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Uno-Sicherheitsrat will Soforthilfe für Gaza – Israel warnt Hamas

An aerial view of a destroyed building after it was hit last week by Israeli airstrikes, in Gaza City, Saturday, May 22, 2021.(AP Photo/Khalil Hamra)
Durch einen israelischen Luftangriff zerstörtes Gebäude in Gaza. Bild: keystone

Uno-Sicherheitsrat will Soforthilfe für Gaza – Israel warnt Hamas

23.05.2021, 11:3523.05.2021, 13:43
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Nach der Waffenruhe im Gaza-Konflikt hat sich der Uno-Sicherheitsrat für schnelle humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen stark gemacht. Er betonte in einer Stellungnahme am Samstag zudem die Dringlichkeit, dauerhaften Frieden in der Region zu erreichen – mit dem Ziel von «zwei demokratischen Staaten», Israel und Palästina, friedlich Seite an Seite. Auch US-Präsident Joe Biden und die Europäische Union drängen auf eine solche Lösung.

In der Nacht auf Freitag war eine Waffenruhe in Kraft getreten. Israel und die im Gazastreifen herrschende islamistische Hamas hatten sich darauf unter Vermittlung Ägyptens nach einem elftägigen Schlagabtausch verständigt.

Israelische Warnungen

Israel hat jedoch die Sorge, Hilfslieferungen in den blockierten Küstenstreifen könnten wie nach dem letzten Gaza-Krieg 2014 für eine Aufrüstung der Hamas missbraucht werden. Israelische Minister bekräftigten, Israel werde künftig auf jeden Angriff aus dem Palästinensergebiet deutlich härter reagieren als zuvor. Finanzminister Israel Katz sagte am Sonntag: «Für jeden Angriff auf den Süden muss es gezielte Tötungen von Hamas-Führern geben und Feuer auf Hamas-Ziele.» Jihia al-Sinwar, Hamas-Chef im Gazastreifen, werde für jeglichen Angriff «mit seinem Kopf bezahlen».

Nach Angaben der israelischen Armee hatten militante Palästinenser während des Waffengangs mehr als 4360 Raketen auf Israel abgefeuert. 680 davon seien im Gazastreifen selbst eingeschlagen. Bei den Angriffen seien in Israel 13 Menschen getötet worden. Die israelische Armee habe mehr als 1500 Ziele in dem Küstenstreifen beschossen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden 248 Palästinenser getötet, mehr als Viertel davon Minderjährige. Israels Armee spricht dagegen von mehr als 200 getöteten militanten Palästinensern im Gazastreifen.

Die von der Hamas kontrollierten zivilen Regierungsstellen in dem Küstenstreifen nahmen am Sonntag wieder ihre Arbeit auf. Die israelischen Angriffe zielten auf die militärische Infrastruktur der Hamas ab, richteten aber zugleich enorme Schäden an Wohn- und Hochhäusern, Gesundheitseinrichtungen und anderen öffentlichen Gebäuden an. Der Alltag der mehr als zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens kam zum Erliegen. Die Bombardements verbreiteten unter den Zivilisten Angst und Schrecken.

Demonstrationen

Bei einer Kundgebung in Tel Aviv forderten mehrere tausend Demonstranten am Samstagabend eine friedliche Lösung des Jahrzehnte alten Konflikts mit den Palästinensern. «Dies ist unser aller Heim» und «Gleichberechtigung für alle Bürger» stand auf Schildern, die Demonstranten in die Höhe hielten.

In zahlreichen Städten weltweit nahmen am Samstag Tausende Menschen an pro-palästinensischen Demonstrationen teil, darunter in Berlin, London und Paris. Auf Plakaten forderten die Demonstranten unter anderem «Freiheit für Palästina». In New York und Los Angeles kam es am Rande solcher Kundgebungen in den letzten Tagen zu schweren antisemitischen Übergriffen.

epa09220504 Thousands of supporters of Palestine attend a Palestine solidarity demonstration in central London, Britain, 22 May 2021. Ceasefire between Israel and the Palestinian militant group Hamas  ...
Demonstration in London.Bild: keystone

«Unerträgliche antisemitische Äusserungen»

Nach Ansicht des Antisemitismusbeauftragten der Berliner Polizei, Wolfram Pemp, wurde der Hass auf Juden lange massiv unterschätzt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte in ihrer wöchentlichen Videobotschaft: «Wer Hass gegen Juden auf unsere Strassen trägt, wer volksverhetzende Beleidigungen äussert, stellt sich ausserhalb unseres Grundgesetzes.» Die Kanzlerin sprach von «unerträglichen antisemitischen Äusserungen auf einigen Demonstrationen der letzten Tage». Sie forderte spürbare Folgen für die Täterinnen und Täter.

Nach rund drei Wochen Zutrittsverbot wurde der Tempelberg in Jerusalem am Sonntag wieder für jüdische Besucher geöffnet. Die heilige Stätte war wegen schwerer Konfrontationen von Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften während des muslimischen Fastenmonats Ramadan für Juden geschlossen worden. Die Zusammenstösse gelten als einer der Auslöser für den jüngsten Gaza-Konflikt. Dieser begann am 10. Mai, als Mitglieder der Hamas Raketen auf Jerusalem abfeuerten.

The Dome of the Rock mosque in the Al Aqsa Mosque compound, also known to Jews as the Temple Mount, is seen above the Western Wall, bottom right, in Jerusalem's Old City in this aerial photo, Tue ...
Tempelberg in Jerusalem.Bild: AP

Am Freitag war es auch nach der Waffenruhe auf dem Tempelberg zu neuen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Nach Angaben der israelischen Polizei wurden in der Nacht zum Sonntag 33 Palästinenser festgenommen, die bei den Ausschreitungen in Ost-Jerusalem beteiligt gewesen seien. Bereits am Samstag kam es zu mehreren Festnahmen.

Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit Felsendom und Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. (sda/dpa)

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Die Israel-Palästina-Eskalation im Mai 2021 in Bildern
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Die Israel-Palästina-Eskalation im Mai 2021 in Bildern
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quelle: keystone / mohammed saber
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«Ich schlafe kaum» – ein Palästinenser in Haifa über sein Leben in Israel
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36 Kommentare
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frank frei
23.05.2021 12:06registriert September 2018
"Die Bombardements verbreiteten unter den Zivilisten Angst und Schrecken."
Wird langsam Zeit, dass für die palästinensische Zivilbevölkerung Schutzräume gebaut werden.

"Bei einer Kundgebung in Tel Aviv forderten mehrere tausend Demonstranten am Samstagabend eine friedliche Lösung des Jahrzehnte alten Konflikts mit den Palästinensern."
Vernünftige gibt es auf beiden Seiten. Sie haben's leider sehr schwer. Denen gilt mein Respekt und meine Solidarität.
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phreko
23.05.2021 12:27registriert Februar 2014
"Israel hat jedoch die Sorge, Hilfslieferungen in den blockierten Küstenstreifen könnten wie nach dem letzten Gaza-Krieg 2014 für eine Aufrüstung der Hamas missbraucht werden."

Übersetzt heisst dies, Baumaterial darf nicht eingeführt werden, da damit Tunnels gebaut werden könnten. Im Endeffekt ist es somit eine fortlaufende Zerstörung der Infrastruktur, ohne dass den Palästinensern im Gazastreifen die Möglichkeit gelassen wird, schon nur annähernd gleichwertigen Ersatz zu bauen. Es bleibt nur der fortschreitende Niedergang...
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Doplagus
23.05.2021 14:22registriert Dezember 2019
Finde es interessant, dass jegliche kritik, auch berechtigte, an israel und deren handlungen, sofort und ohne Widersprüche mundtot gemacht werden kann.

"Das ist Antisemitismus"
2017
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