Die Geschichte von Ryyan Alshebl hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Nach seiner Flucht vor dem Krieg in Syrien vor acht Jahren hat er es nun bis zum Bürgermeister der 2500-Seelen-Gemeinde Ostelsheim im Nordschwarzwald geschafft. Am Freitagabend wird er in einer feierlichen Gemeinderatssitzung offiziell vereidigt.
Die Bürgerinnen und Bürger hatten Alshebl (Bündnis 90/Die Grünen) im April mit einer absoluten Mehrheit von 55,4 Prozent der Stimmen gewählt. Damit ist er wohl der erste syrische Bürgermeister im Südwesten Deutschlands.
Laut Gemeindetag Baden-Württemberg gab es bisher keinen weiteren Bewerber mit syrischen Wurzeln um ein Bürgermeisteramt. Auch bundesweit ist dem «Netzwerk Junge Bürgermeister*innen» kein weiterer Bürgermeister bekannt, der 2015 als Flüchtling nach Deutschland kam.
🇸🇾 Journalists from all over the world report the story of Ryyan #Alshebl:
— All about Germany | deutschland.de (@en_germany) July 7, 2023
🙌 The #Syrian fled the war in 2015, integrated himself in a community near the Black Forest and became mayor there.
Watch the video for further details: 📹 #NewsDE #refugeeswelcome pic.twitter.com/z4wCVqnXfY
Der junge Neubürgermeister hat die Arbeit bereits aufgenommen: Der Nachrichtenagentur DPA sagte er, dass er den ersten Tag im neuen Job als «überwältigend» empfunden habe. Nun wolle er sich den Themen Kinderbetreuung und Kommunikation widmen – und einer lebendigen Ortsmitte, das habe er im Wahlkampf ja auch versprochen.
Der gebürtige Syrer ist stolz auf seine Stadt, und auch ein bisschen auf sich: «Wir haben Geschichte geschrieben», sagte er am Tag nach seiner Wahl. Das sei «im konservativ geprägten, ländlichen Raum nicht selbstverständlich» gewesen. Er war als unabhängiger Kandidat angetreten, privat ist er bei den Grünen Mitglied.
Alshebl war mit 21 Jahren aus seiner Heimatstadt as-Suwaida im Süden von Syrien vor dem dort herrschenden Bürgerkrieg geflohen. Seine Flucht bis nach Europa hatte ihn über den Libanon in die Türkei und dann mit einem Schlauchboot auf die griechische Insel Lesbos geführt.
Nach seiner Ankunft in Karlsruhe ging es für ihn nach Calw. Dort machte er eine duale Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten – wohl eine gute Vorbereitung für sein jetziges Amt.
(t-online/dsc)