International
Mobilität

Auto oder ÖV? So unterschiedlich pendeln Schweizer und Amis zur Arbeit

Autobahn
Ohne Auto geht im US-Verkehr gar nichts.Bild: Shutterstock

So unterschiedlich pendeln Schweizer und Amerikaner zur Arbeit

Wie pendeln Menschen weltweit zur Arbeit? Eine neue Studie bringt erstaunlich grosse Unterschiede zwischen Kontinenten, Regionen und einzelnen Städten zutage. Während vielerorts ein bunter Mobilitätsmix vorherrscht, setzen Amerikanerinnen und Amerikaner fast ausschliesslich aufs Auto.
25.04.2024, 13:1525.04.2024, 14:45
Mehr «International»

Andere Länder, andere Sitten: Was hierzulande als «normal» angesehen wird, gilt andernorts als komplett exotisch. Kulturelle Unterschiede zwischen einzelnen Ländern oder Regionen gibt es in fast allen Bereichen des Lebens – auch beim Arbeitsweg.

Diesem Phänomen widmet sich die neue Studie «The ABC of Mobility» des Complexity Science Hub in Wien. Untersucht wurde der Arbeitsverkehr von fast 800 Städten und Metropolregionen in 61 Ländern weltweit. Dabei im Fokus: Wie die Bewohnerinnen und Bewohner zur Arbeit pendeln. Unterschieden haben die Forschenden drei verschiedene Arten der Mobilität: aktive Mobilität (zu Fuss/per Velo), öffentlicher Verkehr (Bahn/Bus) und Auto (Privat/Taxi).

Der Arbeitsweg des Autors.
Der Arbeitsweg des Autors.bild: screenshot citiesmoving.com

Dabei zeigten sich von Kontinent zu Kontinent, aber auch von Region zu Region teils riesige Unterschiede. So fanden die Forschenden in Europa fast die komplette Bandbreite der Pendlermobilität: In vielen Grossstädten, wie beispielsweise in Paris, London, Barcelona oder Mailand, ist der öffentliche Verkehr das meistbenutzte Verkehrsmittel für den Arbeitsweg.

Das ist aber längst nicht in allen grösseren Metropolen des Kontinents so: In Rom, Madrid oder Athen gehen die Bewohnerinnen und Bewohner am häufigsten mit dem Auto zur Arbeit. Die aktivsten Grossstadt-Pendelnden finden sich in Berlin und Amsterdam, wo jeweils fast die Hälfte der Bevölkerung mit dem Velo oder zu Fuss zur Arbeit geht.

Bild

Lesebeispiel: In Paris gehen 20,2 Prozent aktiv zur Arbeit, 59,6 Prozent mit dem ÖV und 20,2 Prozent mit dem Auto. In Zürich gehen 45,92 Prozent zu Fuss oder nehmen das Velo. 32,65 Prozent sind mit dem ÖV unterwegs und 21,43 Prozent mit dem Auto.

Ihrem Ruf als Veloland Nummer 1 wird die Niederlande in der Studie allerdings nur teilweise gerecht. Zwar weisen fast alle untersuchten Städte einen hohen Anteil an aktivem Pendlerverkehr aus, deutlich obenaus schwingt jedoch nur die Universitätsstadt Utrecht, wo über 75 Prozent mit dem Velo oder zu Fuss zur Arbeit unterwegs sind.

Der Aktiv-Anteil am Pendlerverkehr in den vier untersuchten Schweizer Städten Basel, Bern, Lausanne und Zürich ist ebenfalls beachtlich und liegt zwischen 45 und 51 Prozent. Während in den Deutschschweizer Städten der ÖV jedoch eine wichtige Rolle (27 bis 33 Prozent) spielt, nehmen in Lausanne die Bewohnerinnen und Bewohner deutlich lieber das Auto (36 Prozent).

Auto und sonst (fast) nichts

Ganz anders als in Europa gestaltet sich der Pendlerverkehr in den USA und in Kanada. In den beiden nordamerikanischen Staaten wird überwiegend das Auto für den Arbeitsweg benutzt. Nur gerade die kanadischen Metropolen, die US-Universitätsstadt Ithaca und New York, das den höchsten ÖV-Anteil in Nordamerika aufweist, stechen aus der grossen Masse an Auto-Städten heraus. Insgesamt erfolgen in den USA und Kanada 91,9 Prozent der Pendlerfahrten mit dem Auto, während nur 3,5 Prozent der aktiven Mobilität und 4,6 Prozent dem öffentlichen Verkehr zugeordnet werden können.

Bild

Noch einmal ein ganz anderes Bild ergibt sich für die Grossstädte in Asien: Der öffentliche Verkehr und die aktive Mobilität werden dort deutlich am häufigsten für den Arbeitsweg genutzt. In Hongkong beträgt der ÖV-Anteil beispielsweise fast 77 Prozent und auch in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sind es noch 66 Prozent.

Bild

Vergleichsweise wenig mit dem Auto unterwegs sind auch die Bewohnerinnen und Bewohner der afrikanischen und lateinamerikanischen Städte. In Australien und Neuseeland dagegen ist der motorisierte Individualverkehr wieder deutlich wichtiger, allerdings nicht ganz im Ausmass der nordamerikanischen Städte.

Stadtgrösse als wichtigster Faktor – zumindest ausserhalb der USA

Den grössten Einfluss auf das jeweilige Verkehrsmuster einer Stadt hat allerdings nicht die geografische Lage, sondern ihre Grösse. In Kleinstädten sind aktive Mobilität und Autofahrten beim Pendeln häufiger, da öffentliche Verkehrsmittel vielerorts nur begrenzt vorhanden sind.

So entfallen in Städten mit weniger als 100'000 Einwohnern nur rund 10 Prozent aller Pendlerfahrten auf den öffentlichen Verkehr. In Städten mit einer Million Einwohnern steigt dieser Anteil sprunghaft auf 25 Prozent an und in Metropolregionen mit mehr als 20 Millionen Einwohnern liegt er im Schnitt gar bei über 40 Prozent.

Klingt logisch: je grösser die Stadt, desto grösser der ÖV-Anteil am Pendlerverkehr.
Klingt logisch: je grösser die Stadt, desto grösser der ÖV-Anteil am Pendlerverkehr.Bild: Shutterstock

Dies gilt allerdings nicht für die USA. Denn die meisten US-Städte wurden früh so konzipiert, dass man mit dem Auto überall problemlos hinkommt. Zwar hat New York mittlerweile alternative Mobilitätsmöglichkeiten eingeführt und gefördert, in den meisten US-Städten sind die Bewohnerinnen und Bewohner aber nach wie vor stark auf das Auto angewiesen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
17 Bilder, die zeigen, wir wir früher im Zug reisten
1 / 19
17 Bilder, die zeigen, wir wir früher im Zug reisten
Füsse raus, Dose auf, Stumpen rein: Dieser Herr lässt es sich 2003 in der ersten Klasse zwischen Schüpfheim-Konolfingen gutgehen.
quelle: keystone/martin ruetschi
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Home-Office stösst dem Chef sauer auf
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
84 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Gin Toni
25.04.2024 12:42registriert Oktober 2020
Ja gut. Zum Beispiel in Dallas ist es bereits unmöglich einen ÖV zu finden. Da gibt es 2 Zuglinien Nord-Süd und West-Ost. Dazu noch ein Flughafenbus. Das war es dann schon fast. Taxis sind sehr rar. Trottoir sieht man in den Wohngebieten schon kaum. Ergo bewegt sich alles mit dem Auto. Zum Kaffee holen, zum Post einwerfen oder zum nächsten Kollegen fahren. In NY wo ein sehr gutes ÖV Netz besteht wird das Angebot durch die Nachfrage gedeckt. Und mit dem Velo in den Mega Städten zu nehmen grenzt schon an Selbstmord. Da lob ich mir die Schweizer "Grossstädte".
1018
Melden
Zum Kommentar
avatar
RightIsWrong
25.04.2024 12:45registriert November 2023
Und Anhand der Zahlen sieht man auch gleich, ob es eine schöne, angenehme und attraktive Stadt mit hoher Lebensqualität ist oder ein lautes, stinkiges und gefährliches Höllenloch.

Es darf nicht länger toleriert werden, dass, gestützt durch die Pläne der Auto- und Öl-Kartelle, eine Minderheit asozialer und ignoranter Egoisten, unsere schönen Städte versauen.

Autos in der Stadt nur noch wenn notwendig, über die Hälfte der Haushalte zeigen, dass dies Problemlos geht.
Car-Sharing, Park and Ride, radikale Verkehrsberuhigung, bewusste Schikane für Autos, die Pläne sind da, gute Beispiele auch.
151106
Melden
Zum Kommentar
avatar
Alnothur
25.04.2024 13:39registriert April 2014
Also die Achsenbeschriftung ist Müll - es wäre besser, die entlang der Achsen anstatt an den Ecken anzugeben. Ansonsten aber eine interessante und brauchbare Darstellung.
333
Melden
Zum Kommentar
84
75 Prozent der Bevölkerung von Dürre bedroht: Kein Abkommen der Uno-Konferenz gegen Dürre

Die Uno-Konferenz zur Wüstenbildung (COP16) in Saudi-Arabien ist ohne eine verpflichtende Übereinkunft zum Kampf gegen Dürre zu Ende gegangen. «Die Parteien brauchen mehr Zeit, um sich auf das beste Vorgehen zu einigen», erklärte der Chef des Uno-Sekretariats zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD), Ibrahim Thiaw, in seiner Abschlussrede am Samstag.

Zur Story