Am zweiten Tag nach dem tödlichen Lawinen-Unglück in Norditalien haben die Rettungskräfte die Suche nach den Vermissten an der Marmolata in den Dolomiten fortgesetzt.
Dazu waren hauptsächlich Drohnen im Einsatz, da ein Einsatz am Boden noch zu gefährlich war. Bei den Überflügen entdeckten die Helfer nach eigenen Angaben Kleidungsstücke im Bereich des Unglücksortes.
Unklar sei, ob es sich um Kleidung von Verschütteten handle, erklärte ein Mitglied der Helikopter-Einheit des Trentinos, wie die Nachrichtenagentur Ansa am Dienstag berichtete. Die Experten wollen nun prüfen, ob und wie die Kleidung geborgen werden könne und ob dort möglicherweise Opfer lägen.
Die Behörden veröffentlichten zudem ein Video von der Abbruchstelle auf dem Berg, an der ein grosses Loch und tiefe Risse klafften. Der Chef der Bergrettung, Maurizio Dellantonio, stellte in Aussicht, ab Mittwoch oder Donnerstag bis zu 15 Spezialisten und Hunde bei der Suche nach möglichen Opfern an den abgegangenen Gletschermassen einzusetzen.
Für den Einsatz der Rettungskräfte vor Ort am Boden ist jedoch das Wetter entscheidend. Am Montag brachen die Behörden die Such- und Bergungsarbeiten wegen eines Unwetters ab. Die Bergretter befürchten, dass es Wochen oder sogar noch länger dauern könnte, bis alle Toten unter den Eis- und Geröllmassen lokalisiert und geborgen werden.
Die Lawine habe sich inzwischen festgesetzt und sei sehr hart geworden. Graben könne man nur mit technischem Gerät, was aber unter diesen Umständen nicht an Ort und Stelle gebracht werden könne, sagte Dellantonio.
Die Lawine riss am Sonntagnachmittag an dem Punta-Rocca-Gletscher in den Dolomiten mindestens sieben Bergsteiger in den Tod. Acht Menschen wurden verletzt.
13 Menschen galten am Dienstagvormittag als vermisst – am Nachmittag bestätigten die Behörden dann, vier vermisste Ausländer kontaktiert zu haben, die gesund seien. Ausserdem habe man die Identität eines verletzten Mannes ermitteln können, der in einem Krankenhaus in Treviso liegt. Die Zahl der Vermissten sank deshalb auf acht.
Wegen der drohenden Gefahr, weiterer Lawinen und für den ungestörten Ablauf der Rettungsarbeiten blieb das Gebiet um den Berg gesperrt, wie die autonome Provinz Trient mitteilte, an deren Grenze zur Region Venetien die Marmolata liegt.
Als Grund für den Gletscherabbruch sehen Experten, Bergkenner sowie der italienische Ministerpräsident Mario Draghi und Staatsoberhaupt Sergio Mattarella die Folgen des Klimawandels. Seit Jahren schmilzt das Gletschereis in den Alpen wegen der gestiegenen Temperaturen davon.
Im Gebiet der Marmolata war es in den Tagen vor dem Unglück ausserdem ungewöhnlich warm, und es mangelte wie in vielen anderen Teilen Italiens an Niederschlägen. Dadurch werden die Gletscher dem südtiroler Extrembergsteiger Reinhold Messern zufolge immer instabiler.
(yam/sda/dpa)