Angesichts der weiter katastrophalen Lage in den Überschwemmungsgebieten in Libyen ist die Gesamtzahl der Todesopfer auch nach Tagen noch ungewiss. Die Regierung im besonders betroffenen Osten des faktisch zweigeteilten Bürgerkriegslandes gibt die Zahl der offiziell registrierten Todesfälle in der Region derzeit mit 3166 an.
In den vergangenen Tagen hatte es widersprüchliche Angaben zur Zahl der Todesopfer gegeben, die zwischen rund 5000 und 11‘000 schwankten. Angesichts dieses Wirrwarrs erhob der Gesundheitsminister der Regierung im Osten, Othman Abdul Jalil, den Anspruch, dass fortan nur Zahlen seines Hauses Gültigkeit hätten.
«Das Gesundheitsministerium ist für die Daten verantwortlich, und alle Zahlen müssen von diesem Ministerium übernommen werden», sagte Abdul Jalil auf einer Pressekonferenz am Freitag. Die Zahl von 3166 Toten mit Stand vom Freitagnachmittag werde aber wahrscheinlich noch steigen.
Zuvor hatte der Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Libyen, Baschir Omar, der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass es angesichts der weiterhin unübersichtlichen Lage noch zu früh sei, um verlässliche Angaben zur Gesamtzahl der Toten zu machen. «Die Katastrophe spielt sich immer noch ab. Die Rettungseinsätze laufen. Deshalb können wir die endgültige Zahl der Todesopfer oder Verletzten nicht vorhersagen.»
Das Internationale Rote Kreuz schickte derweil 5000 Leichensäcke nach Benghazi. Der Bürgermeister der von den Überschwemmungen teils zerstörten Hafenstadt Darna, Abdel-Moneim al-Gheithy, hatte dem arabischen Sender Al-Arabiya gesagt, dass es ausgehend von den zerstörten Bezirken der Stadt «18‘000 bis 20‘000 Tote» geben könne.
Libyen ist faktisch zweigeteilt. An der Spitze der Regierung im Osten, wo der Sturm «Daniel» besonders grossen Schaden angerichtet hat, sitzt Ministerpräsident Osama Hammad. Dieser wird aber international nicht als Regierungschef anerkannt. Zudem haben im Osten der General Chalifa Haftar und seine selbst ernannte Libysche Nationalarmee (LNA) grossen Einfluss. In Tripolis im Westen sitzt Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba. Auch ausländische Staaten wie die Türkei, Russland und Ägypten mischen in dem Konflikt mit. (sda/dpa)