Überschallflugzeuge sind superschnell, aber auch superlaut. Könnte ein Jet womöglich ohne den Knall auskommen? Die US-Raumfahrtbehörde Nasa sagt: ja. Sie will am Freitag gemeinsam mit dem Rüstungskonzern Lockheed Martin den Jet «X-59» vorstellen, der im Rahmen des Quesst-Programmes (steht für Quiet SuperSonic Technology) entwickelt wurde.
«Die von Lockheed Martin gebaute X-59 ist das Herzstück der Quesst-Mission der Nasa», schreibt die Behörde auf ihrer Homepage. Die Mission soll den Schall erforschen und «dazu beitragen, den durch Überschallflüge verursachten Überschallknall auf einen Überschallpuff zu reduzieren».
Das Problem an der Überschall-Idee: Die USA und viele andere Länder auf der Welt verbieten kommerzielle Überschallflüge über ihren Luftraum. Daher will die Nasa den neuen Flieger eigenen Angaben nach bald über bewohnten Regionen der Vereinigten Staaten testen und Reaktionen der Bevölkerung auf die Geräusche einholen. Diese würden dann den internationalen Regulierungsbehörden zur Bewertung vorgelegt, heisst es. Alles in der Hoffnung, eines Tages wieder ein Passagierflugzeug mit Überschallgeschwindigkeit betreiben zu können.
Die kommerzielle Überschallfliegerei war vor 23 Jahren zu einem plötzlichen Stopp gekommen, als eine Concorde der Fluggesellschaft Air France im Juli 2000 kurz nach dem Start vom Flughafen Paris-Charles de Gaulle verunglückte. Damals starben alle 109 Insassen sowie vier Menschen am Boden. Zuvor war die Concorde fast ein Vierteljahrhundert lang zwischen Paris, London und New York hin- und hergependelt.
Die «X-59» ist mit 30 Metern nur halb so lang wie die Concorde (62 Meter). Sie soll in rund 16 Kilometern Höhe mit 1'500 Kilometern pro Stunde unterwegs sein können. Zum Vergleich: Gewöhnliche Passagierflugzeuge fliegen im Schnitt mit maximal 900 km/h. Das Geräusch, das beim Durchbrechen der Schallmauer entsteht, werde sich in etwa so anhören, wie wenn eine Autotür zugeschlagen wird, verspricht Lockheed Martin.