International
Italien

Erster Pädophilen-Prozess im Vatikan wird bereits nach sieben Minuten vertagt

Blick in den Gerichtssaal in Rom.
Blick in den Gerichtssaal in Rom.Bild: EPA/ANSA/L'OSSERVATORE ROMANO

Erster Pädophilen-Prozess im Vatikan wird bereits nach sieben Minuten vertagt

11.07.2015, 14:5711.07.2015, 16:19

Der Prozess im Vatikan ist am Samstag vertagt worden. Der Angeklagte, der ehemalige polnische Erzbischof und Vatikanbotschafter Jozef Wesolowski, wurde schwer erkrankt auf die Intensivstation in ein Spital in Rom gebracht. Dies teilte Staatsanwalt Gian Piero Milano dem Gericht mit. Ein neuer Termin stand zunächst nicht fest. 

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 66-jährigen Ex-Geistlichen sexuellen Missbrauch minderjähriger Jungen in seiner Zeit als Nuntius in der Dominikanischen Republik von 2008 bis 2013 vor. 

Kinderpornos heruntergeladen

In seiner anschliessenden Zeit im Vatikan und bis zu seiner Festnahme im September 2014 soll er zudem kinderpornographisches Material aus dem Internet heruntergeladen haben. Sein Verhalten stelle eine grobe Verletzung der «religiösen Prinzipien und christlichen Moral dar», erklärte Staatsanwalt Milano bei der Verlesung der Hauptanklagepunkte.

Wesolowski drohen sechs bis sieben Jahre Haft. Der Prozess, in dem Richter, Verteidiger und Staatsanwalt ausnahmslos Laien sind, könnte ein Jahr dauern. Der 66-Jährige sollte ursprünglich persönlich an dem Verfahren teilnehmen, zu dem auch Journalisten zugelassen waren. Seine Verteidiger könnten bei einer Wiederaufnahme aber den Ausschluss der Öffentlichkeit beantragen.

Jozef Wesolowski.
Jozef Wesolowski.Bild: Manuel Diaz/AP/KEYSTONE

Wesolowski leidet bereits seit längerem unter gesundheitlichen Problemen. Er war nach seiner Festnahme im September 2014 zunächst unter Hausarrest gestellt worden. Nach Angaben des Vatikan kam die Anordnung dazu von Papst Franziskus persönlich. Nach einem disziplinarischen Verfahren war Wesolowski bereits im Juni 2014 in den Laienstand versetzt worden – das ist die Höchststrafe der Kirche.

Premiere im Vatikan

Der Prozess gegen den einstigen Geistlichen ist eine Premiere im Vatikan. Sie zeigt die härtere Linie, die Papst Franziskus gegen Kindesmissbrauch durch Geistliche verfolgt. Kritiker haben der Kirchenführung immer wieder vorgeworfen, Priester und Bischöfe aus Rücksicht auf ihr Amt zu decken – auf Kosten der Opfer.

Im Juni stimmte das katholische Kirchenoberhaupt der Schaffung eines Kirchengerichts zu, das auch die Vertuschung von Missbrauchsfällen durch Bischöfe ahnden soll. Damit folgte Franziskus einer Empfehlung eines neu gegründeten Gremiums gegen sexuellen Missbrauch durch Geistliche. 

(sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Drohnen über Kernkraftwerk in Belgien gesichtet
Erneut sind in Belgien Drohnen über kritischer Infrastruktur gesichtet worden – dieses Mal über einem Kernkraftwerk in der Nähe von Antwerpen.
Dies habe keine Auswirkungen auf die Aktivität des Kraftwerks Doel gehabt, berichtete die Nachrichtenagentur Belga am Abend unter Berufung auf den Betreiber Engie. Insgesamt seien drei Drohnen gesichtet worden. Die Polizei wollte sich laut Belga nicht zu dem Vorfall äussern.
Zur Story