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MH370

Suche nach MH370 angeblich eingestellt – das wissen wir

Das Hightech-Forschungsschiff Armada 7801 von Ocean Infinity
Ein Forschungsschiff aus der Armada-Flotte von Ocean Infinity war im März im Suchgebiet (Symbolbild).Screenshot: Youtube

Suche nach MH370 offenbar eingestellt – das wissen wir

Der malaysische Verkehrsminister hat nach längerem Schweigen zur neuen Suche nach der 2014 verschwundenen Boeing 777 Stellung genommen. Es sind keine guten Nachrichten für die Angehörigen.
03.04.2025, 15:1703.04.2025, 19:36

Die jüngste Suche nach Malaysia-Airlines-Flug MH370 ist mehr als ein Jahrzehnt nach dem Verschwinden des Flugzeugs «ausgesetzt» worden. In Medienberichten wird der malaysische Verkehrsminister mit den Worten zitiert, es sei nun «nicht die Jahreszeit» dafür.

Die Aussage bezieht sich auf die zunehmend schwierigen Wetterbedingungen im südlichen Indischen Ozean. Gemäss unabhängigen Experten ist das ideale Zeitfenster für Suchen dort jeweils von Januar bis April.

Die Meeresrobotik-Firma Ocean Infinity habe ihre «Operation» vorerst eingestellt und werde die Suche «Ende des Jahres wieder aufnehmen», sagte Anthony Loke in einer Sprachaufnahme, die der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag zugesandt wurde.

Der malaysische Verkehrsminister hatte sich zuvor am 2. April an einer Medienorientierung in Kuala Lumpur zum Fall geäussert. Von Ocean Infinity lag zunächst keine Stellungnahme vor. Internationale Medienanfragen, unter anderem von watson, blieben unbeantwortet.

Unerklärliche Verzögerung

Bereits im vergangenen Jahr hatte das malaysische Verkehrsministerium angekündigt, dass die Suche nach der Maschine wieder aufgenommen werden soll. Doch dann kam es zu unerklärlichen Verzögerungen.

Der vorläufige Abbruch der Operation erfolgte nun nur einen Monat, nachdem die Behörden den Beginn einer erneuten Suchaktion durch Ocean Infinity begrüsst hatten. Das gleiche Unternehmen hatte bereits 2018 erfolglos nach dem Wrack gesucht. Nun sollte die Suche mit einem Hightech-Forschungsschiff und leistungsfähigen Unterwasser-Drohnen fortgesetzt werden.

Das Unternehmen will sich bei der neuen Suche auf ein Gebiet von rund 15'000 Quadratkilometern und vier «Hotspots» konzentrieren, an denen das Wrack nach Ansicht von Forschern am wahrscheinlichsten zu finden sein könnte. Auf Tracking-Seiten können Interessierte die genaue Position von «Armada 78 06» verfolgen.

Gemäss dem unabhängigen MH370-Experten Richard Godfrey hatte die Tiefsee-Suche nach dem Wrack noch gar nicht begonnen. Ocean Infinity habe lediglich Vermessungen im Suchgebiet durchgeführt.

Tatsächlich herrschte während Monaten Unverständnis, warum die malaysische Regierung den Vertrag mit Ocean Infinity nicht längst unterzeichnet hatte, obwohl es sich nur noch um eine Formalität handelte. Erst am 2. April liess der Verkehrsminister des südostasiatischen Landes dann verlauten, dass «letzte Woche» eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet worden sei.

Todesflug in den südlichen Indischen Ozean

Die MH370-Flugkatastrophe gilt als das grösste Rätsel in der Geschichte der zivilen Luftfahrt. Die Boeing 777 hatte 227 Passagiere und 12 Besatzungsmitglieder an Bord, als sie am 8. März 2014 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking verschwand. Später wurden einzelne Trümmer der Maschine vor Afrika angespült.

Ein 2018 veröffentlichter Abschlussbericht wies auf Versäumnisse der Flugsicherung hin und erklärte, der Kurs des Flugzeugs sei manuell geändert worden. Indizien deuten darauf hin, dass ein erfahrener Pilot versuchte, die Maschine spurlos verschwinden zu lassen.

Wie Analysen der Satelliten-Kommunikationsdaten des britischen Unternehmens Inmarsat ergaben, flog die Maschine zum Schluss während sieben Stunden südwärts und stürzte rund 1500 Kilometer von der Westküste Australiens entfernt in den Indischen Ozean. Wissenschaftliche Strömungs-Analysen bestätigten den ungefähren Absturzort. Meerestiefe dort: bis zu 6000 Meter.

Zwei Drittel der Passagiere waren Chinesen, die anderen kamen aus Malaysia, Indonesien, Australien und weiteren Ländern. Mehrere Angehörige chinesischer Passagiere versammelten sich letzten Monat zum 11. Jahrestag des Verschwindens von MH370 in Peking vor Regierungsgebäuden und der malaysischen Botschaft zum Protest. Auf mitgeführten Transparenten hiess es:

«Wann werden die Jahre des Wartens und der Qualen enden?»

Vom Hauptrumpf des Flugzeugs, den Menschen an Bord und den Flugdatenschreibern (Blackbox) fehlt jede Spur. Letztere könnten trotz langjähriger Belastung durch hohen Druck und Salzwasser lesbar sein.

70 Millionen Finderlohn

Für Ocean Infinity wäre es nicht der erste Erfolg: Unter anderem hatten Mini-Unterwasserfahrzeuge der Firma das 2017 verschollene argentinische U-Boot ARA San Juan vor Patagonien an der Südspitze Südamerikas entdeckt. 2019 spürte das Ozeanerkundungs-Unternehmen das seit rund 50 Jahren im nordwestlichen Mittelmeer vermisste U-Boot Minerve auf. Auch der gesunkene italienische Autofrachter MV Grande America wurde vor einigen Jahren in der Biskaya lokalisiert.

Ocean Infinity wird für die Mission nur dann Geld bekommen, falls die Maschine gefunden wird. Der Such-Vorschlag des Unternehmens sei «solide» und verdiene es, Beachtung geschenkt zu bekommen, hatte der malaysische Verkehrsminister Anthony Loke erklärt.

Die vertraglichen Details, die Malaysia mit Ocean Infinity ausgehandelt hat, sind nicht bekannt. Sollte das Wrack identifiziert werden, winken 70 Millionen US-Dollar.

Der renommierte Aviatik-YouTuber Petter Hörnfeldt («Mentour Pilot») hat sich in einem kürzlich publizierten Video erneut mit der MH370-Suche befasst und geht auf die technischen Hintergründe ein:

Quellen

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