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Mehr als 60 Tote bei Waldbränden in Chile

Mehr als 60 Tote bei Waldbränden in Chile

04.02.2024, 13:1804.02.2024, 19:01
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Bei heftigen Waldbränden in Chile ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 64 gestiegen. «Wir wissen, dass diese Zahl noch deutlich ansteigen wird», sagte Präsident Gabriel Boric am Sonntag bei einem Besuch im Katastrophengebiet in der Region Valparaíso an der Pazifikküste. Mehr als 300 Menschen wurden noch vermisst.

epa11124906 A fire burns a building in an industrial area during the forest fires affecting Vina del Mar, Valparaiso Region, Chile, 03 February 2024. The fires in the central region of Valparaíso have ...
Ein Feuer in Viña del Mar, Chile. Bild: keystone

«Das ist die schlimmste Tragödie, die unser Land seit dem Erdbeben von 2010 erlebt», sagte der Staatschef. Damals waren mehr als 520 Menschen ums Leben gekommen. Präsident Boric kündigte ab Montag eine zweitägige Staatstrauer zu Ehren der Todesopfer an.

Die Forstbehörde registrierte am Sonntag im ganzen Land 161 Brände auf einer Fläche von insgesamt mehr als 28 000 Hektar. Tausende Häuser seien beschädigt oder zerstört, allein in der Region Valparaíso seien es mehr als 3000, sagte Innenministerin Carolina Tohá. Die Region westlich der Hauptstadt Santiago, wo nach Angaben der Regierung etwa 1,8 Millionen Menschen leben, ist am schwersten von den Bränden betroffen. Nahe der Küstenstädte Valparaíso und Viña del Mar habe sich ein Brand auf eine Fläche von etwa 11 000 Hektar ausgeweitet, hiess es.

Bereits am Freitag hatte Präsident Boric wegen der Katastrophe den Ausnahmezustand in den betroffenen Gebieten erklärt, um alle nötigen Ressourcen mobilisieren zu können. Nun habe er das Verteidigungsministerium angewiesen, mehr Militäreinheiten einzusetzen. Für einige Gemeinden wurde eine Ausgangssperre verhängt, um die Lösch- und Rettungsarbeiten zu erleichtern.

Es werde untersucht, ob die Brände möglicherweise absichtlich gelegt worden seien, sagte Präsident Boric. Er kündigte Ermittlungen an, «obwohl es schwer vorstellbar ist, wer solch eine Tragödie und so viel Schmerz verursacht». Nach Angaben der Innenministerin lagen der Regierung im Fall des Brandes nahe Valparaíso «ernstzunehmende Informationen» vor, dass er vorsätzlich gelegt wurde. Weiter südlich in der Region Maule sei eine Person festgenommen worden, die bei Arbeiten mit einem Schweissgerät einen Brand verursacht habe.

epa11124519 A handout photo made available by the Chilean presidency shows President Gabriel Boric in a helicopter overflying in the region of Valparaiso, affected by several forest fires, in Valparai ...
Chiles Präsident Gabriel Boric beobachtet die Feuer von der Luft aus. Bild: keystone

Im Sommer auf der Südhalbkugel kommt es in Chile immer wieder zu schweren Waldbränden. Im vergangenen Jahr brannten im Zentrum und im Süden Chiles mehr als 425 000 Hektar Land ab - das entspricht in etwa der achtfachen Fläche des Bodensees. Mindestens 26 Menschen kamen ums Leben. (sda/dpa)

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«Man sieht allmählich ein, wie töricht es war, so viele Wähler zur AfD zu vertreiben»
Nur wenige kennen die politische Landschaft Ostdeutschlands so gut wie Werner Patzelt. Dass die AfD in den nächsten Jahren absolute Mehrheiten in Ländern wie Sachsen erringt, hält der Politologe für wahrscheinlich. Darauf müsse sich die CDU vorbereiten.
Herr Patzelt, im Januar 2019, als wir uns zuletzt trafen, kritisierten Sie die deutschen Christdemokraten, die Wähler «bis hin zum rechten Narrensaum» nicht mehr an sich binden wollten und so die AfD stark gemacht hätten. Damals war Angela Merkel Kanzlerin. Ist die CDU unter Friedrich Merz wieder auf dem richtigen Weg?
Werner Patzelt: Zumindest sieht man in der CDU und in der Öffentlichkeit allmählich ein, wie töricht es war, so viele Wähler zur AfD zu vertreiben, weil man Politik mit kenntlich üblen Nebenwirkungen einfach nicht korrigieren wollte. Jetzt bezahlt die Strafgebühr nicht bloss die Union, nämlich durch ihre Abhängigkeit von SPD und Grünen, sondern auch unser Land, das von einander gern blockierenden Koalitionären regiert wird. Doch solange die Union keine begehbaren Brücken hin zur Partei ihrer verlorenen Wählerschaft bauen will, muss sie eben weiterhin mit Grünen, Sozialdemokraten und Linken zusammenarbeiten. Dadurch riskiert sie aber weitere Machtverluste zugunsten der AfD. Braucht es wohl einen ersten Landtag mit absoluter AfD-Mehrheit, bevor die Unionsführung das begreift?
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