Zum 10. Mal wurde das Jugendbarometer veröffentlicht. Während in der Vergangenheit mehrheitlich der Puls der «optimistischen» Generation Y (Jahrgänge 1980 bis 2000) gefühlt wurde, gehört die Jugend heute mehrheitlich der «realistischen» Generation Z (ab 2000) an. Und das spiegle sich in der Befragung wider, wie das gfs Bern schreibt.
Befragt wurden je ungefähr 1000 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 25 Jahren aus den vier Ländern Schweiz, Brasilien, USA und Singapur.
So tickt unsere Zukunft:
Die befragten Jugendlichen in der Schweiz machen sich Sorgen um ihr Leben im Alter. 44 Prozent der Befragten gaben an, dass die AHV eines der grössten Probleme sei – «ein hochpolitisches Thema» in der Schweiz, wie das gfs anmerkt.
Während sich die Jugendlichen in den USA, Brasilien und Singapur über die Folgen von Corona sowie die Konjunktur Sorgen machen, scheint das hierzulande kein Top-Sorgen-Thema zu sein.
Obwohl sich die Generation Z weg von den traditionellen Medien orientiert und sich tendenziell per soziale Medien informiert, «in denen Inhalte teilweise unkontrolliert verbreitet» werden, wie das gfs bemerkt, sehen die Jugendlichen in der Schweiz Fake News nicht als eines der 5 grössten Probleme an.
Die Schweizer Demokratie gilt weltweit als vorbildlich. Trotzdem glaubt fast ein Drittel der befragten Jugendlichen in der Schweiz, dass sich die Demokratie hierzulande in der Krise befände.
Noch deutlicher falle das Urteil aber über die Demokratie auf der Welt insgesamt aus. So seien in allen vier Ländern die Jugendlichen und jungen Erwachsenen der Meinung, dass die Demokratie sich generell in einer Krise befände. In der Schweiz sei dieses Empfinden besonders ausgeprägt, schreibt das gfs.
In der Schweiz sind nur 54 Prozent davon überzeugt, dass in unserer Demokratie alle die gleichen Möglichkeiten haben, die Lebensbedingungen mitzugestalten. 45 Prozent sind sogar davon überzeugt, dass trotz Demokratie nur ein paar wenige die Macht über das Volk ausüben:
Der Generation Z wird eine stärkere Arbeitsmoral zugeschrieben als der Generation Y. Dennoch würde in der aktuellen Umfrage rund die Hälfte der Befragten in allen Ländern angeben, dass Freizeit wichtiger ist als Beruf oder Ausbildung.
Bei der Arbeit ist den Jugendlichen in der Schweiz am wichtigsten, dass sie einen guten Chef oder eine gute Chefin haben, über 90 Prozent ist zudem ein guter Lohn wichtig und über 80 Prozent wollen etwas Sinnstiftendes arbeiten.
77 Prozent der Befragten in der Schweiz glauben, dass sie mit vollem Einsatz viel erreichen können im Leben, und 73 Prozent sind zuversichtlich, dass sie auf dem Arbeitsmarkt in Zukunft gebraucht werden.
Das gfs schreibt, dass es ein Grundgedanke von Demokratien sei, dass, wer viel arbeite, auch weit komme. Dieses meritokratische Prinzip der Leistungsgesellschaft führe im Umkehrschluss dazu, dass diejenigen, die am Rande der Gesellschaft leben, tendenziell selbst schuld seien.
Allerdings werde der Generation Z nachgesagt, einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit zu haben, so das gfs. Da-rum sei auch eine Mehrheit der Jugendlichen der Meinung, dass es an der Politik sei, für Chancengleichheit zu sorgen.
Knapp mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen in der Schweiz ist der Meinung, dass eine Frau mehr leisten müsse als ein Mann, um die gleichen Lorbeeren einstreichen zu können. Im Vergleich mit den anderen Ländern ist das aber immer noch der tiefste Wert – so sind in Brasilien 78 Prozent der Befragten dieser Meinung.
Das gfs resümiert:
Grundsätzlich sieht das gfs eine Tendenz, dass Familie und Freunde zwar weiterhin ein zentraler Identitätsanker seien, doch durch die verstärkte Mediennutzung seien Jugendliche und junge Erwachsene auch global vernetzter. Damit einhergehend würden abstraktere Konzepte wie die Zugehörigkeit zu der Gesellschaft eines Kontinentes, eines Landes oder zu einer sozialen Bewegung wie dem Klimastreik immer wichtiger – und dies wohl langfristig.
(yam)