Auf ein Neues im nächsten Jahr: Ohne konkrete Fortschritte in Sachen Reformen ist im Vatikan nach fast vier Wochen das Treffen der katholischen Weltsynode zu Ende gegangen. Die etwa 360 Bischöfe und katholischen Laien – erstmals auch Frauen – verabschiedeten eine Erklärung, die in strittigen Punkten vage blieb. Dazu gehört, wie die Rolle von Frauen in der Kirche aufgewertet wird und ob die Diskriminierung von Homosexuellen aufhören soll.
Die Hoffnung der Reformer ruht nun darauf, dass es beim nächsten Treffen der Synode im Oktober 2024 konkreter wird. Papst Franziskus beendete den Abschlussgottesdienst im Petersdom am Sonntag mit den Worten: «Vorwärts mit Freude!» Noch ist aber auch nicht klar, zu wie grossen Reformen der 86-Jährige selbst bereit ist.
Die 40-seitige Erklärung wurde zum Abschluss in allen Punkten mit Zwei-Drittel-Mehrheit angenommen. Allerdings gab es auch bei dem mühsam ausgehandelten Kompromisspapier bei einer ganzen Reihe von Themen Gegenstimmen.
Der grösste Widerstand regte sich bei der Frage, ob Frauen künftig zum Diakonat zugelassen werden. Als Diakoninnen könnten sie Hochzeiten und Beerdigungen abhalten, aber keine Gottesdienste.
Bei diesem Thema gab es 69 Gegenstimmen. Zwar heisst es in der Erklärung allgemein: «Es besteht dringender Bedarf, dass Frauen an Entscheidungsprozessen teilnehmen und verantwortungsvolle Aufgaben in Seelsorge und Dienst übernehmen.» Zum Diakonat gebe es aber «unterschiedliche Standpunkte». «Einige fürchten, dass dieser Wunsch Ausdruck einer gefährlichen anthropologischen Verwirrung ist und die Kirche damit dem Zeitgeist nachgäbe.» Die Frage, ob Frauen eines Tages auch Priesterinnen werden könnten, wurde nicht einmal erwähnt.
Auch die Formulierungen zum Thema Homosexualität blieben unkonkret. In der Erklärung hiess es nur, manche Fragen «wie diejenigen im Zusammenhang mit Geschlechtsidentität und sexueller Orientierung» seien umstritten. Deshalb solle man sich Zeit nehmen, «ohne einfachen Urteilen nachzugeben». Die Abkürzung LGBT+ für verschiedenste sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten – für viele Kirchenmänner ein Reizbegriff – fehlt ganz. Was die vielen Missbrauchsskandale in der Kirche betrifft, betonte die Synode die Bedeutung des Schutzes von Kindern und Jugendlichen sowie von Transparenz. Zudem müssten die Bischöfe gegebenenfalls Kontrolle von aussen akzeptieren.
Die Weltsynode – offiziell die 16. Bischofssynode – gehört zu den grossen Reformvorhaben von Franziskus. Erstmals waren die Bischöfe nicht mehr unter sich, sondern auch Katholiken ohne Amt dabei. Insgesamt wurde das gute Miteinander gelobt: Anders als früher sass man nicht mehr hierarchisch geordnet, sondern gleichberechtigt an runden Tischen. Länger als drei Minuten durfte niemand reden. Es gab auch ein grosses «Gruppenbild mit Damen»: Der Papst stand in der ersten Reihe, gleich dahinter eine ebenfalls weiss gekleidete Nonne.
Franziskus legt sich derzeit nicht fest, wie er vorgehen will, wenn die Synode nächstes Jahr Empfehlungen ausspricht. In der Messe im Petersdom mit mehr als 5000 Gläubigen beliess es der Pontifex bei den Worten: «Heute sehen wir noch nicht die volle Frucht dieses Prozesses. Aber wir können mit Weitsicht auf den Horizont blicken, der sich vor uns auftut.» Als sicher gilt, dass der gesundheitlich angeschlagene Papst die Synode selbst zu Ende bringen will: Über einen möglichen Rücktritt wird mittlerweile weniger spekuliert.
Eine Synode hat nur eine beratende Funktion für den Papst. Als Kirchenoberhaupt hat er wie ein absoluter Monarch die alleinige Entscheidungsbefugnis. Das einzige Gremium, das die Kirche in grundlegenden Fragen verändern könnte, wäre ein Konzil. Solch eine Bischofsversammlung gab es zum letzten Mal in den 1960er-Jahren.
(yam/sda/dpa)
Wirklich? Ich bin ganz erstaunt!