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Widerstand im israelischen Militär gegen Justizreform

epa04338532 Israeli soldiers sit next to their tanks, during a break from the Gaza offensive, at an unspecified location next to the Israeli Gaza Strip border, 02 August 2014. A 72-hour ceasefire betw ...
Verschiedene Personen aus dem israelischen Militär leisten Widerstand gegen die geplante Justizreform im Land. (Symbolbild)Bild: EPA

Widerstand im israelischen Militär gegen Justizreform

05.03.2023, 11:32
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Im israelischen Militär hat sich Widerstand gegen die geplante Justizreform im Land geregt. 37 der 40 Kampfpiloten des Jagdgeschwaders 69 hätten sich geweigert, unter der Woche ihr Reservetraining anzutreten, berichteten israelische Medien am Sonntag. Sie wollten stattdessen vor Regierungseinrichtungen gegen die Reform protestieren. Auch Reservisten anderer Einheiten drohten, den Dienst zu verweigern, sollte der Vorstoss der rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanjahu umgesetzt werden.

Die Justizreform schreitet trotz heftiger Proteste grosser Teile der Bevölkerung immer weiter voran. Nach Medienberichten könnte die erste Phase im Schnellverfahren bis April abgesegnet werden. Nach Plänen der Regierung soll es dem Parlament künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben. Ausserdem sollen Politiker bei der Ernennung von Richtern mehr Einfluss erhalten. Das Gesetzesvorhaben könnte Netanjahu auch in einem laufenden Korruptionsprozess gegen ihn in die Hände spielen.

Experten warnten, eine Schwächung des Höchsten Gerichts könnte es wahrscheinlicher machen, dass israelische Soldaten vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag angeklagt werden. Dieses Gericht kann nur aktiv werden, wenn ein Staat nicht von sich aus ein ernsthaftes Strafverfahren ausführt. Daher galt das angesehene Höchste Gericht bisher auch als «Schutzschild» für Soldaten.

Harte Kritik an Netanjahu gab es auch von Veteranen der Elite-Einheit Sajeret Matkal, in der auch der heute 73-Jährige gedient hatte. In einem offenen Brief schrieben die Veteranen, Netanjahus Bruder Jonatan habe 1976 bei einem Rettungseinsatz der Einheit auf dem Flughafen Entebbe in Uganda bewusst sein eigenes Leben für den Staat und das Volk Israels geopfert. Das Team hatte damals israelische Passagiere eines entführen Air-France-Flugzeugs gerettet. «Es ist traurig, aber Du, Bibi (Spitzname Netanjahus), opferst bewusst und mit offenen Augen den Staat und das Volk Israels für Deine eigenen Interessen», hiess es in dem Brief. (sda/dpa)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SPQR Maximus
05.03.2023 11:55registriert September 2021
Jeder Staat, das die Gewaltentrennung aushebelt, ist langfristig verloren. Meiner Meinung nicht hoch genug zu schätzen, DIE Grundvoraussetzung für eine echte Demokratie. Komisch, dass die Politiker welches das anstreben, selber immer in einem Strafverfahren sind, wie durchschaulich und widerlich.
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redeye70
05.03.2023 13:17registriert Mai 2016
Wenn so viele in der Armee gegen diese Reform sind, ist ein Umsturz durch die Armee durchaus im Bereich des Möglichen. Gerade weltliche Juden dienen hauptsächlich in der Armee, die orthodoxen drücken sich darum. Die studieren ein Leben lang die Thora und lassen sich vom Staat versorgen, da sie wegen dem Studium nicht einmal arbeiten.
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insert_brain_here
05.03.2023 13:32registriert Oktober 2019
Was mehrere Kriege und Intifadas nicht geschafft haben riskiert Netanjahu mutwillig um sich vor dem Gefängnis zu drücken: Die Zerstörung des Staates Israel

Was auf dem Fusse folgt wenn religiöse Nationalisten die Gewaltentrennung aushebeln, dafür gibts mehrere entsetzliche Beispiele in den letzten 100 Jahren.
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