Die Bilder sind schwer zu ertragen. Die leblosen Körper zweier Kleinkinder liegen an einem verlassenen Strand. Das eine dürfte erst wenige Monate alt sein. Seine Beinchen stecken in einem geblümten Overall, über sein Gesicht hat sich eine dünne Sandschicht gelegt.
Verbreitet wurden die Fotos von Nancy Porsia, einer italienischen Fotografin, und Oscar Camps, Gründer der Seenotrettungsorganisation Proactivia Open Arms. Gefunden worden seien die Leichen des Neugeborenen, des kleinen Mädchens und einer Frau am Samstag an einem Strand in Zuwara, einer Hafenstadt im Nordwesten von Libyen. Open Arms geht davon aus, dass die drei auf einem Boot mit Geflüchteten waren, das vor einer Woche vor der libyschen Küste gesunken war.
Unklar ist, wie lange die Leichen nach ihrem Fund am Strand liegen gelassen wurden. Laut Porsia wurden die Körper bereits am Samstag in einem nahe gelegenen Friedhof beerdigt. Die Seenotretter von Open Arms hingegen sagen, die tote Frau sei weggebracht worden, die Kinder jedoch drei Tage am Strand liegen gelassen worden. Auf Twitter schreibt Camps: «Ich bin schockiert. Kleine Kinder und eine junge Frau, die Träume hatten und leben wollten. Nun liegen sie seit drei Tagen an einem Strand in Zuwara. Keiner kümmert sich um sie.»
Die Fotos erinnern an die Tragödie um den zweijährigen Alan Kurdi, dessen Leiche im September 2015 an der türkischen Mittelmeerküste angeschwemmt wurde. Sein Tod löste eine Debatte über die Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer aus und hatte Auswirkungen auf die europäische Migrationspolitik.
Gemäss italienischen Zeitungen sagte der italienische Premierminister Mario Draghi, die Bilder seien inakzeptabel. Ein Sprecher der Uno-Migrationsbehörde in Italien sagte, es sei unklar wann die Opfer mit ihren Familien von Libyen aufgebrochen seien. Der Fall werde untersucht.
In den vergangenen Wochen machten sich tausende Menschen von Libyen aus auf den Weg nach Italien. Viele Boote kenterten. Letzte Woche berichteten die tunesischen Behörden von Dutzenden Toten, die bei einem Schiffsunglück vor der tunesischen Küste ums Leben gekommen seien. Im April starben über 130 Menschen vor der libyschen Küste, nachdem ihr Gummiboot auf stürmischer See gekentert war. Laut der Uno-Migrationsbehörde starben dieses Jahr bisher 630 Personen beim Versuch, das Mittelmeer zu durchqueren.
Heimscheisser