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Johnny Kitagawa: Japans Boyband-Guru hat hunderte Knaben missbraucht

Japans Boyband-Guru hat hunderte Knaben missbraucht

07.09.2023, 12:2207.09.2023, 17:44
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Es ist der wohl schockierendste Missbrauchskandal in Japans milliardenschwerer Entertainment-Branche: Die mächtige Boyband-Schmiede Johnny & Associates hat nach jahrelanger Vertuschung erstmals den massiven sexuellen Missbrauch jugendlicher Talente durch den im Jahr 2019 im Alter von 87 Jahren verstorbenen Gründer Johnny Kitagawa zugegeben.

FILE - A passer-by watches a TV news reporting Johnny Kitagawa's passing away in Tokyo, on July 10, 2019. A growing number of people are alleging sexual abuse by Kitagawa, who ruled over Japanese ...
Johnny Kitagawa starb 2019 im Alter von 87 Jahren (Archivbild).Bild: keystone

Kitagawa war eine der mächtigsten Persönlichkeiten der japanischen Unterhaltungsindustrie und machte viele Boybands wie SMAP und Arashi zu Stars. Er soll jahrzehntelang Hunderte von Teenager, die Popsänger werden wollten, sexuell missbraucht haben. Doch seine Machenschaften wurden stets vertuscht.

ARASHI, October 23 2014, Tokyo, Japan: The idol group members of ARASHI pose for the cameras at the 27th Tokyo International Film Festival, Opening Event Red Carpet at Roppongi Hills Arena in Tokyo, J ...
Wurden durch Kitagawa zu Stars: die Boyband Arashi, hier auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2014. Bild: imago stock&people

Die Präsidentin der Talentagentur, Julie Keiko Fujishima, räumte das sexuelle Fehlverhalten ihres Onkels am Donnerstag vor der Presse ein und trat zurück. Ein mit dem Missbrauchsfall beauftragtes Expertenteam war zuvor zum Schluss gekommen, dass das Unternehmen Kitagawas seit den 1970er Jahren begangenen pädophilen Machenschaften verheimlicht hatte. Es besteht der Verdacht auf Komplizenschaft und Vertuschung innerhalb der Agentur und der Unterhaltungsindustrie.

Kritiker werfen zudem Japans staatstragenden Medien vor, angesichts des mächtigen Einflusses von Kitagawa frühere Anschuldigungen gegen ihn weitgehend ignoriert und sich dadurch mitschuldig gemacht zu haben, dass dem Skandal nicht viel eher nachgegangen wurde. Erst nachdem die BBC im März eine Dokumentation ausgestrahlt hatte, in der mehrere Personen interviewt wurden, die behaupteten, von ihm missbraucht worden zu sein, bekam das Thema grössere Aufmerksamkeit.

Mehrere ehemalige Mitglieder der Agentur schilderten daraufhin öffentlich, wie sie als Teenager von Kitagawa missbraucht worden seien. Manche der Opfer sollen erst zwölf Jahre gewesen sein. Wer von den Jungs intern den Mund aufmachte, dem soll gesagt worden sein: «Wenn du gross herauskommen willst, musst du das in Kauf nehmen». (sda/dpa)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Olavus Cunctator
07.09.2023 14:47registriert Juli 2021
Die Jpop/Kpop-Industrie ist sowieso relativ krank. Die Agenturen schöpfen dabei den Grossteil des Gewinnes für sich ab, während die Sänger im Prinzip kaum ein eigenes Leben haben. Eine öffentliche Beziehung dürfen sie dann allenfalls frühestens mit Ende dreissig führen, um vorher die Groupies nicht zu enttäuschen. Beim kleinsten moralischen Fehltritt wird man zudem gleich gecancelet und darf sich dann ohne Ausbildung einen "echten" Job in der Privatwirtschaft suchen.
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Chronim
07.09.2023 14:09registriert März 2021
Erschreckend. Ich hoffe das die Opfer die Hilfe bekommen die sie benötigen und das diejenigen die es vertuschten/Komplizen waren dafür bestraft werden.
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Hösch
07.09.2023 14:56registriert März 2022
Sexueller Missbrauch durch Machtmissbrauch in der Unterhaltungsbranche?
Nein?
Doch!
Oh.
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Reichster Hedgefonds-Manager der Welt zieht gegen CS vor Gericht – die Sonntagsnews
Die reformierte Kirche untersucht sexuellen Missbrauch, die Untersuchungsstelle Sust ist überlastet und DJ Bobo sieht sich harschen Vorwürfen ausgesetzt: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.

Die Evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz will eine grosse Studie über sexuelle Missbräuche durchführen. Ein Fragebogen soll an 80'000 Personen verschickt werden, wie die «NZZ am Sonntag» schrieb. Die Untersuchung solle zeigen, wo und wie häufig Missbrauch geschieht, sagte Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, in einem Interview mit der Zeitung. Der Kirchenrat habe am Freitag einen entsprechenden Antrag an das Kirchenparlament, die Synode, verschickt. Die Studie koste 1,6 Millionen Franken. Die reformierte Kirche hofft, dass die Resultate auch anderen Institutionen helfen wird, gegen sexuellen Missbrauch vorzugehen.

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