Trotz Konflikte und Krisen, insbesondere im Kontext des Ukrainekriegs, ist die Umwelt die grösste Sorge junger Europäerinnen und Europäer. Dies geht aus einer Youth-Talks-Befragung heraus – einer Initiative der Higher Education for Good Foundation, mit Sitz in Genf.
Weltweit haben über 45'000 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 29 Jahren aus 212 Ländern offene Fragen zu ihren Sorgen beantwortet. 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stammen aus der Schweiz.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
Angst vor der Zunahme extremer Wetterphänomene als Folge des Klimawandels ist an den meisten Orten der Welt die grösste Sorge. Im Nahen Osten sowie in Nordafrika steht die Umweltproblematik an zweiter Stelle. Kriege und Konflikte sind ihre grössten Sorgen. Die Befragung fand vor dem Angriff der Hamas auf Israel statt.
Stimmen der Jugendlichen in abgekürzter Form:
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in Europa und Zentralasien machen sich der Befragung zufolge Sorgen um die Umwelt. Wirtschaftliche Sorgen stehen an dritter Stelle. Viele fürchten sich vor einer Zunahme sozialer Ungleichheiten und Armut sowie der Erschöpfung natürlicher Ressourcen.
Auf die Frage, was sie am meisten beunruhigt, wenn sie an sich selbst denken, haben die meisten Jugendlichen die Angst vor dem Scheitern genannt. Sie fürchten, falsche Entscheidungen zu treffen, ihre Ziele nicht erreichen oder ihr Potenzial nicht genügend ausschöpfen zu können.
Vor allem die in Europa aufgewachsenen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind besorgt über ihre finanzielle Situation. Sorgen im Zusammenhang mit der Karriere stehen an dritter Stelle.
Oft genannt wurde die Angst, nicht über die Runden zu kommen, keine bezahlbare Wohnung zu finden und in Schulden zu geraten.
Viele der Jugendlichen wären der Umfrage zufolge bereit, ihren Lebensstil für eine bessere Zukunft zu ändern. Häufig genannt wurde der Verzicht aufs Reisen, insbesondere aufs Fliegen.
«Wenn wir junge Menschen fragen, was sie lernen müssen, um ihre gewünschte Zukunft zu erreichen, sind ihre Antworten wahrscheinlich eines der überraschendsten Ergebnisse der Konsultation», sagt Dr. Marine Hadengue, Director von Youth Talks und Executive Director der Higher Education for Good Foundation, gegenüber watson. Überrascht habe sie, dass traditionelle Schulfächer wie Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Geisteswissenschaften oder sogar Technik kaum oder gar nicht erwähnt worden seien.
«Nicht, dass die traditionellen Kernfächer nicht mehr wichtig wären, aber die dringende Notwendigkeit, die Gesellschaft neu aufzubauen, scheint für junge Menschen heute Priorität zu haben», so Hadengue. Dieser Wunsch sei auf der ganzen Welt geäussert worden, mit Ausnahme von China, wo traditionelles Lernen immer noch Priorität habe.
Viele würden der Umwelt zuliebe ihre Ernährung umstellen und auf Fleisch und Junkfood verzichten. Um Ressourcen zu sparen, würden viele aufs Internet und die sozialen Medien verzichten.
Alle weiteren Auswertungen der Befragung findest du hier.
(cst)