Er leide unter chronischem Asthma und habe Atembeschwerden gehabt, berichteten verschiedene Medien des Karibikstaates am Samstagabend (Ortszeit) unter Berufung auf sein Umfeld. Es würden Vorbereitungen getroffen, ihn in ein Krankenhaus ausserhalb des Landes zu verlegen. Conille war erst Ende Mai zum Ministerpräsidenten der Übergangsregierung gewählt worden.
Er soll mitten in einer schweren Krise mit politischen Konflikten, Sicherheits- und Versorgungsproblemen in seinem Heimatland als Regierungschef den Weg hin zu den ersten Wahlen seit 2016 ebnen. Der Mediziner hatte zuvor in verschiedenen Positionen bei den Vereinten Nationen gearbeitet und war von September 2011 bis Mai 2012 bereits Ministerpräsident Haitis gewesen.
Haiti leidet seit Jahren unter der Gewalt von Banden, die bisweilen politischen Akteuren nahestehen und nach UN-Angaben einen Grossteil der Hauptstadt kontrollieren. Ab Ende Februar eskalierte die Lage, als ein Bündnis mehrerer Banden mit einer Reihe von Gewalttaten die Stadt lahmlegte. Den damaligen Interims-Ministerpräsidenten Ariel Henry hinderten sie so an der Rückkehr von einer Auslandsreise und zwangen ihn zum Rücktritt.
Die Einrichtung des Übergangs-Präsidialrats, der Conille einstimmig wählte, war am 11. März bei einem Treffen der Karibischen Gemeinschaft Caricom in Jamaika mit Beteiligung von US-Aussenminister Antony Blinken beschlossen worden. Seit der noch immer nicht vollständig aufgeklärten Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse im Juli 2021 hat Haiti keinen Staatschef mehr. Auch ein Parlament gibt es wegen ausgefallener Wahlen nicht.
Haiti ist das ärmste Land des amerikanischen Kontinents und teilt sich die Insel Hispaniola mit der Dominikanischen Republik. Etwa die Hälfte der rund elf Millionen Einwohner Haitis leiden unter akutem Hunger. Mehr als 360'000 von ihnen gelten als Binnenvertriebene im eigenen Land. Der Beginn einer internationalen Sicherheitsmission in Haiti unter der Führung kenianischer Polizisten und mit Unterstützung der USA wird in Kürze erwartet, verzögerte sich zuletzt allerdings mehrmals. (sda/dpa)