschen getötet wurden.
Pour gehörte ebenfalls zur Luftwaffe der Islamischen Revolutionsgarden und war Kommandeur der Drohneneinheit.
Er war Kommandant der Luftverteidigungseinheit der Luftwaffe des IRGC. Israel hat nach eigenen Angaben im Westen des Irans die Lufthoheit übernommen.
Esmail Qaʾani gehörte ebenfalls zur Islamischen Revolutionsgarde und kommandierte im Rang eines Generalmajors die Quds-Brigaden. Diese Elitetruppe ist die «Auslandseinheit» der IRGC und arbeitet eng mit der Hisbollah und der Hamas zusammen. Bereits im Oktober war über seinen Tod gemutmasst worden.
Das Gerücht ging, Qa'ani sei bei einem Raketenangriff im Libanon schwer verletzt oder gar getötet worden. Eine offizielle Bestätigung blieb indes aus. Qa'ani starb ebenfalls am Freitag, dem 13. Juni 2025.
Brigadegeneral Gholam Reza Mehrabi war stellvertretender Leiter des Nachrichtendienstes im Generalstab der Streitkräfte.
Generalstabsmitglied Rabani gehörte ebenfalls zu den Revolutionsgarden. Er war stellvertretender Operationschef der Streitkräfte und damit zuständig für die Planung und Logistik.
Abbassi war ein iranischer Kernphysiker, der zwischen 2011 und 2013 Irans Atomprogramm leitete. 2010 überlebte er einen Anschlag schwer verletzt, als ein Motorradfahrer einen Sprengsatz an seinem Wagen befestigte, als er zur Arbeit fuhr. Iran verdächtigte bereits damals Israel – aber auch die USA. In einem Interview im Jahr 2012 räumte Abbassi ein, dass Iran der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) absichtlich falsche Angaben zum Atomprogramm gemacht habe.
Tehrantschi war wie Abbassi Atomphysiker und Professor am Laser- und Plasmaforschungsinstitut an der Universität Schahid Beheschti.
(tog)
PS: Für Russland habe ich keine Hoffnung, dass das Volk jemals frei sein wird.
Auch ich kritisiere das unmenschliche Vorgehen Israels in Gaza. Aber die neuerliche Leistung - nach der Pager-Aktion - ist schon enorm beeindruckend. Diesbezüglich meine Anerkennung. Zur restlichen Politik hingegen...