Der mexikanische Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán muss für den Rest seines Lebens ins Gefängnis. Der 62-Jährige sei zu lebenslanger Haft plus 30 Jahre verurteilt worden und dürfe keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen.
Das sagte Richter Brian Cogan am Mittwoch in New York. Ausserdem forderte das Gericht «El Chapo» auf, eine Summe von 12,6 Milliarden Dollar zu zahlen. Dies sei eine «konservative Schätzung» der Summe, die Guzmán aus der Drogenkriminalität eingenommen habe, hatte die Staatsanwaltschaft zuvor mitgeteilt.
In einem der grössten Prozesse zu Drogenkriminalität in der Geschichte der USA hatte eine Jury «El Chapo» vor fünf Monaten in allen zehn Anklagepunkten für schuldig befunden - unter anderem für den Schmuggel oder versuchten Schmuggel von 1200 Tonnen Kokain, mehr als 49 Tonnen Marihuana, mehr als 200 Kilogramm Heroin und grossen Mengen Methamphetamin in die USA.
Ausserdem wird er der Beteiligung an einer Verbrecherorganisation, Herstellung und internationaler Verbreitung der Drogen sowie der Geldwäsche und Gebrauchs von Schusswaffen beschuldigt.
Mit dem Urteil folgte das Gericht der Forderung der Anklage. Sie hatte vergangene Woche argumentiert, Guzmán sei ein «erbarmungsloser und blutrünstiger Anführer des Sinaloa-Kartells» gewesen.
Die Staatsanwaltschaft hatte sich für eine lebenslange Haftstrafe ausgesprochen. Guzmáns Verteidiger hatten bis zuletzt erfolglos versucht, den Prozess neu aufrollen zu lassen. Die nach Bundesgesetz zulässige Todesstrafe war nach einer Einigung zwischen den USA und Mexiko, von wo aus Guzmán nach seiner Festnahme ausgeliefert worden war, ausgeschlossen.
Guzmán galt als der mächtigste Drogenbaron seit dem Kolumbianer Pablo Escobar. Für Schlagzeilen sorgte er auch durch zwei spektakuläre Gefängnisausbrüche. Ein halbes Jahr nach seinem letzten Ausbruch im Juli 2015 wurde er in seinem Heimat-Bundesstaat Sinaloa festgenommen und ein Jahr später an die USA ausgeliefert. Dort begann im November sein Prozess.
Der Drogenboss wird voraussichtlich in einer extrem abgesicherten Haftanstalt in einer entlegenen Gegend der Rocky Mountains untergebracht.
Das «ADX Florence» im Bundesstaat Colorado wird wegen seiner harschen Haftbedingungen von manchen als Hölle auf Erden beschrieben. Aufgrund seiner isolierten Lage und den rigorosen Sicherheitsvorkehrungen trägt das Gefängnis auch den Beinamen «Alcatraz der Rockies» - unter Bezug auf die berüchtigte Gefängnisinsel vor San Francisco.
«ADX» steht für «administrative maximum» und damit für die höchste Sicherheitsstufe, den sogenannten Supermax-Standard. In dem zwei Stunden Autofahrt südlich von Denver gelegenen Gefängnis nahe dem alten Bergbaustädtchen Florence leben rund 400 Häftlinge.
Darunter sind einige der berüchtigsten Häftlinge der USA - wie etwa der «Unabomber» Ted Kaczynski, der Attentäter beim Bostoner Marathonlauf, Dschochar Zarnajew, oder der mutmasslich an der Vorbereitung der Terroranschläge vom 11. September 2001 beteiligte Zacarias Moussaoui.
Von seiner Zelle in Colorado aus könnte ihm seine Haftzeit in Manhattan im Rückblick noch als relativ harmlos erscheinen. Die 1994 gebaute Anstalt ist laut Amnesty International auf die extreme Isolierung der Häftlinge spezialisiert.
Die meisten dortigen Insassen sind nach Angaben der Menschenrechtsorganisation in Einzelhaft - sie kommt natürlich auch auf «El Chapo» zu, der bereits in New York eine Einzelzelle bewohnte. Die meisten Einzelzellen im ADX Florence sind laut Amnesty nur etwa 7,50 Quadratmeter gross.
Kontakt zu Mitinsassen haben die meisten Häftlinge laut Amnesty nur während der täglichen bis zu zwei Stunden «Erholungszeit», in der sie ihre körperliche Fitness trainieren können.
Die als besonders gefährlich geltenden Insassen werden den Menschenrechtlern zufolge für diese Übungen aber einzeln in Käfige in einem Hof gesperrt, die nicht viel grösser sind als ihre Zellen. Mit anderen Häftlingen kommunizieren können sie nur durch die Gitterstäbe.
Der frühere Wärter Robert Hood beschreibt die Anstalt als «getreue Version der Hölle». ADX Florence sei «viel schlimmer als der Tod».
Allerdings haben einige Häftlinge immerhin Fernseher in ihren Zellen, wie die auf Überwachung von Haftbedingungen spezialisierte US-Organisation Corrections Information Council berichtet. Manche dürfen sich auch in ihren Zellen mit Bastelarbeiten, Malen und Zeichnen und Häkeln beschäftigen - Aktivitäten, auf die «El Chapo» allerdings nicht unbedingt erpicht sein dürfte. (cma/sda/afp)
Wie toll das Rechtssystem ist, sieht man auch am "lebenslänglich plus 30 Jahre" (wie jener, der letzthin 450 Jahre aufgebrummt bekam) - wollen sie etwa die Leiche noch so lange in der Zelle verscharren?