Ja. Pünktlich um 8.18 Uhr (Schweizer Zeit) ist die Vulcan-Rakete von Cape Canaveral in Florida abgehoben. «Alles sieht gut aus», hiess es von der Missionskontrolle. Die Triebwerke wiesen einen guten Hydraulik- und Kammerdruck auf.
Die Rakete stieg mithilfe von Methantriebwerken und zwei Raketenboostern auf, wobei Letztere nach knapp zwei Minuten planmässig abgestossen wurden. Die Triebwerke der Vulcan beschleunigten die Rakete weiterhin und wurden 16 Minuten nach dem Start abgeschaltet.
The first main engine cutoff, or MECO-1, is confirmed for the Centaur V upper stage. #VulcanRocket has reached a preliminary Earth orbit where it will coast above the globe for 28 minutes before the burn to achieve a trans-lunar injection orbit begins. https://t.co/xFQoT0042V pic.twitter.com/bTm4M9BEuv
— ULA (@ulalaunch) January 8, 2024
34 Minuten später sollte die vorerst letzte grosse Hürde folgen: die Abtrennung des Mondlandemoduls Peregrine von der Vulcan-Rakete. Insgesamt fünfzig Minuten nach dem Start wurde auch diese Etappe mit Erfolg gemeistert.
Jein. Rund acht Stunden nach dem geglückten Abheben wurde bekannt, dass eine «Anomalie» aufgetreten sei. So könnten die Sonnenkollektoren nicht stabil auf die Sonne auszurichten werden.
Und ohne die Möglichkeit, Batterien aufzuladen und die Stromversorgung aufrechtzuerhalten, kann die Mission nicht fortgesetzt werden.
Die verantwortlichen Ingenieure arbeiteten an dem Problem und würden Aktualisierungen bereitstellen, sobald weitere Informationen vorliegen.
Die Peregrine wird den Mond zwar bereits in weniger als einer Woche erreichen – sofern alles doch noch glatt läuft –, die Landung soll aber erst am 23. Februar stattfinden. Bis dahin wird sich die Peregrine in der Mondumlaufbahn aufhalten.
John Thornton, der CEO von Astrobotic, dem Unternehmen, das die Mission durchführt, lieferte die Begründung dafür bereits im Vorfeld:
Bei «Peregrine Mission One» handelt es sich um einen kommerziellen Flug des privaten US-amerikanischen Raumfahrtunternehmens Astrobotic Technology. Das kleine Unternehmen aus Pittsburgh beschreibt sich auf seiner Webseite mit einer simplen Analogie:
Die Mondlandefähre Peregrine (englisch für «Wanderfalke») wird mit einer Rakete vom Typ «Vulcan Centaur» des Herstellers ULA (United Launch Alliance) in den Orbit geschossen. Die Peregrine könnte das erste kommerziell entwickelte Raumfahrzeug werden, das sanft auf dem Mond landet.
Die Nasa ist an der Mission nicht unbeteiligt. Peregrine ist die erste Mission, die im Rahmen der CLPS-Initiative (Commercial Lunar Payload Services) der Nasa fliegt. Ziel des Programms ist es, die Kosten für den Transport von Gegenständen zur Mondoberfläche zu senken.
Die NASA bezahlt also private Unternehmen dafür, dass sie wissenschaftliche Ausrüstung zum Mond liefern. Die NASA ist aber nicht die einzige Kundin von Astrobotic: Die Peregrine wird laut CNN 20 wissenschaftliche Nutzlasten tragen, die auch aus Ländern wie Deutschland, Mexiko und Grossbritannien stammen. Fünf davon stammen von der NASA, für dessen Lieferung zum Mond die NASA 85 Millionen Dollar bezahlt. Im Vergleich zu vergangenen eigenen Missionen ist das zwar wenig, dafür geht die Raumfahrtbehörde allerdings auch ein grosses Risiko ein.
Die Rakete des Typs «Vulcan» war bis zum Start am Montag noch nie geflogen. Ein Risiko, das sich mit dem geglückten Start aber wortwörtlich in Rauch aufgelöst hat.
Aber: Die grösste Hürde steht mit der Landung auf dem Mond noch bevor. Die sanfte Landung eines Raumfahrzeugs auf dem Mond oder irgendeinem anderen Himmelskörper ist einem privaten Unternehmen bisher noch nie geglückt. Gleich zwei Mondlandeversuche – einer von einem japanischen Unternehmen und einer von Russland – sind im vergangenen Jahr gescheitert.
Die Peregrine soll in einem Gebiet mit dem Namen Sinus Viscositatis (Bucht der Klebrigkeit) landen, wo sie Untersuchungen anstellen soll. Dazu soll ein uralter Lavastrom namens Sinus Viscositatis angesteuert werden. Mithilfe von diversen Instrumenten sollen etwa Strahlungswerte, das Magnetfeld und die Gasschicht des Mondes gemessen werden, um die Risiken künftiger bemannter Mission zu erforschen und zu minimieren.
Ziel ist es auch, ein Experiment mit Wasser durchzuführen, erklärt Rick Elphick, der leitende Forscher rund um das Neutronenspektrometer-System (NSS) der NASA. Mithilfe des NSS an Bord der Peregrine können auf der Oberfläche des Monds Neutronen gemessen werden. Diese geben über die Präsenz von Hydrogen – einem Bestandteil von Wasser – Auskunft.
Im Landungsgebiet auf dem Mond rechnen die Forschenden zwar nicht mit Wasser, doch die Peregrine wird bei ihrer Landung durch ihren Auspuff unter anderem Wasser auf die Oberfläche des Mondes sprühen. Mit dem NSS soll dann untersucht werden, wie das Wasser auf dem Mond haften bleibt und wie es verschwindet, wenn die Sonne aufgeht und es wärmer wird.
Insgesamt 10 Tage lang wird die Peregrine auf dem Mond operieren, bis das Gebiet in Dunkelheit versinkt und es für weitere Untersuchungen zu kalt wird.
Menschliche Überreste. Elysium Space und Celestis – zwei kommerzielle Weltraumbestattungsunternehmen – ermöglichen den Transport von menschlicher Asche zum Mond. Dafür muss man etwa bei Celestis laut Webseite saftige 13'000 Dollar hinblättern. Das etwas andere Bestattungsunternehmen transportiert insgesamt 265 Kapseln mit menschlichen Überresten. Darunter etwa Star Trek Erfinder Gene Roddenberry sowie weitere Darsteller der Original-Fernsehserie.
Bei der Navajo Nation, der grössten Gruppe amerikanischer Indigener, ist dieses Vorhaben auf Widerstand gestossen. Am vergangenen Donnerstag verkündete Buu Nygren, Präsident der Navajo-Nation, dass er in einem Brief an die NASA und das US-Verkehrsministerium eine Verschiebung des Starts gefordert habe. Er erklärte:
Die NASA verwies an einer Pressekonferenz darauf, dass sie nicht für die Mission verantwortlich sei und Astrobotic für die Nutzlasten verantwortlich sei. John Thornton, der Geschäftsführer von Astrobotic äusserte am Freitag Enttäuschung darüber, dass das Gespräch erst so spät gesucht worden sei. Sein Unternehmen habe die Teilnahme von Celestis und Elysium bereits vor Jahren angekündigt. Er fügte aber an:
Harmloser ist die Fracht von Astrobotic in Zusammenarbeit mit seinem irdischen Pendant DHL: In «Mondkisten» befördern sie kleine Erinnerungsstücke, wie etwa Romane, Studentenarbeiten und ein Stück des Mount Everests, in den Weltraum.
Kaum wird ein visionäres Projekt gestartet, wird rumgenörgelt und zt. haltlos kritisiert.
Das Apolloprogramm war eine reine Willensentscheidung und wurde trotz Rückschlägen durchgeführt und von der Gesellschaft getragen. Heutzutage kriegen wir es nicht hin, trotz besseren Wissens, unsere direkte Umwelt zu schützen und damit unsere Lebensgrundlage zu verbessern, obwohl wir es könnten.
Wir wollen es nicht! Es Kostet zu viel!