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Das Versagen der US-Behörden in Puerto Rico.

Ein Jahr nach dem Hurrikan Maria vergammelt in Puerto Rico Wasser – dass die vom Sturm Betroffenen damals dringend gebraucht hätten. 
Ein Jahr nach dem Hurrikan Maria vergammelt in Puerto Rico Wasser – dass die vom Sturm Betroffenen damals dringend gebraucht hätten. Bild: facebook.com/abdiel.santana.5

Puerto Rico – hier liessen US-Behörden Trinkwasser vergammeln, nur Donald Trump zweifelt

13.09.2018, 16:4513.09.2018, 17:02
Philipp Blanke / watson.de
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Diese Wasserflaschen hätten Leben retten können. Aber sie wurden vergessen oder, noch schlimmer, ignoriert. Aber jetzt will es niemand gewesen sein und zwei Seiten schieben sich gegenseitig die Schuld zu.

Paradies zerstört: 3000 Tote

Puerto Rico, eine Gruppe malerischer Inseln in der Karibik und Aussengebiet der USA. Eigentlich ein Paradies. Wären da nicht die Tropenstürme, die die Gegend immer wieder heimsuchen. 2017 hatte der Wirbelsturm «Maria» Puerto Rico weitgehend zerstört. 3000 Menschen kamen in Puerto Rico ums Leben. Bis heute haben die Inseln mit den folgen zu kämpfen.

epa06982203 View of the damages caused to a commercial location by the passage of Hurricane Maria on September 2017, in San Juan, Puerto Rico, 29 August 2018. Governor of the island, Ricardo Rossello, ...
Puerto Rico war 2017 besonders hart vom Hurrikan «Maria» getroffen wordenBild: EPA/EFE

Die Infrastruktur ist nach wie vor schwer beschädigt und noch nicht vollends wieder einsetzbar. Die Regierung von US-Präsident Trump war damals für die mangelhafte Hilfe nach dem Hurrikan scharf kritisiert worden. Jetzt holen die Regierung ihre Versäumnisse damals offenbar wieder ein.

FILE - In this Sept. 20, 2017 file photo, electricity poles and lines lie toppled on the road after Hurricane Maria hit the eastern region of the island, in Humacao, Puerto Rico. Ten months after Hurr ...
Hurrikan «Maria» hinterliess ein Bild der Zerstörung.Bild: AP/AP

Am Mittwoch postete Abdiel Santana, ein Bediensteter der Armee, auf Facebook Fotos von riesigen Paletten voller Kanister und Flaschen mit Trinkwasser, die vergessen auf einer verlassenen Startbahn des José Aponte de la Torre Airport in Ceiba standen.

Auf Spanisch schrieb er dazu: «Ob Sie es glauben oder nicht ... fast eine Million Kisten Wasser, die den Menschen von P.R. während des Notfalls von Hurricane Maria nie zugestellt wurden. Gibt es jemanden, der das erklären kann?» Seitdem stehen unbequeme Fragen im Raum: Wer hat die bestellt? Wer hat sie dort gelagert und vergessen? Hätte dieses Wasser Leben retten können? Zwei Stellen wären zuständig, die sich derzeit gegenseitig belasten:

  • Die nationale Koordinationsstelle der Vereinigten Staaten für Katastrophenhilfe (Federal Emergency Management Agency), kurz: FEMA.
  • Die Behörden und die lokale Verwaltung von Puerto Rico.

Keiner will es gewesen sein

Sicher ist: Dieses Wasser hätte 2017 helfen können. Frisches Trinkwasser war Mangelware auf den Inseln nach den schweren Zerstörungen durch den Sturm. Santana sagte dem TV-Sender CBS, er habe die Flaschen dort 2017 schon gesehen und habe nun die Fotos aus Ärger darüber gepostet, dass die Flaschen noch da seien. 

epa06243122 US President Donald Trump (L) gives kitchen paper in Guaynabo, San Juan, Puerto Rico, 03 October 2017. Trump arrives to Puerto Rico to evaluate the response to hurricane Maria on the islan ...
Oktober 2017: Donald Trump verteilt auf Puerto Rico Küchenpapierrollen an die Betroffenen von Hurrikan «Maria»..Bild: EPA/EFE POOL

Ein FEMA-Sprecher sagte gegenüber BuzzFeed News, die Wasserflaschen gehörten nicht seiner Behörde. FEMA habe zwar das Wasser als Katastrophenhilfe auf die Insel gebracht, man habe jedoch später festgestellt, dass es einen Überschuss an Lieferungen gegeben hätte. Das Wasser sei dann jedoch Eigentum der Regierung von Puerto Rico gewesen.

Das Wasser ist jetzt untrinkbar

Die Regierung von Puerto Rico hingegen erklärte, das Wasser sei nach dem Hurrikan nicht zur Verfügung gestellt worden. Die Behörden seien erst im April 2018 – sieben Monate nach dem Sturm – über seine Verfügbarkeit informiert worden. Man habe dann versucht, 20'000 Paletten Wasser noch unter die Leute zu bringen, allerdings habe man dies bald eingestellt. Denn nachdem das Wasser monatelang im Freien und teils in der prallen Sonne stand, hätte das Wasser einen schlechten Geschmack und Geruch bekommen. 

Hätte FEMA schneller informieren und die Verfügbarkeit kommunizieren müssen? Hätten die Behörden Puerto Ricos selber auf die Idee kommen müssen, nachzuschauen, was da eigentlich auf der Startbahn des José Aponte de la Torre Airport in Ceiba lagerte? Keiner will es gewesen sein. Aber die Wasser-Paletten stehen dort bis heute. 

Am Mittwoch, demselben Tag, als Abdiel Santana die Fotos der Wasser-Paletten auf Facebook postete, hatte US-Präsident Trump auf Twitter übrigens den US-Behörden und sich selber Bestnoten für den Umgang mit mehreren Hurrikans, die im vergangenen Jahr Texas und Florida heimgesucht hatten, gegeben. Auch in Puerto Rico habe man einen «grossartigen Job» gemacht. Zugleich bezeichnete er den Bürgermeister der dortigen Hauptstadt San Juan als «völlig inkompetent».

Trump sieht die Schuld bei Anderen. Na sowas!

Der US-Präsident legte am Donnerstag nochmals nach. Er bezweifelte die offizielle verkündete Zahl von 3000 Toten und sagte, als er Puerto Rico verliess, seien es zwischen 6 und 18 Toten gewesen. 

Er unterstellte den Demokraten, die Zahlen künstlich nach oben getrieben zu haben, um seine Regierung schlecht dastehen zu lassen, wohingegen er Milliarden Dollar bereit gestellt hätte um das Land aufzubauen, er liebe Puerto Rico.

«Eine zerstörte Insel»: Hurrikan «Maria» verwüstet Puerto Rico

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«Eine zerstörte Insel»: Hurrikan «Maria» verwüstet Puerto Rico
Hurrikan «Maria» hat mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 250 Stundenkilometern in Puerto Rico grosse Schäden verursacht. Auf der ganzen Insel fiel der Strom aus. Betroffen sind rund 3,4 Millionen Einwohner.
quelle: epa/efe / thais llorca
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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Überdimensionierte Riesenshrimps aka Reaper
13.09.2018 19:44registriert Juni 2016
Ich glaube Trump kein Wort mehr.
Er muss bei mir den Beweis erbringen das er die Wahrheit spricht, bis es soweit ist, muss ich davon ausgehen das er lügt.

Sorry Mr. President
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Geophage
13.09.2018 17:37registriert Februar 2018
@Trump

Durch den Hurrikan Maria sind die Menschen ja nicht nur gestorben weil sie ertranken oder Dinge auf sie gefallen sind, sondern weil sie medizinisch nicht mehr versorgt werden konnten. Diese Personen wurden nun berechtigterweise eingerechnet. Es waren über 3000 Tote, unteranderem weil auf dieser Startbahn Millionen Liter Wasser vergammelte.
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sephiran
13.09.2018 17:03registriert September 2015
"Bad politics".. indeed, Mr. President
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