Die italienische Regierung hat eine Vertrauensabstimmung im Abgeordnetenhaus gewonnen und nach teils chaotischen Verhandlungen das Haushaltsgesetz für 2023 durch die Parlamentskammer gebracht. 221 Abgeordnete sprachen am Freitagabend zunächst der rechten Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni das Vertrauen aus, 152 waren dagegen. Nach einer stundenlangen Sitzung bis zum Samstagmorgen über die einzelnen Punkte des Haushaltsgesetzes votierten schliesslich 197 Parlamentarier für das Vorhaben, 129 lehnten es ab. Nun kommt das Gesetz in den Senat; in der zweiten Kammer soll es von 27. Dezember an besprochen und noch vor Jahreswechsel verabschiedet werden.
Für Meloni wäre es ein grosser Erfolg, den Haushalt noch 2022 unter Dach und Fach zu bringen. In den vergangenen Wochen und Tagen hatte es teils heftigen Wirbel und Kritik der Opposition an dem Vorgehen gegeben. Im Fokus stehen Massnahmen gegen die Energiekrise, Meloni will Familien und Unternehmen wegen der gestiegenen Preise helfen.
Einer der zentralen Streitpunkte war die von der Regierung forcierte Abschaffung des «Reddito di Cittadinanza», einer staatlichen Unterstützung vergleichbar mit dem Bürgergeld oder der Grundsicherung. Dieses wird 2023 für Arbeitslose nur noch sieben Monate ausgezahlt. Wer einen Job ablehnt, verliert es sofort. In den Verhandlungen ging es zuletzt darum, ob dieses Arbeitsangebot den Qualifikationen der Person «angemessen» sein muss oder nicht.
Für Aufregung sorgten in den Tagen vor dem Votum dann vergleichsweise kleinere Massnahmen, die in das Haushaltsgesetz verwoben wurden: Darunter war etwa die Erlaubnis, Wildschweine auch in Städten oder geschützten Gebieten schiessen zu können, wenn die Behörden dies aus Sicherheitsgründen als notwendig erachten. In den vergangenen Jahren waren Wildschweine weiter in urbane Gegenden vorgedrungen. In Rom etwa werden immer wieder ganze Rotten gesichtet, die in bewohnte Gebiete laufen und dort im Müll wühlen. Es kam dabei auch zu Unfällen. Kritiker halten der Regierung vor, mit der Massnahmen auch die Jagd auf andere Wildtiere, etwa Wölfe, erleichtern zu wollen. (saw/sda/dpa)