International
LGBTQIA+

Sind in Polen LGBTQ-Demos bald verboten? Heute debattiert das Parlament

Sind in Polen LGBTQ-Demos bald verboten? Heute debattiert das Parlament

28.10.2021, 06:39
Mehr «International»

Polens Parlament befasst sich am Donnerstag (21.30 Uhr) in erster Lesung mit einem Gesetzentwurf, der Demonstrationen für die Gleichstellung nicht-heterosexueller Menschen verbieten will. Der Entwurf zur Änderung des Versammlungsrechts wurde von der Stiftung Leben und Familie der Pro-Life-Aktivistin Kaja Godek eingebracht, die dafür die nötigen 140'000 Unterschriften gesammelt hatte.

Impressionen zum diesjaehrigen Zuerich Pride Festival in der Stadt Zuerich das unter dem Motto " STRONG IN
DIVERSITY " steht , am Samstag, 15. Juni 2019, in Zuerich. (KEYSTONE/Melanie Duchen ...
Kommt das Gesetz durch, wären LGBTQ-Demonstrationen wie die Pride-Parade künftig in Polen verboten.Bild: KEYSTONE

Die Änderung sieht vor, dass künftig das Ziel einer öffentlichen Versammlung nicht das «Infragestellen der Ehe als Beziehung zwischen Frau und Mann» sowie das «Propagieren der Ausweitung der Ehe auf Personen des gleichen Geschlechts» sein darf. Auch darf bei Demonstrationen nicht für die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare und für eine «andere sexuelle Orientierung als die heterosexuelle» geworben werden. Damit zielt der Gesetzentwurf vor allem auf die Pride-Parade und andere Demonstrationen der LGBT-Gemeinde. Die Abkürzung steht für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender-Personen.

Die Organisation Allpolnischer Frauenstreik, die im vergangenen Jahr federführend bei den Protesten gegen ein verschärftes Abtreibungsrecht war, hat unter dem Motto «Hassfreie Zone» zu einer Demonstration vor dem Parlament gegen den Gesetzentwurf aufgerufen.

Viele Politiker von Polens nationalkonservativer Regierungspartei PiS betreiben offene Stimmungsmache gegen die LGBT-Gemeinde. Knapp hundert Städte und Regionen haben sich zur «LGBT-Ideologie-freien» Zone erklärt. Die meisten davon befinden sich im stark katholisch geprägten Osten und Süden des Landes. Zuletzt hatten mehrere Regionen diesen Status wieder aufgehoben, nachdem die EU-Kommission Verhandlungen über regionale Fördermittel ausgesetzt hatte.

In Ungarn gilt seit Juni ein neues Gesetz, wonach Kinder keinen Zugang zu Informationen über nicht-heterosexuelle Lebensformen haben dürfen – sei es im Schulunterricht oder über Publikationen. Zudem ist Werbung verboten, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als Teil der Normalität dargestellt werden. Die EU-Kommission hat deswegen ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Ungarn eingeleitet.

In Russland stehen positive Äusserungen über Homosexuelle in Anwesenheit von Kindern unter Strafe. Gegen dieses seit 2013 geltende Verbot von «Homo-Propaganda» gibt es seit langem internationalen Protest. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Bunt, laut und schrill: Das Zürcher Pride Festival
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
54 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tokyo
28.10.2021 08:07registriert Juni 2021
Die PIS-Faschisten samt ihrer Komplizin katholische Kirche müssen eine Riesenangst vor einer Minderheit haben, die auf ihre ihr zustehenden Rechte pocht.
446
Melden
Zum Kommentar
avatar
Ali mini äntli
28.10.2021 07:57registriert September 2021
haben die keine andere Probleme? oder will die Regierung einfach ablenken von der eigenen Unfähigkeit?
404
Melden
Zum Kommentar
avatar
B-Arche
28.10.2021 08:35registriert Februar 2016
Es ist mir unbegreiflich wie "konservative" Bewegungen die meinen man könne Homosexualität verhindern oder einschränken durch Verbote sie zu zeigen oder sie gar "wegtherapieren" weltweit wieder zunehmen und neue Mehrheiten bekommen.

Als ob man jeden Menschen durch Zwang in heterosexuelles Verhalten bringen könne - und das auch noch wünschenswert sei... *seufz*
244
Melden
Zum Kommentar
54
1MDB-Prozess: Verteidigung verlangt vollständige Freisprüche

Im 1MDB-Prozess vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona haben die Verteidiger auf Freispruch plädiert. Sie machten Ausführungen zu geopolitischen Fragen und analysierten Unterlagen, um die Strafkammer von der Ehrlichkeit der beiden Angeklagten zu überzeugen.

Zur Story