Die Opferzahlen aufgrund der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israel und der Hamas steigen und steigen. Während auf israelischer Seite über 900 Tote beklagt werden, ist die Zahl auf jener der Palästinenser nach den Gegenschlägen Israels auf mittlerweile 680 gestiegen. Zudem wurden deutlich über 5000 Personen verletzt, auf beiden Seiten ungefähr gleich viele, wie unter anderem die «Süddeutsche Zeitung» berichtet.
Der Konflikt zwischen Juden und Muslimen im Nahen Osten ist Jahrhunderte alt und hat unzählige Menschenleben gefordert. In jüngerer Vergangenheit ist dank der Arbeit der Militärbeobachter der Vereinten Nationen (UN) statistisch erfasst, wie viele Menschen bereits Opfer des immer wieder aufflammenden Konfliktes geworden sind.
Die folgende Grafik zeigt die absoluten Todeszahlen der Konfliktparteien seit 2008 (Stand 31. August 2023 – die Opfer der jüngsten Eskalation sind noch nicht miteinbezogen).
Insgesamt sind laut den UN-Beobachtern seit 2008 6407 Menschen auf palästinensischer Seite gestorben. Israel verzeichnete in den vergangenen 15 Jahren hingegen «nur» 308 Todesopfer. Ähnlich gross ist die Differenz bei den Verletzten: 152'560 Palästinenserinnen und Palästinenser stehen 6307 Israelinnen und Israelis gegenüber.
Die meisten Menschen starben jeweils, bei offenen Kämpfen zwischen der israelischen Armee und palästinensischen Kräften. Vor 2023 gab es solche in den Jahren 2008, 2009, 2014 und 2021.
Das Jahr 2014 sticht mit insgesamt über 2400 Todesopfern hervor, als Israel in einer mehrwöchigen Offensive am Boden und in der Luft gegen die Hamas vorging. Der Offensive vorausgegangen war die Bildung einer Einheitsregierung der zuvor rivalisierenden palästinensischen Gruppen Fatah und Hamas, welche Israel ablehnte. Ebenfalls zur Eskalation beigetragen hatte die Entführung und Ermordung von drei israelischen Backpackern, die im Westjordanland unterwegs gewesen waren.
In Jerusalem wurde daraufhin ein 16-jähriger Palästinenser ermordet – eine mutmassliche Racheaktion, die zu wochenlangen Unruhen und verstärktem Raketenbeschuss Israels aus dem Gazastreifen führte. Am 8. Juli startete Israel deswegen einen grossangelegten Angriff aus der Luft gegen die Hamas im Gazastreifen, eine gute Woche später folgte der Einmarsch von Bodentruppen.
Der Konflikt zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil ziviler Opfer – auf beiden Seiten sind es laut UN-Zahlen deutlich über 50 Prozent der Toten Zivilistinnen und Zivilisten (Palästina: 3803 von 6407, Israel: 177 von 308).
Die Kämpfer der Hamas sind berüchtigt dafür, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. So legen sie beispielsweise Munitionsdepots bewusst in Wohnquartieren an oder verschanzen sich in Häusern von zivilen Personen.
Für ziemlich genau die Hälfte (3212) aller Toten auf palästinensischer Seite sind Angriffe der israelischen Luftwaffe verantwortlich, der Grossteil davon erfolgte im Jahr 2014. 1439 Menschen wurden derweil durch den Einsatz von Schusswaffen getötet. Ursprung dieser Vorfälle sind hauptsächlich Demonstrationen, die Suche von israelischen Soldaten nach bestimmten Personen sowie Zwischenfälle mit israelischen Siedlern im Westjordanland.
Auffallend dabei ist: Seit der Eskalation 2014 hat sich die Anzahl der Todesopfer durch Konflikte mit israelischen Siedlern deutlich erhöht. Von 254 palästinensischen Todesopfern, die im Zusammenhang mit einem solchen Konflikt starben, datieren 225 auf nach dem 1. September 2014.
Israel betreibt seit Jahren – und insbesondere seit der Machtübernahme der rechtskonservativen Regierung – eine expansive Siedlungspolitik im Westjordanland, das eigentlich palästinensisches Gebiet ist. Trotz internationaler Kritik treibt die derzeitige Regierung den Siedlungsbau voran, welcher als einer der Hauptgründe für die andauernden Auseinandersetzungen zwischen den beiden Parteien gilt.
Auf israelischer Seite sterben die meisten Menschen durch gezielte Terrorattacken der Hamas. Israel besitzt mit dem Abwehrsystem «Iron Dome» eine verlässliche Waffe zum Abschuss von palästinensischen Raketen.
Der Grossangriff der Hamas auf Israel am vergangenen Samstag sorgt in verschiedener Hinsicht für neue Dimensionen im Konflikt, zumindest in der jüngeren Vergangenheit. Mit den über 900 gemeldeten Todesopfern – mehrheitlich Zivilistinnen und Zivilisten – vervierfacht sich die Opferzahl der letzten 15 Jahre auf israelischer Seite beinahe.
Es muss damit gerechnet werden, dass sich die Opferzahlen in den kommenden Tagen und Wochen noch erhöhen werden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat bereits eine massive Vergeltungsaktion angedeutet. Nach der Mobilisierung von 300'000 Reservisten gilt eine erneute Bodenoffensive Israels im Gazastreifen als wahrscheinlich.
Nicht wirklich überraschend, oder? Was wäre denn hier die Alternative für die Hamas? Eine reguläre Militärbasis bauen?