In vielen islamischen Ländern stellen Menschen Futter und Wasser für streunende Tiere vor ihre Haustüren. Aber im Iran sieht die Situation ein wenig anders aus: Hier werden Strassenhunde gemieden, erschossen und vergiftet.
Denn die geistliche Elite, welches das Land seit der Revolution 1979 regiert, hat Hunde und Katzen für «unrein» erklärt. Doch ein iranischer Geistlicher widersetzt sich dem – er hat ein Tierheim gegründet, in dem er Streuner aufnimmt und sie pflegt.
Sayed Mahdi Tabatabaei trägt einen schwarzen Turban, der ihn als Nachfahren des islamischen Propheten Mohammed ausweist. Doch von dem Strassenhund-Tabu hält er nichts. Vor zwei Jahren gründete er deshalb in seiner Heimat Quom das Tierheim Bamak Paradise. Er erzählt der «Los Angeles Times», dass es für die Menschen immer wieder sehr speziell sei, einen Geistlichen zu sehen, der «diese Dinge tut».
«Wir nehmen Hunde mit Behinderungen auf, solche, die in der freien Wildbahn nicht überleben und nur schwer ein Zuhause finden», erzählt Tabatabaei. «Viele Hunde habe ich persönlich wieder gesund gepflegt. Sie bleiben hier, bis sie sich vollständig erholt haben und wieder zu Kräften gekommen sind.»
Seine Arbeit kommt auch auf Instagram gut an. Mittlerweile hat Tabatabaei über 80'000 Follower. Aber: Was die einen gut finden, verurteilen wiederum andere. So haben seine Videos und Bilder im Internet ihm schon Ärger eingebrockt. Im Jahr 2021 hat das Religionsgericht sogar angefordert, dass er aus seinem Priesteramt entlassen werde, nachdem ein Bild von ihm in einem klerikalen Gewand und einem Hund aufgetaucht war. Das Urteil wurde später wieder aufgehoben.
Tabatabaei ist mittlerweile vorsichtiger geworden. Er erzählt der «Los Angeles Times», dass er nur noch «normale Kleidung» trage, wenn er sich um die Hunde kümmere oder das Tierheim reinige.
Um seine Arbeit weiterhin machen zu können, ist der Kleriker auf Spenden angewiesen. Er sagt, dass die Mittel für Organisationen wie die seine in den vergangenen Jahren enorm abgenommen hätten – besonders seit die USA die Sanktionen gegen den Iran verschärften.
Das Bankensystem des Landes ist mittlerweile fast vollständig von der Aussenwelt abgeschnitten, was den Geldtransfer extrem erschwert. Im Iran ist die Wirtschaft zusammengebrochen und die Landeswährung im vergangenen Jahr auf ein Rekordtief gefallen. Viele Iranerinnen und Iraner können ihren Lebensunterhalt kaum noch bezahlen, weshalb die Spenden oft ausbleiben. Der «Los Angeles Times» sagt er darum:
Weiter appelliert er: «Wenn wir Bankkonten einrichten könnten, wären wir in der Lage, Hilfe von Einzelpersonen und Wohltätigkeitsorganisationen ausserhalb des Irans zu erhalten, ohne dass diese gegen die Sanktionen verstossen und rechtliche Komplikationen riskieren.»
Tabatabaei hofft auf eine Veränderung. Vor allem auf eine Aufhebung des Verbots, mit Hunden in Parks spazieren zu gehen. «Tierhalter müssen mit ihren Hunden und anderen Haustieren spazieren gehen können», sagt er. Es könnte aber noch etwas dauern, bis sich die Situation für Haustiere und ihre Besitzer im Iran ändert. Denn ein Gesetz zum Schutz von Tieren fehlt weiter in dem Land – und so gibt es auch kaum Möglichkeiten, Tiere zu schützen – schon gar nicht für Geistliche.
(oee)
Ganz besonders bei Katzen.