Nach dem Durchzug des Hurrikans «Ian» ist in Kuba landesweit der Strom ausgefallen. Dies sei auf wetterbedingte Schäden am Stromnetz zurückzuführen, teilte der staatliche Stromanbieter des sozialistischen Karibikstaates, UNE, am Dienstagabend (Ortszeit) auf Facebook mit. Die Wiederherstellung der Stromversorgung sei ein komplizierter Prozess, der sich schrittweise in der Nacht und am Morgen vollziehen werde. In der Hauptstadt Havanna war nur in den wenigen Gebäuden, die über Generatoren verfügten, Licht zu sehen - vor allem in Hotels. Teile des Landes und auch der Hauptstadt hatten bereits den Grossteil des Dienstags keinen Strom.
Der Sturm war als Hurrikan der Kategorie 3 von 5 am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) im Westen Kubas auf Land getroffen. Er richtete grosse Zerstörung an: Es kam zu Überschwemmungen, Gebäude und Infrastruktur wurden schwer beschädigt, Bäume entwurzelt - auch in Havanna. Das volle Ausmass war noch unklar. «Die Schäden sind gross, wenn auch noch nicht statistisch erfasst», schrieb Staatspräsident Miguel Díaz-Canel nach einem Besuch der besonders betroffenen Provinz Pinar del Río bei Twitter. Das Zentrum des Hurrikans zog inzwischen weiter in Richtung des US-Bundesstaates Florida.
Kubas Stromversorgung war schon vor «Ian» sehr unzuverlässig. Die Infrastruktur ist veraltet, die Kraftwerke können den Strombedarf nicht decken. In vielen Teilen des Landes kommt es zu häufigen, langen Stromausfällen - manche Nutzer sozialer Medien berichteten in den vergangenen Monaten von täglichen Ausfällen von bis zu 18 Stunden. In Havanna wurden im August aus «Solidarität» mit dem Rest des Landes kontrollierte Stromausfälle eingeführt, die alle drei Tage vier Stunden dauern sollten - in der Praxis waren sie zuletzt weniger vorhersehbar. Häufige Stromausfälle in der heissesten Jahreszeit waren ein Auslöser von Massenprotesten gegen die Regierung im Juli 2021. (saw/sda/dpa)