Die iranische Reformer-Zeitung «Ghanoon» (Gesetz) ist wegen der Veröffentlichung einer kritischen Reportage über ein Gefängnis in Teheran geschlossen worden. Das gab die Zeitung am Montag auf ihrem Webportal bekannt.
Der Vorwurf laute auf Verbreitung von Lügen und öffentliche Panikmache. Die Chefredaktorin Mahnas Masaheri wurde zur Fahndung ausgeschrieben.
«Ghanoon» hatte am Samstag eine Reportage mit dem Titel «24 verdammte Stunden» über ein Gefängnis in Südteheran veröffentlicht. Darin beschreibt ein Zeuge die miserablen Zustände in dem Gefängnis während seiner 24-stündigen Inhaftierung. Die Gefängnisleitung und Geheimdienstbehörden klagten gegen die Reportage, was zur Schliessung der Zeitung führte.
Generalstaatsanwalt Dschafari Dolatabadi bezeichnete die Reportage als «erfunden und erlogen». Er werde nicht zulassen, dass die Zeitungen «alles schreiben, was sie wollen», berichtete die Nachrichtenagentur Tasnim.
Der Iran stellt seit einigen Jahren die berüchtigten Gefängnisse als Erziehungsanstalten dar. Da die ausländischen Medien keinen Zugang zu den Haftanstalten haben, ist eine neutrale Beurteilung der Zustände nicht möglich.
(sda/dpa)