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Nahost-Ticker: Windeln knapp – Eltern in Gaza nutzen Plastiktüten

Windeln knapp – Eltern in Gaza nutzen Plastiktüten ++ Kallas: Israel soll Tötungen stoppen

Die wichtigsten Ereignisse im Nahen Osten in der Übersicht, fortlaufend aktualisiert.
20.07.2025, 09:5222.07.2025, 16:34
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Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang Juni hat Israel einen Grossangriff auf Ziele in Iran gestartet und vorwiegend militärische Infrastruktur und Personen ins Visier genommen. Viele hochrangige Mitglieder des Mullah-Regimes wurden getötet.
  • Iran reagierte mit massivem Raketenbeschuss Israels und griff auch mit Drohnen an. Auf beiden Seiten gibt es auch zivile Opfer.
  • Die USA griffen in den Krieg ein und attackierten drei iranische Atomanlagen. Der Angriff galt dem iranischen Atomprogramm, das dadurch einen deutlichen Rückschlag erlitt.
  • Irans Streitkräfte reagierten mit einer symbolischen Vergeltungsaktion und schossen Raketen auf einen grossen US-Stützpunkt in Katar. Allerdings warnte das iranische Militär die USA vor, weshalb es zu keinen Todesopfern und nur geringen Schäden kam.
  • US-Präsident Trump drängt nun auf Frieden. Eine Waffenruhe zwischen Israel und Iran trat in Kraft – bislang hält sie.

Die neusten Entwicklungen im Liveticker

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18:03
Guterres «entsetzt» über israelische Angriffe auf UN-Gebäude
UN-Generalsekretär António Guterres zeigt sich angesichts von Berichten über Angriffe auf Gebäude der Vereinten Nationen im Zuge der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen schockiert und verlangt Schutz vor Gewalt. «Ich bin entsetzt über die Angriffe auf UN-Einrichtungen, darunter Einrichtungen des UN-Büros für Projektdienste und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), einschliesslich des Hauptlagers der WHO», sagte Guterres vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Das mächtigste UN-Gremium tagt regelmässig zum Krieg im Gazastreifen. Guterres sagte weiter, alle Kriegsparteien seien über die Standorte dieser UN-Gebäude informiert gewesen. «Diese Einrichtungen sind unverletzlich und müssen nach dem humanitären Völkerrecht ausnahmslos geschützt werden», so der UN-Chef. Weiter bezeichnete er die Situation in dem abgeriegelten Küstengebiet als Horrorszenario: «Das Ausmass an Tod und Zerstörung ist in jüngster Zeit beispiellos, die Unterernährung nimmt rasant zu». Dem humanitären System würden zudem die Voraussetzungen genommen, um Hunderttausenden Notleidenden zu helfen.



WHO: Einrichtung gestürmt und Mitarbeiter festgenommen

Die WHO hatte am Montag mitgeteilt, das israelische Militär habe ihre Einrichtung in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens gestürmt und Mitarbeitende festgenommen. Auch sei eine Mitarbeiterunterkunft angegriffen worden. Männliche WHO-Mitarbeiter und männliche Angehörige seien in Handschellen gelegt, ausgezogen, vor Ort verhört und mit vorgehaltener Waffe durchsucht worden.

Israels Armee teilte mit, in der Gegend seien am Montag Schüsse auf israelische Soldaten gefeuert worden. Die Soldaten hätten darauf mit Beschuss in die Richtung reagiert, aus der die Schüsse gekommen seien. Die Armee sagte aber nicht explizit, ob die Schüsse aus Einrichtungen der WHO abgegeben wurden. (sda/dpa)
16:32
Windeln knapp – Eltern in Gaza müssen Plastiktüten nehmen
Den Menschen im Gazastreifen fehlen neben Nahrungsmitteln und Medikamenten auch Hygieneartikel.

Für eine der wenigen noch vorhandenen Babywindeln würden inzwischen drei US-Dollar pro Stück verlangt, berichtet eine Sprecherin des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA).

Die allermeisten Eltern könnten sich dies nicht leisten und müssten sich deshalb behelfen, etwa mit Plastiktüten. Bereits vorher hatte UNRWA über einen Vater berichtet, der eines seiner letzten Hemden zerschneiden musste, um seiner Tochter Material für Monatsbinden zu geben.

Die Sprecherin betont, UNRWA hätte rund 600 Lastwagen mit Windeln, Binden und anderen Hygieneartikeln sowie Medikamenten und Nahrungsmitteln in Ägypten und Jordanien bereitstehen. Sie bekämen von Israel aber keine Einreisegenehmigung in den Gazastreifen.

Israel wirft dem Hilfswerk vor, es sei von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas teils unterwandert. Die Regierung hat alle Zusammenarbeit mit UNRWA eingestellt. Internationale UNRWA-Mitarbeiter bekommen von Israel auch keine Visa mehr.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist nach Angaben der UN und internationaler Hilfsorganisationen katastrophal. (sda/dpa)

15:02
EU-Chefdiplomatin: Israel soll Tötungen stoppen
Die EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas hat Israels Vorgehen rund um die Hilfszentren im Gazastreifen scharf kritisiert. Auf X schrieb sie, die «Tötung von Zivilisten», die bei Verteilzentren Hilfe suchten, sei «nicht zu rechtfertigen».

In einem Gespräch mit Israels Aussenminister Gideon Saar habe sie an die Vereinbarungen zum humanitären Zugang für Hilfsorganisationen erinnert und betont, die israelische Armee müsse aufhören, Menschen an Verteilungspunkten zu töten. Sollten Zusagen nicht eingehalten werden, blieben «alle Optionen auf dem Tisch».

Ende Mai hatte die von Israel und den USA unterstützte Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) ihre Arbeit nach einer monatelangen israelischen Blockade von Hilfslieferungen begonnen. Sie händigt an wenigen Verteilzentren Lebensmittel aus.

Immer wieder gibt es Berichte über tödliche Zwischenfälle in der Nähe der GHF-Verteilstellen.
Meist wird der israelischen Armee vorgeworfen, Schüsse abgegeben zu haben. Seit Ende Mai sind im Gazastreifen nach UN-Angaben bereits Hunderte Tote bei Verteilstationen der GHF registriert worden. (sda/dpa)
14:14
Angriff auf Gefängnis im Iran: Amnesty fordert Aufklärung
Der israelische Angriff auf Irans berüchtigtes Ewin-Gefängnis vor rund vier Wochen sollte nach Auffassung der Menschenrechtsorganisation Amnesty International als mögliches Kriegsverbrechen untersucht werden.

«Nach dem humanitären Völkerrecht gilt ein Gefängnis oder ein Haftort als ziviles Objekt, und es gibt in diesem Fall keine glaubwürdigen Beweise dafür, dass das Ewin-Gefängnis ein rechtmässiges militärisches Ziel darstellte», hiess es in einem Bericht der Organisation.

Im Krieg mit dem Iran hatte die israelische Luftwaffe mehrere Bereiche der Haftanstalt in der iranischen Hauptstadt Teheran bombardiert – nach israelischer Darstellung ein symbolischer Schlag gegen Irans Regierung. Aktivisten und ehemalige Insassen reagierten mit Kritik: Der Angriff gefährde das Leben politischer Gefangener und verhöhne deren Schicksal. Bei der Bombardierung wurden laut der Justiz im Iran mindestens 71 Menschen getötet.

Schätzungen von Amnesty zufolge befanden sich während der Luftangriffe zwischen 1.500 und 2.000 Gefangene in der Haftanstalt – darunter politische Häftlinge und Ausländer, die in umstrittenen Prozessen verurteilt worden waren. Noch während des Kriegs verlegte die iranische Justiz zahlreiche Insassen in andere Gefängnisse. In einigen Fällen wissen Angehörige bis heute nicht, wo sich ihre Familienmitglieder befinden. Das Gefängnis Ewin gilt als Ort schwerer Menschenrechtsverletzungen. (sda/dpa)
7:33
Israels Armee: Erneut Rakete aus dem Jemen abgefangen
Die israelische Luftabwehr hat nach eigenen Angaben erneut eine aus dem rund 2.000 Kilometer entfernten Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. In mehreren Gegenden Israels hatten zuvor die Alarmsirenen geheult. Seit Beginn des Gaza-Krieges im Oktober 2023 greift die proiranische Huthi-Miliz Israel regelmässig mit Raketen und Drohnen an - nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der islamistischen Hamas in Gaza. (sda/dpa)
20:54
UNRWA-Chef: Verteilzentren für Hilfe in Gaza sind «Todesfallen»
Der Leiter des UN-Hilfswerks für die Palästinenser (UNRWA), Phillipe Lazarrini, hat die Verteilzentren der Stiftung GHF für Hilfsgüter im Gazastreifen als «sadistische Todesfallen» bezeichnet. «Heckenschützen eröffnen das Feuer willkürlich auf Menschenmengen, als hätten sie die Lizenz zum Töten. Eine massive Menschenjagd, bei völliger Straflosigkeit», schrieb er auf der Plattform X. Die GHF wird von Israel und den USA unterstützt.

Lazzarini bezog sich damit auf Berichte, wonach es im Umfeld von Verteilzentren der Stiftung erneut zu tödlichen Schüssen israelischer Soldaten auf Zivilisten gekommen ist. Die Stiftung hat solche Berichte wiederholt als falsch zurückgewiesen. Seit Ende Mai ist es im Gazastreifen nach Angaben der Vereinten Nationen bereits zu Hunderten Todesfällen bei Verteilstationen der GHF gekommen.



Israel hatte den neuen Verteilmechanismus nach eigenen Angaben eingeführt, um zu verhindern, dass die islamistische Hamas Hilfsgüter abzweigt. Kritiker hingegen werfen Israel eine parteiische Instrumentalisierung lebensnotwendiger Hilfe vor. Zuvor hatten die UN für die rund zwei Millionen Palästinenser rund 400 Verteilstationen betrieben. Diese funktionieren weiterhin kaum, weil Israel deren Belieferung so gut wie gar nicht zulässt.

«Humanitäre Hilfe ist kein Job für Söldner», schrieb Lazzarini unter Anspielung auf den Umstand, dass die GHF-Verteilzentren von privaten amerikanischen Sicherheitsfirmen bewacht werden. Die UN und ihre Partner hätten die Erfahrung, Expertise und die Ressourcen, um humanitäre Hilfe «auf sichere und würdige Weise und in grossem Massstab» zu den bedürftigen Menschen zu bringen, fügte er hinzu. (sda/dpa)
18:16
25 Aussenminister drängen auf Ende des Gaza-Kriegs
Israels Vorgehen im Gazastreifen sorgt international für Kritik. Die Aussenminister von 25 Ländern, darunter auch aus der Schweiz, fordern in einer gemeinsamen Erklärung ein sofortiges Ende des Kriegs im Gazastreifen.

Ihre Botschaft sei klar und dringend: «Der Krieg in Gaza muss jetzt beendet werden», hiess es in dem Text. «Weiteres Blutvergiessen dient keinem Zweck.» Man unterstütze die Bemühungen der Vermittler USA, Katar und Ägypten.



Die Unterzeichnerstaaten sind Australien, Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Island, Irland, Italien, Japan, Kanada, Lettland, Litauen, Luxemburg, die Niederlande, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, die Schweiz, Slowenien, Spanien und das Vereinigte Königreich. Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern.

Die Unterzeichner fordern auch eine sofortige Freilassung der 50 noch immer im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln. «Ein ausgehandelter Waffenstillstand bietet die beste Hoffnung, sie nach Hause zu bringen und die Qualen ihrer Familien zu beenden.»

Die Aussenminister kritisieren in dem Schreiben den Umgang Israels mit der humanitären Hilfe für den Gazastreifen: «Das Modell der israelischen Regierung für die Bereitstellung von Hilfsgütern ist gefährlich, schürt Instabilität und beraubt die Menschen im Gazastreifen ihrer Menschenwürde.» (sda/dpa/mke)
17:50
Augenzeugen: Israel rückt in Deir al-Balah im Gazastreifen ein
Das israelische Militär ist Augenzeugen zufolge erstmals im laufenden Gaza-Krieg mit Bodentruppen in Teile von Deir al-Balah eingerückt. Israelische Soldaten sollen Gebäude im Südwesten der Stadt im mittleren Gazastreifen unter ihre Kontrolle gebracht und Scharfschützen auf den Dächern positioniert haben, wie Bewohner der Stadt berichteten. Die israelische Armee äusserte sich zunächst nicht dazu.

Am Sonntag hatte die Armee eine Räumungsaufforderung für mehrere Wohnblöcke im Südwesten der Stadt erlassen. Die Bewohner sagten, sie hätten ihre Wohnstätten am frühen Montagmorgen verlassen. Örtliche palästinensische Journalisten berichteten der britischen BBC, israelische Panzer seien dort begleitet von Luft- und Artillerieangriffe eingerückt. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.



Israel hatte sich bislang in Deir al-Balah militärisch zurückgehalten, weil dort von der Hamas verschleppte Geiseln vermutet werden. Das israelische Forum der Geisel-Familien zeigte sich bestürzt über das Vorrücken der israelischen Truppen. Die politischen Entscheidungsträger hätten es verabsäumt, den Sorgen der betroffenen Familien wegen der ernsthaften Bedrohung des Lebens ihrer Angehörigen entgegenzutreten, hiess es in einer Stellungnahme des Forums.

«Das israelische Volk wird niemandem verzeihen, der die Geiseln - die lebenden wie die toten - wissentlich in Gefahr bringt», so die Geisel-Familien. Nach israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen in Gaza festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. (sda/dpa)
11:18
Israel greift erneut Ziele der Huthi-Miliz im Jemen an
Israel hat erneut Ziele der Huthi-Miliz im Jemen angegriffen. Israels Armee habe im Hafen von Hudaida im Westen des Landes unter anderem Schiffe für militärische Aktivitäten und Fahrzeuge, die zum Wiederaufbau der Hafeninfrastruktur genutzt würden, ins Visier genommen, teilte das israelische Militär mit.

Der Hafen werde für Waffenlieferungen aus dem Iran genutzt. Die Huthi sind mit Teheran verbündet.

Israel wolle verhindern, dass die Miliz ihre Infrastruktur wiederherstelle, die das israelische Militär in der Vergangenheit angegriffen habe, sagte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Das Militär zerstörte deshalb eigenen Angaben nach «die dafür eingesetzten Komponenten».

Seit Beginn des Gaza-Krieges nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 greifen die Huthi Israel immer wieder mit Raketen und Drohnen an - nach eigenen Angaben als Ausdruck ihrer Solidarität mit der Hamas. Zuletzt hatte Israels Luftwaffe vor zwei Wochen militärische Einrichtungen der Huthi bombardiert. Seitdem hat die Miliz erneut mehrere Raketen und Drohnen auf Israel abgefeuert. «Die Huthi werden für ihren Raketenbeschuss auf Israel einen hohen Preis zahlen», warnte Katz nun laut einer Mitteilung seines Büros . (sda/dpa)
10:44
Aktivisten: Israel setzt Luftangriffe in Syrien fort
Trotz einer eigentlich vereinbarten Waffenruhe hat Israel seine Luftangriffe im benachbarten Syrien nach Angaben von Aktivisten fortgesetzt.

Israel habe wichtige Strassen zwischen mehreren Dörfern in der südlichen Provinz Suwaida mit Kampfflugzeugen und Drohnen bombardiert, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Israelische Hubschrauber hätten zudem Hilfsgüter abgeworfen.

Israels Militär äusserte sich zunächst nicht zu den Angriffen, erklärte aber auf Anfrage, die Berichte zu prüfen.

Seit dem Ausbruch von Kämpfen in Syrien zwischen ethnischen und religiösen Gruppen hat Israel mehrfach Ziele in Suwaida und in der Hauptstadt Damaskus bombardiert. Israel will damit nach eigener Aussage die drusische Gemeinde in Syrien schützen, verfolgt mit den Angriffen aber auch andere strategische Interessen.

Im südlichen Syrien kämpfen seit gut einer Woche drusische Milizen gegen sunnitische Stammesgruppen, die von der Regierung in Damaskus unterstützt werden. Menschenrechtsaktivisten zufolge wurden mehr als 1'100 Menschen getötet. Etwa die Hälfte der Todesopfer stammte aus der mehrheitlich von Drusen bewohnten Provinz. (sda/dpa)
10:40
Verband: Hamas hat Journalisten in Gaza angegriffen
Mitglieder der islamistischen Hamas haben im Gazastreifen nach Angaben des Palästinensischen Journalistenverbands drei palästinensische Medienschaffende angegriffen.

Betroffen seien unter anderem ein Kameramann des arabischen Fernsehsenders Al-Dschasira sowie ein Korrespondent der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, hiess es in einer Mitteilung des Verbands mit Sitz in Ramallah im Westjordanland. Verantwortlich seien «Sicherheitskräfte» der Islamistenorganisation. Weitere Details zu dem Angriff wurden zunächst nicht genannt.

Der Vorfall, den der Palästinensische Journalistenverband aufs Schärfste verurteilte, ereignete sich den Angaben nach, als die drei Journalisten ihrer Arbeit in der Nähe einer Klinik in der Stadt Chan Junis im Süden des abgeriegelten Gazastreifens nachgingen. Der Verband veröffentlichte auch ein Foto, dass einen der angegriffenen Reporter mit sichtbaren Verletzungen am Oberarm zeigen soll. Die Angaben liessen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.

Ausländischen Journalisten ist der Zutritt zum Gazastreifen seit Kriegsbeginn weitgehend verboten. Einheimische Reporter berichten aber von vor Ort. Immer wieder gibt es Berichte über getötete Journalisten bei israelischen Angriffen. (sda/dpa)
7:20
UN-Nothilfebüro kritisiert neuen Fluchtaufruf in Gaza
Das UN-Nothilfebüro übt scharfe Kritik an Israels Fluchtaufruf für Bewohner und Binnenflüchtlinge in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des umkämpften Gazastreifens. Der «Massenvertreibungsbefehl» der israelischen Streitkräfte stelle einen weiteren «verheerenden Schlag» für die humanitären Bemühungen in dem vom Krieg verwüsteten Gebiet dar, erklärte das UN-Nothilfebüro OCHA in einer Stellungnahme. Israels Armee hatte angekündigt, ihre Einsätze in der Stadt auszuweiten und rief die Menschen in mehreren Vierteln dazu auf, sich in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens zu begeben.

Ersten Schätzungen zufolge hätten sich zum Zeitpunkt der Anordnung zwischen 50.000 und 80.000 Menschen in dem Gebiet aufgehalten, erklärte OCHA. Darunter sind viele Menschen, die in Zeltlagern untergebracht sind. Mindestens 1.000 Familien seien in den vergangenen Stunden aus dem Gebiet geflohen. Die UN-Mitarbeiter blieben in Deir al Balah. Ihre Koordinaten seien den zuständigen Stellen weitergegeben worden. Ihre Standorte müssten unabhängig von den Evakuierungsbefehlen geschützt werden, hiess es weiter.

Die «Times of Israel» sprach von den ersten Bodeneinsätzen der israelischen Armee in der Gegend seit Beginn des Gaza-Kriegs. In dem neu vom Militär ausgewiesenen Einsatzgebiet befinden sich nach Angaben von OCHA unter anderem mehrere Lagerhäuser für humanitäre Hilfe, vier Kliniken, ein Wasserreservoir sowie eine Pumpstation für Abwässer. «Jede Beschädigung dieser Infrastruktur wird lebensbedrohliche Folgen haben», warnte OCHA.

Die Armee rief die betroffenen Menschen in dem Gebiet dazu auf, sich nach Al-Mawasi zu begeben, das während des Gaza-Kriegs von Israel als «humanitäre Zone» ausgewiesen wurde. In der Vergangenheit hatte das israelische Militär aber auch dort mehrfach angegriffen. Ziele waren Armeeangaben zufolge dabei etwa Einrichtungen der islamistischen Terrororganisation Hamas gewesen. (sda/dpa)
7:17
UN-Organisation wirft Israel Beschuss von Hilfesuchenden vor
Die israelische Armee hat nach Darstellung des Welternährungsprogramms (WFP) auf eine grosse Menschenmenge nahe eines Hilfskonvois im Gazastreifen geschossen. Der WFP-Konvoi aus 25 Lastwagen sei für die hungernden Menschen im nördlichen Gazastreifen bestimmt gewesen, teilte die UN-Organisation auf X mit. Als sich der Konvoi am Sonntag kurz nach Überqueren des Grenzübergangs Zikim einer wartenden Menschenmenge genähert habe, sei diese unter israelischen Beschuss geraten.

Zahlreiche Menschen seien getötet worden, viele weitere seien lebensbedrohlich verletzt, hiess es. Die israelische Zeitung «Times of Israel» berichtete, es sei nicht sofort klar gewesen, ob sie Opfer der israelischen Armee oder bewaffneter Banden oder von beiden wurden. Laut der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden mindestens 67 Menschen getötet. Die Zeitung zitierte die Armee, wonach Warnschüsse abgefeuert worden seien, «um eine unmittelbare Bedrohung für die Truppen zu beseitigen». Israels Armee bestritt demnach aber die hohe Zahl an Opfern.

Diese Menschen hätten lediglich versucht, an Nahrungsmittel zu gelangen, um sich und ihre Familien zu ernähren, «die kurz vor dem Verhungern stehen», beklagte das Welternährungsprogramm. Die Hungerkrise in Gaza habe «ein neues Ausmass an Verzweiflung» erreicht. Der Zwischenfall habe sich trotz der Zusicherung der israelischen Behörden ereignet, dass sich die Bedingungen für humanitäre Einsätze verbessern und bewaffnete Kräfte zu keinem Zeitpunkt entlang der Routen humanitärer Konvois präsent sein und eingreifen würden.

Um die Verteilung von Lebensmitteln kümmert sich in weiten Teilen des Gazastreifens die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF). Israel hatte den neuen Verteilmechanismus nach eigenen Angaben eingeführt, um zu verhindern, dass die Hamas Hilfsgüter abzweigt. Die UN kritisieren unter anderem, dass die Stiftung zu wenige Verteilzentren betreibe und dass Menschen dort und auf dem Weg dahin grossen Gefahren ausgesetzt seien. (sda/dpa)
21:23
Konvoi mit Hilfsgütern erreicht syrische Stadt Suwaida
Nach tagelangen Kämpfen sind dringend benötigte Hilfsgüter im südlichen Syrien eingetroffen. Ein Konvoi des Syrischen Roten Halbmonds erreichte die Stadt Suwaida, wie Aktivisten meldeten. Die 32 Lastwagen brachten vor allem Lebensmittel, Wasser und Arzneimittel in die Provinz.

Durch die Kämpfe wurden nach UN-Angaben mehr als 80'000 Menschen vertrieben.
Zudem wurden die Versorgung mit Strom und Wasser abgeschnitten und Kommunikationsnetze gestört. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versuchte vorerst vergeblich, trotz der schlechten Sicherheitslage ebenfalls Hilfsgüter zu liefern.

Im südlichen Syrien kämpfen seit gut einer Woche drusische Milizen gegen sunnitische Stammesgruppen, die von der Regierung in Damaskus unterstützt werden. Menschenrechtsaktivisten zufolge wurden mehr als 1'000 Menschen getötet.

Der Konflikt hat auch Auswirkungen auf Hilfslieferungen. Der geistliche Drusenführer Hikmat al-Hidschri verweigerte laut Aktivisten einer Delegation aus Damaskus, die einen Konvoi mit Hilfsgütern des Gesundheitsministeriums begleitete, die Einfahrt nach Suwaida. Die Fahrzeuge mussten umkehren.

Die Regierung beschuldigte al-Hidschri und die «mit ihm verbündeten, verbotenen Milizen», den Konvoi behindert zu haben. Die 20 Krankenwagen des Gesundheitsministeriums hatten nach Darstellung aus Damaskus unter anderem Arzneimittel und Babynahrung dabei. Al-Hidschri hat zum Widerstand gegen die Truppen der Regierung aufgerufen. (sda/dpa)
20:29
Israels Armeechef Zamir sieht «Potenzial» für Geisel-Deal
Israels Generalstabschef Ejal Zamir hält eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und ein Abkommen zur Freilassung von Geiseln aus der Gewalt der Hamas für zunehmend möglich. «Eure Erfolge im Feld (...) lassen die Niederlage der Hamas näher rücken und erzeugen das Potenzial für einen Geisel-Deal», sagte er nach Militärangaben bei einem Truppenbesuch im Gazastreifen.

Bei indirekten Verhandlungen in der katarischen Hauptstadt Doha ringen Israel und die islamistische Hamas seit Monaten um Kompromisse, die eine 60-tägige Waffenruhe und eine Freilassung von Geiseln ermöglichen sollen. Diplomaten aus Katar, Ägypten und den USA fungieren als Vermittler. Israelische Medien berichteten zuletzt von Fortschritten. Ein Durchbruch scheint aber noch nicht in Sicht.

Zamir sagte, die Armeeführung sei auf alle Szenarien vorbereitet. «Wir werden neue operative Formate anwenden, die unsere Stärken hervorheben, Schwachstellen reduzieren und operative Gewinne vertiefen», sagte er – ohne diese strategischen Optionen näher auszuführen. Die Szenarien würden der politischen Führung zur Entscheidung vorgelegt, fügte er hinzu.

Nach israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen im Gazastreifen festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Ihre Freilassung – im Gegenzug für die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen – soll den Plänen zufolge gestaffelt erfolgen. Während der zeitlich befristeten Feuerpause sollen die Konfliktparteien dann über die Beendigung des Gaza-Kriegs und die Freilassung der letzten Geiseln verhandeln. (sda/dpa)
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