International
Israel

Zehntausende Israelis protestieren wieder gegen Politik der Regierung

Zehntausende Israelis protestieren wieder gegen Politik der Regierung

17.06.2023, 22:0618.06.2023, 17:08
Mehr «International»

Zehntausende Menschen sind in Israel erneut aus Protest gegen die Politik der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu auf die Strasse gegangen. Zur Hauptkundgebung in der Küstenmetropole Tel Aviv kamen am Samstagabend israelischen Medien zufolge 100'000 Menschen. Insgesamt gab es Proteste in rund 150 Städten.

Die Demonstranten sprachen sich gegen eine von der Regierung geplante Justizreform aus. «Wir haben kein anderes Land», stand auf Plakaten. Einige Schilder richteten sich gegen die Besetzung der palästinensischen Gebiete.

Israelis protest against plans by Prime Minister Benjamin Netanyahu's government to overhaul the judicial system in Tel Aviv, Israel, Saturday, June 17, 2023. (AP Photo/Ariel Schalit)
Ein Bild von den samstäglichen Protesten in Tel Aviv.Bild: keystone

Zu der Kundgebung in Tel Aviv kam auch Oppositionsführer Jair Lapid, wie israelische Medien berichteten. Fotos zeigten ihn inmitten des Protests vor einem Meer aus blau-weissen Nationalflaggen. In einem Vorort Tel Avivs erstatteten Demonstranten Anzeige, weil sie aus einem vorbeifahrenden Auto mit Pfefferspray angegriffen wurden, wie die Zeitung «Haaretz» meldete. Mehrere Frauen seien dabei verletzt worden.

Regelmässige Proteste

In Israel kommt es seit Jahresbeginn regelmässig zu Demonstrationen gegen die Regierung. Netanjahus Koalition will mit einer Justizreform das oberste Gericht gezielt schwächen. Die Regierung wirft ihm übertriebene Einmischung in politische Entscheidungen vor. Kritiker sehen die Gewaltenteilung in Gefahr und warnen vor einer Staatskrise.

Netanjahu hatte die Pläne nach massivem Druck im März ausgesetzt. Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition blieben bislang ohne Einigung.

In dem Streit kassierte die Regierung am Mittwoch eine Schlappe. Bei einer Abstimmung im Parlament wurde eine Abgeordnete der Opposition auch mit Stimmen der Regierungskoalition zur Vertreterin in einem Gremium gewählt, das die Richter bestimmt. Eine Vertreterin der Regierung bekam dagegen nicht genug Ja-Stimmen.

Nun muss binnen 30 Tagen erneut über den Posten abgestimmt werden. Lapid sagte, man werde Verhandlungen mit der Regierung über die Justizreform erst dann fortsetzen, wenn die Besetzung des Gremiums endgültig feststehe.

(dsc/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Wie die Nelken­re­vo­lu­ti­on in Portugal Schweizer Ängste beflügelte
Im April 1974 brach in Portugal eine der ältesten Diktaturen Europas zusammen. In der Schweiz machte man sich Sorgen um die Zukunft Portugals. Auch wegen des fragilen politischen Gleichgewichts in Südeuropa.

Weit entfernt von der Grossmacht, die es im 19. Jahrhundert war, als es sich über fünf Kontinente erstreckte, wurde das portugiesische Kaiserreich 1974 durch lange und kostspielige Kolonialkriege in Afrika destabilisiert. Der Estado Novo führte in seinen afrikanischen Kolonien an drei Fronten Krieg: in Angola, auf den Kapverden und in Guinea-Bissau und Mosambik. Diese Kolonialkriege dauerten seit etwa zehn Jahren an, ohne dass sich ein Ende abzeichnete.

Zur Story