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US-Angriff auf Iran: Hinweise, dass Atomanlagen nicht zerstört wurden

President Donald Trump arrives for a formal dinner at the Paleis Huis ten Bosch ahead of the NATO summit in The Hague, Netherlands, Tuesday, June 24, 2025. (AP Photo/Markus Schreiber)
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Donald Trump bei der Ankunft am Nato-Gipfel in Den Haag.Bild: keystone

Leak im Pentagon schürt Zweifel am Erfolg des US-Angriffs im Iran

Donald Trump rühmte sich und die US-Armee für den Bombenangriff auf iranische Atomanlagen. Doch ein geleakter Geheimdienstbericht deutet nun an, dass der Schlag gar nicht so erfolgreich war.
25.06.2025, 05:0325.06.2025, 09:36
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Schenkt man Donald Trump Glauben, war der US-Luftschlag gegen den Iran ein voller Erfolg. Komplett zerstört worden seien die kritischen Anlagen in Fordo und Natans, das iranische Atomprogramm vernichtet, behauptete Trump mehrfach. Dazu eine aufgezwungene (aber bisher äusserst brüchige) Waffenruhe für die beiden Kriegsparteien Iran und Israel: Trump war bereit, beim am Dienstag gestarteten Nato-Gipfel in den Niederlanden Lorbeeren ohne Ende einzusammeln. Der niederländische Nato-Boss Mark Rutte zeigte bereits, wie das in Trumps Idealvorstellung wohl aussehen sollte.

Doch nun droht diese Vorstellung arg erschüttert zu werden. Das Ungemach kommt dabei aus den eigenen Reihen. Ein US-Geheimdienstbericht, der CNN zugespielt wurde, suggeriert nämlich, dass die US-Bombenangriffe keineswegs so erfolgreich waren, wie das der US-Präsident verkündet hatte. Die Kernkomponenten der iranischen Atomindustrie seien nämlich nicht zerstört, das Programm nur um Monate zurückgeworfen worden.

Diese Einschätzung wird in einem bisher nicht veröffentlichten Bericht des Pentagon-Geheimdienstes DIA wiedergegeben. Zwei anonyme Quellen erklärten gegenüber CNN, dass die Untersuchungen noch nicht vollständig abgeschlossen sind und sich die definitive Einschätzung noch ändern kann. Doch die vorläufigen Ergebnisse stehen im krassen Widerspruch zu Trumps Aussagen und auch jenen von Pete Hegseth, Verteidigungsminister und Pentagon-Chef.

Laut dem Bericht sind sowohl grosse Teile der Zentrifugen für die Atomanreicherung als auch des iranischen Uranvorrats intakt geblieben. Nach wie vor gibt es zudem Hinweise, dass die Iraner stark angereichertes Material bereits Tage vor den Angriffen in Sicherheit gebracht hatten.

In Washington sorgt das Leak für Aufruhr. Die Mediensprecherin des Weissen Hauses, Karoline Leavitt, erklärte vor Medien ziemlich angesäuert, dass der Bericht des eigenen Geheimdienstes nicht korrekt sei. Sie sagte gegenüber den Journalisten:

«Diese angebliche Einschätzung ist schlichtweg falsch und wurde als ‹streng geheim› eingestuft, wurde aber dennoch von einem anonymen, unbedeutenden Verlierer aus dem Geheimdienst an CNN durchgestochen.»

Das Zuspielen des Berichts an den US-Sender sei «ein klarer Versuch, Präsident Trump herabzuwürdigen und die Leistung der tapferen Kampfjetpiloten zu diskreditieren (...).»

White House press secretary Karoline Leavitt listens to a reporter speak during a press conference in the James Brady Press Briefing Room at the White House, Thursday, June 19, 2025, in Washington. (A ...
Muss sich mit Indiskretionen im eigenen Lager befassen: Karoline Leavitt.Bild: keystone

Andere Vertreter der US-Politik zeigen sich weniger überzeugt. So hatte der Generalstabschef des Weissen Hauses, Dan Caine, bereits am Sonntag erklärt, dass man zuerst auf Informationen warten müsse, um das Ausmass der Schäden einordnen zu können. Damit hatte er indirekt Trump widersprochen, der bereits unmittelbar nach dem Angriff die «komplette Zerstörung» der Anlagen verkündet hatte.

Der republikanische Abgeordnete Michael McCaul rudert derweil vorsorglich bereits zurück. Gegenüber CNN erklärt er, es sei von Anfang an nie die Absicht gewesen, die Anlagen vollständig zu zerstören, sondern nur «erheblichen Schaden» anzurichten.

«Es war immer klar, dass es sich nur um einen vorübergehenden Rückschlag handeln würde.»

Unterstützt werden die Hinweise, dass die US-Angriffe nicht so erfolgreich wie zuerst dargestellt waren, auch von der Tatsache, dass Trumps Regierung am Dienstag zwei Sitzungen zu der Operation mit dem Senat und dem Repräsentantenhaus ohne Angabe von Gründen auf Donnerstag verschoben hatte. Für den demokratischen Abgeordneten Pat Ryan ist klar, weshalb. Auf X schrieb Ryan unter Bezugnahme auf Trump und die Sitzungsabsage:

«Der wahre Grund (für die Verschiebung, d.Red.)? Er behauptet, er habe ‹alle Atomanlagen und Kapazitäten› zerstört; aber sein Team weiss, dass es seine Grossspurigkeit und seinen Unsinn nicht stützen kann.»

Trump selbst hält an seiner Aussage, alles sei komplett zerstört, fest. In der Nacht auf Mittwoch bekräftigte er erneut seine Darstellung auf Truth Social und bezeichnete CNN und die «New York Times» unter der ausschliesslichen Verwendung von Grossbuchstaben als «Fake»-Medien, die «versuchen, einen der erfolgreichsten Militärschläge der Geschichte kleinzureden».

trumptweet
Bild: truth social
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137 Kommentare
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Tugium
25.06.2025 05:18registriert Oktober 2017
Unmöglich! Das war der grösste, schönste, beste, genaueste, stärkste und mutigste Angriff aller Zeiten!!
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Humanoides
25.06.2025 06:02registriert November 2020
Derzeit hat man das Gefühl sich in einer surrealen Welt zu bewegen.
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Chrisbe
25.06.2025 06:12registriert Oktober 2019
"Doch die vorläufigen Ergebnisse stehen im krassen Widerspruch zu Trumps Aussagen..."
🤡
Echt jetzt? Das hätte ich nie gedacht.
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