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Marokko

Ärger um WM 2030: Jugendproteste der «Gen Z» in Marokko

Video: extern/zVG

Ärger um WM 2030: Jugendproteste der «Gen Z» in Marokko

01.10.2025, 14:1601.10.2025, 16:22

Junge Demonstranten der «Gen Z» sind in Marokko in den vergangenen Tagen mit der Polizei aneinandergeraten.

Am Dienstagabend kam es in mehreren Städten des nordafrikanischen Landes zu Zusammenstössen zwischen Teilnehmern der Proteste und Sicherheitskräften, wie örtliche Medien berichteten. In Tanger, Oujda und Beni Mellal warfen Demonstranten demnach Steine und legten Feuer. In einem Fall setzten sie auch ein Fahrzeug der Sicherheitskräfte in Brand.

Diese Szene hat uns eine Quelle von vor Ort zugeschickt:

Video: extern/zVG

Die Proteste richten sich gegen ausufernde Korruption im Land und grosse Infrastrukturprojekte der Regierung vor der Fussball-Weltmeisterschaft im Jahr 2030.

Teils kam es zu dramatischen Szenen. Videos zeigten, wie Sicherheitskräfte mit Fahrzeugen schnell durch Menschenmengen fuhren und einige Demonstranten offenbar auch anfuhren. Der staatlichen Nachrichtenagentur MAP zufolge wurde dabei mindestens ein Mann verletzt.

epa12418547 Police detain a person during a demonstration in Rabat, Morocco, 30 September 2025. The rally organized by the Voice of Moroccan Youth demanded social justice and better public health and  ...
Verhaftung eines Demonstranten in Rabat, 30. September 2025.Bild: keystone

MAP berichtete von 24 Festnahmen in Casablanca. Eine Gruppe maskierter Demonstranten habe dort den Verkehr auf einer Schnellstrasse blockiert. Solche Aktionen hätten nichts mit friedlichem Protest zu tun, erklärte die Staatsanwaltschaft laut MAP. Berichten zufolge wurden seit dem Wochenende Hunderte Demonstranten festgenommen.

Die Proteste in Marokko hatten am Wochenende begonnen. Angeführt werden sie von einer Jugendbewegung, die sich «Gen Z 212» nennt. «Gen Z» bezeichnet die Generation der in etwa zwischen 1995 und 2010 Geborenen. 212 ist die internationale Ländervorwahl für Marokko. Die Bewegung fordert bessere Bildung und eine bessere Gesundheitsversorgung.

Grosse Investitionen für Fussball-WM – Unmut bei Jugendlichen

Marokko trägt die Fussball-WM 2030 zusammen mit Spanien und Portugal aus. Die Regierung in Rabat plant in den kommenden Jahren Investitionen für Infrastruktur von schätzungsweise 38 Milliarden US-Dollar. Ein grosser Teil davon soll in Projekte in Zusammenhang mit der WM fliessen.

Vor allem bei den Jugendlichen, die soziale Ungleichheit im Land besonders häufig zu spüren bekommen, regt sich darüber Unmut. Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen ist hoch, viele brechen die Schule ab und haben das Vertrauen in die Politik verloren. Im Land hat König Mohammed VI. faktisch nahezu die gesamte Gewalt im Staat. Daran änderten auch Massenproteste kaum etwas, die sich 2011 in Marokko und weiten Teile der arabischen Welt ereigneten.

Die jüngsten Proteste ähneln in groben Zügen den jüngsten Demonstrationen im ostafrikanischen Inselstaat Madagaskar sowie in Nepal, wo Anfang September nach Protesten und schweren Unruhen der Regierungschef zurückgetreten war. Vergangenes Jahr kam es in Kenia ebenfalls zu Protesten der «Gen Z», ausgelöst durch Unmut über steigende Lebenskosten. (rbu/sda/dpa)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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AdiB
01.10.2025 16:30registriert August 2014
Wiederstand der Jugend. 💪
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Neruda
01.10.2025 17:16registriert September 2016
Gut, gehen die jungen Menschen auf die Strasse! So gibt es noch Hoffnung, dass sie ihre korrupte Elite irgendwann auch zurückbinden können, um mehr vom Kuchen zu erhalten. Und vielleicht schafft es mal ein Volk, sogar ein besseres System als unseres zu errichten.
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Squawk 7700
01.10.2025 14:31registriert Mai 2025
Die Könige und Diktatoren dieser Welt sind halt zu alt und haben nie Strategiespiele gespielt, wo man lernt, dass man das Volk bei Laune halten muss.
Es wäre ja nicht so schwer, bei einem Land abzuschauen, wo es besser Läuft. Wie z.B. eine Lehre einzuführen wie in der Schweiz für die Gen Z.
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