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Tumulte bei Staatsbesuch in Washington: Erdogans Leibwächter zoffen sich mit Demonstranten

Ein Leibwächter aus Erdogans Sicherheitstrupp droht einer Demonstrantin. Ein US-Polizist hindert sie daran, auf den Security-Mann loszugehen. 
Ein Leibwächter aus Erdogans Sicherheitstrupp droht einer Demonstrantin. Ein US-Polizist hindert sie daran, auf den Security-Mann loszugehen. 
Bild: JOSHUA ROBERTS/REUTERS

Tumulte bei Staatsbesuch in Washington: Erdogans Leibwächter zoffen sich mit Demonstranten

31.03.2016, 22:1101.04.2016, 10:43
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Die USA zeigen sich immer wieder besorgt über den Stand der Pressefreiheit in der Türkei. Bei einer Rede in Washington weist der türkische Präsident das zurück. Vorher soll es zu Rangeleien seiner Sicherheitskräfte mit Journalisten gekommen sein.

Offenbar kommt es immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen der Leibwächter Erdogans (hier einer rechts im Bild) mit Demonstranten.
Offenbar kommt es immer wieder zu lautstarken Auseinandersetzungen der Leibwächter Erdogans (hier einer rechts im Bild) mit Demonstranten.
Bild: JOSHUA ROBERTS/REUTERS

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat in den USA Vorwürfe zurückgewiesen, Journalisten würden in seinem Land unter Druck gesetzt. «In den türkischen Gefängnissen sitzen keine Journalisten, die aufgrund ihres Berufes oder dem Recht auf Meinungsfreiheit verurteilt wurden», sagte er am Donnerstag bei einem Auftritt im Brookings-Institut in Washington. Sie sässen im Gefängnis, weil sie Mitglieder einer terroristischen Vereinigung seien.

«Ich habe gesehen, dass Leute draussen auf der Strasse geschrien haben. Sie haben geschrien, aber sie wissen nicht, was wirklich in der Türkei passiert.»
Erdogan in seiner Rede in Washington

Regierungskritische Journalisten haben in der Türkei einen immer schwereren Stand. Die USA hatten sich in den vergangenen Wochen wiederholt besorgt über den Druck der türkischen Regierung auf die Medien des Landes gezeigt.

Chaotische Szenen

Vor dem Brookings-Institut versammelten sich Demonstranten. Es soll zudem zu Rangeleien zwischen türkischen Sicherheitskräften und Journalisten gekommen sein. Reporter vor Ort berichteten von chaotischen Szenen.

Ein Journalist sei von türkischen Sicherheitskräften abgeführt worden, ein anderer sei getreten worden, schrieb der Reporter Yochi Dreazen vom «Foreign Policy Magazine» im Kurznachrichtendienst Twitter. Einem Kameramann hätten sie verboten, Filmaufnahmen zu machen.

Erdogan erwähnte die Proteste in seiner Rede: «Ich habe gesehen, dass Leute draussen auf der Strasse geschrien haben. Sie haben geschrien, aber sie wissen nicht, was wirklich in der Türkei passiert.»

Der stellvertretender Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama, Ben Rhodes, sagte, man wisse von den Berichten. Das Weisse Haus trete nachdrücklich für Pressefreiheit in jedem Land ein, inklusive der Türkei, sagte er.

«National Press Club» alarmiert

Der «National Press Club», eine Vereinigung von Journalisten in Washington, zeigte sich alarmiert. «Der türkische Präsident und sein Sicherheitspersonal sind Gäste in den USA», erklärte Präsident Thomas Burr. Sie hätten kein Recht, gegen Journalisten oder Demonstranten vorzugehen.

Es gab auch Proteste für Erdogan in Washington.
Es gab auch Proteste für Erdogan in Washington.
Bild: AP/FR171401 AP

Erdogan hält sich derzeit zu einem Gipfel für nukleare Sicherheit in der US-Hauptstadt auf. Er und Obama sollten am Abend bei einem Essen Gespräche führen. Es handelt sich nach Rhodes Angaben aber nicht um ein bilaterales Zusammentreffen.

Geostrategisch ist die Türkei für die USA ein wichtiger Partner, auch und gerade vor dem Hintergrund des Krieges im Nachbarland Syrien und des Kampfes gegen den «Islamischen Staat».

Am Freitag sollte in Istanbul der Prozess gegen die regierungskritischen Journalisten Can Dündar und Erdem Gül fortgesetzt werden. Beim Auftakt am vergangenen Freitag waren der deutsche Botschafter Martin Erdmann und andere Diplomaten anwesend gewesen. Erdogan hatte das scharf kritisiert. (sda/dpa)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Töfflifahrer
31.03.2016 23:15registriert August 2015
Journalisten die anderer Meinung sind als der Sultan sind also Terroristen. Klar auf diese Idee muss man erst mal kommen. Also kurz, alles was dem Herrn Erdogan nicht in den Kram passt ist ein Terrorist. Kurden, Journalisten, ...
Und der West macht brav mit, was sagt dies über die westlichen Politiker aus? Ist doch nur zum Kotzen!
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Calvin Whatison
31.03.2016 22:58registriert Juli 2015
trifft er seinen Zwilling Trumpeltier auch noch ?
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Rudolf das Rentier
01.04.2016 02:44registriert März 2016
Und ich hab vor 10-20 Jahren noch von dem Vorzeigeland der muslimischen Welt geredet. War es im Vergleich zu heute wohl auch. Atatürk würde sich im Grab umdrehen...
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