Israels Armee gerät immer mehr unter den Einfluss einer nationalreligiösen Bewegung. Dies berichtet der englische «Guardian».
Mittlerweile stammen 40 Prozent der Absolventen der Infanterie-Offiziersschulen der Armee aus nationalreligiösen Gemeinschaften. Diese machen rund 12 bis 14 Prozent der israelischen Bevölkerung aus, heisst es im Bericht.
Kritiker befürchten nun, dass diese Bewegung innerhalb der Armee ihre eigene Agenda verfolgen wird. «Die Angst der säkularen Kräfte ist, dass dies nicht nur den Charakter der Kämpfe, sondern auch den Charakter der israelischen Gesellschaft insgesamt bestimmen kann, sollten diese Nationalreligiösen in den einflussreichsten Positionen in der Armee sitzen», sagt Rabbi Oury Cherki, ein prominenter geistlicher Führer der nationalreligiösen Gemeinschaft gegenüber dem «Guardian».
Eine wichtige Rolle in der Rekrutierung von nationalreligiösen Rekruten spielen gemäss dem Bericht vormilitärische Akademien, die zur «Förderung des Einflusses der Gemeinschaft» eingerichtet wurden. Diese Akademien gewinnen immer mehr an Bedeutung: Yagil Levy, Professor für militärische Beziehungen an der Open University of Israel, sagte:
Der ehemalige stellvertretende Generalstabschef der israelischen Armee, Yair Golan, sagt, «einige dieser Akademien lehren antidemokratische Werte».
Yehuda Shaul, Mitbegründer der unabhängigen Denkfabrik «Ofek», warnte vor dem wachsenden Einfluss der Akademien: «Sie sind Teil einer grösseren Anstrengung in der israelischen Gesellschaft, einen Elitewechsel von der säkularen Mittel- und Oberschicht der alten Schule hin zur Nationalreligiösen zu vollziehen.» Dies würde seit Jahren auf breiter Front stattfinden.
Er belegt den wachsenden Einfluss mit Zahlen:
Der wachsende Einfluss der Nationalreligiösen in der Armee sei gemäss Luiz Aberbuj, ein in Brasilien geborener Soldat, der 2014 bis 2016 in der Kfir-Brigade diente, bereits deutlich spürbar: «Ich habe während meines Dienstes einige sehr radikale Ideologien gehört», sagte er und fügt hinzu:
Er sei sich sicher, dass dies das Bewusstsein einiger Soldaten beeinflusst habe.
«Der Diskurs ist sehr rechtslastig, sehr religiös, sogar messianisch, man spricht von Gaza als ‹uns› und ‹wir haben es verdient› … mit vielen Vorurteilen gegenüber den Palästinenser», lässt er sich zitieren.
Angesprochen auf die Vorwürfe sagt ein Sprecher der israelischen Armee: «Der IDF unterscheidet nicht zwischen ihren Rekruten aufgrund ihrer religiösen Identität. Die IDF-Einheiten bestehen aus Personen mit unterschiedlichem Hintergrund, sowohl aus säkularen als auch aus religiösen Personen, die alle zusammen im Militär dienen.»
Der Grund, warum die Nationalreligiösen eine verstärkte Präsenz in der israelischen Armee verfolgen, war gemäss Levy der Rückzug der IDF aus dem Gazastreifen 2005:
«Der Rückzug wurde von den Nationalreligiösen als Misserfolg und Verrat empfunden. Sie kamen zu dem Schluss, dass sie ihre Präsenz im Militär verstärken müssen, um eine andere Armee zu schaffen.» (ome)
Dazu muss man nicht erst ins Militär, diese Konditionierung findet schon in den offiziellen Schulbüchern statt, denen alle Schulkinder unterworfen sind, damit sie bei der Einberufung ins Militär geistig «fit» sind für en Einsatz gegen die Palästinenser. Wer es wirklich wissen will, dem empfehle ich die fundierte Untersuchung von Nurit Peled-Elhanan: «Palästina in israelischen Schulbüchern», im Verlag Stiftung Hirschler (englisches Original 2012, deutsche Übersetzung 2020).