17.10.2023, 04:5717.10.2023, 07:15
Trotz Konflikte und Krisen, insbesondere im Kontext des Ukrainekriegs, ist die Umwelt die grösste Sorge junger Europäerinnen und Europäer. Dies geht aus einer Youth-Talks-Befragung heraus – einer Initiative der Higher Education for Good Foundation, mit Sitz in Genf.
Weltweit haben über 45'000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 29 Jahren aus 212 Ländern offene Fragen zu ihren Sorgen beantwortet. 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen aus der Schweiz.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Grosse Angst vor Klimaentwicklungen
Angst vor der Zunahme extremer Wetterphänomene als Folge des Klimawandels ist an den meisten Orten der Welt die grösste Sorge. Im Nahen Osten sowie in Nordafrika steht die Umweltproblematik an zweiter Stelle. Kriege und Konflikte sind ihre grössten Sorgen. Die Befragung fand vor dem Angriff der Hamas auf Israel statt.

Im Nahen Osten sowie in Nordafrika steht die Umweltproblematik an zweiter Stelle.bild: Youth Talks
Stimmen der Jugendlichen in abgekürzter Form:
«Ich habe Angst davor, dass die Bevölkerungszahl wächst und unsere Ressourcen abnehmen – entweder aufgrund mangelnder Vorbereitung oder wegen fehlendem Bewusstsein für das, was geschieht.»
21-jährige Teilnehmerin aus Brasilien
«Globale Erwärmung ist das Schlimmste, was gerade auf der Erde passiert. Meiner Meinung nach sollten wir lernen, wie wir Schritt für Schritt die globalen ökologischen Probleme lösen könnten. Vielleicht sollte man dies auch schon von klein auf in Schulen lernen.»
19-jähriger Teilnehmer aus Russland
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Europa und Zentralasien machen sich der Befragung zufolge Sorgen um die Umwelt. Wirtschaftliche Sorgen stehen an dritter Stelle. Viele fürchten sich vor einer Zunahme sozialer Ungleichheiten und Armut sowie der Erschöpfung natürlicher Ressourcen.

Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Europa und Zentralasien machen sich der Befragung zufolge Sorgen um die Umwelt.bild: Youth Talks
Angst vor dem Scheitern
Auf die Frage, was sie am meisten beunruhigt, wenn sie an sich selbst denken, haben die meisten Jugendlichen die Angst vor dem Scheitern genannt. Sie fürchten, falsche Entscheidungen zu treffen, ihre Ziele nicht erreichen oder ihr Potenzial nicht genügend ausschöpfen zu können.
«Mich beunruhigt, dass meine Studienzeit umsonst war und ich keine Arbeitsstelle finden werde.»
Teilnehmer aus Irak
«Mich beunruhigt der schnelle technologische Fortschritt und die damit verbundenen Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt.»
28-jähriger Teilnehmer aus Südkorea
Vor allem die in Europa aufgewachsenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind besorgt über ihre finanzielle Situation. Sorgen im Zusammenhang mit der Karriere stehen an dritter Stelle.

In Europa und Zentralasien stehen finanzielle Sorgen an erster Stelle.bild: youth talks
Oft genannt wurde die Angst, nicht über die Runden zu kommen, keine bezahlbare Wohnung zu finden und in Schulden zu geraten.
«Ich fürchte, dass die Menschen beginnen, sich noch mehr zu hassen, dass die Lebensqualität und der Zugang zu Bildung und Kultur elitär wird.»
22-jährige Teilnehmerin aus Brasilien

In Nordamerika stehen Gesundheitssorgen an zweiter Stelle.bild: youth talks
Verzicht für eine bessere Zukunft
Viele der Jugendlichen wären der Umfrage zufolge bereit, ihren Lebensstil für eine bessere Zukunft zu ändern. Häufig genannt wurde der Verzicht aufs Reisen, insbesondere aufs Fliegen.
«Die Massenproduktion stellt Produkte her, ohne Rücksicht auf die Umwelt. Ich unterstütze deshalb nachhaltige Produkte, die teurer sind, aber weniger Ressourcen verbrauchen.»
17-jähriger Teilnehmer aus Spanien
«Wenn wir junge Menschen fragen, was sie lernen müssen, um ihre gewünschte Zukunft zu erreichen, sind ihre Antworten wahrscheinlich eines der überraschendsten Ergebnisse der Konsultation», sagt Dr. Marine Hadengue, Director von Youth Talks und Executive Director der Higher Education for Good Foundation, gegenüber watson. Überrascht habe sie, dass traditionelle Schulfächer wie Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften oder sogar Technik kaum oder gar nicht erwähnt worden seien.

Dr. Marine Hadengue, Director von Youth Talks und Executive Director der Higher Education for Good Foundation.Bild: Shutterstock
«Nicht, dass die traditionellen Kernfächer nicht mehr wichtig wären, aber die dringende Notwendigkeit, die Gesellschaft neu aufzubauen, scheint für junge Menschen heute Priorität zu haben», so Hadengue. Dieser Wunsch sei auf der ganzen Welt geäussert worden, mit Ausnahme von China, wo traditionelles Lernen immer noch Priorität habe.

In Europa und Zentralasien sind viele bereit, ihr Konsumverhalten zu verändern.bild: youth talks
«Ich wäre bereit, Zeit und Energie für ehrenamtliche Tätigkeiten aufzubringen.»
22-jährige Teilnehmerin aus der Türkei
Viele würden der Umwelt zuliebe ihre Ernährung umstellen und auf Fleisch und Junkfood verzichten. Um Ressourcen zu sparen, würden viele aufs Internet und die sozialen Medien verzichten.
«Es gibt nicht viel, was ich aufgeben muss. Die Religion habe ich bereits aufgegeben – eine der Hauptursachen für viele Probleme auf dieser Welt. Ausserdem ernähre ich mich vegetarisch.»
23-jähriger Teilnehmer aus den USA
Alle weiteren Auswertungen der Befragung findest du hier.
(cst)
19 Cartoons, die das Erwachsensein illustrieren
1 / 21
19 Cartoons, die das Erwachsensein illustrieren
Die Waljagd – färöisches Kulturgut oder bestialische Tierquälerei?
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Der Protest war gross, als die Sugus-Haus-Erbin kurz vor Weihnachten 200 Mietenden kündigte. Ein halbes Jahr später ist von diesem Widerstand nichts mehr zu spüren. Eine Reportage.
Welche drei Sugus-Häuser der Erbin Regina Bachmann gehören und welche sechs ihren Geschwistern, sieht man schon von Weitem. In den Sugus-Häusern in der Neugasse 87 bis 97 in der Stadt Zürich lebt es. Die Veloständer quellen von Fahrrädern über. Von den Balkonen hängen Lämpchen, Fähnchen, Windspiele, Pflanzen. Dort brennt eine Lampe, da hört man einen Dampfabzug, Musik, Gespräche. Menschen gehen ein und aus. Selbst zur ruhigen Mittagszeit unter der Woche.