Andere Länder, andere Sitten: Was hierzulande als «normal» angesehen wird, gilt andernorts als komplett exotisch. Kulturelle Unterschiede zwischen einzelnen Ländern oder Regionen gibt es in fast allen Bereichen des Lebens – auch beim Arbeitsweg.
Diesem Phänomen widmet sich die neue Studie «The ABC of Mobility» des Complexity Science Hub in Wien. Untersucht wurde der Arbeitsverkehr von fast 800 Städten und Metropolregionen in 61 Ländern weltweit. Dabei im Fokus: Wie die Bewohnerinnen und Bewohner zur Arbeit pendeln. Unterschieden haben die Forschenden drei verschiedene Arten der Mobilität: aktive Mobilität (zu Fuss/per Velo), öffentlicher Verkehr (Bahn/Bus) und Auto (Privat/Taxi).
Dabei zeigten sich von Kontinent zu Kontinent, aber auch von Region zu Region teils riesige Unterschiede. So fanden die Forschenden in Europa fast die komplette Bandbreite der Pendlermobilität: In vielen Grossstädten, wie beispielsweise in Paris, London, Barcelona oder Mailand, ist der öffentliche Verkehr das meistbenutzte Verkehrsmittel für den Arbeitsweg.
Das ist aber längst nicht in allen grösseren Metropolen des Kontinents so: In Rom, Madrid oder Athen gehen die Bewohnerinnen und Bewohner am häufigsten mit dem Auto zur Arbeit. Die aktivsten Grossstadt-Pendelnden finden sich in Berlin und Amsterdam, wo jeweils fast die Hälfte der Bevölkerung mit dem Velo oder zu Fuss zur Arbeit geht.
Lesebeispiel: In Paris gehen 20,2 Prozent aktiv zur Arbeit, 59,6 Prozent mit dem ÖV und 20,2 Prozent mit dem Auto. In Zürich gehen 45,92 Prozent zu Fuss oder nehmen das Velo. 32,65 Prozent sind mit dem ÖV unterwegs und 21,43 Prozent mit dem Auto.
Ihrem Ruf als Veloland Nummer 1 wird die Niederlande in der Studie allerdings nur teilweise gerecht. Zwar weisen fast alle untersuchten Städte einen hohen Anteil an aktivem Pendlerverkehr aus, deutlich obenaus schwingt jedoch nur die Universitätsstadt Utrecht, wo über 75 Prozent mit dem Velo oder zu Fuss zur Arbeit unterwegs sind.
Der Aktiv-Anteil am Pendlerverkehr in den vier untersuchten Schweizer Städten Basel, Bern, Lausanne und Zürich ist ebenfalls beachtlich und liegt zwischen 45 und 51 Prozent. Während in den Deutschschweizer Städten der ÖV jedoch eine wichtige Rolle (27 bis 33 Prozent) spielt, nehmen in Lausanne die Bewohnerinnen und Bewohner deutlich lieber das Auto (36 Prozent).
Ganz anders als in Europa gestaltet sich der Pendlerverkehr in den USA und in Kanada. In den beiden nordamerikanischen Staaten wird überwiegend das Auto für den Arbeitsweg benutzt. Nur gerade die kanadischen Metropolen, die US-Universitätsstadt Ithaca und New York, das den höchsten ÖV-Anteil in Nordamerika aufweist, stechen aus der grossen Masse an Auto-Städten heraus. Insgesamt erfolgen in den USA und Kanada 91,9 Prozent der Pendlerfahrten mit dem Auto, während nur 3,5 Prozent der aktiven Mobilität und 4,6 Prozent dem öffentlichen Verkehr zugeordnet werden können.
Noch einmal ein ganz anderes Bild ergibt sich für die Grossstädte in Asien: Der öffentliche Verkehr und die aktive Mobilität werden dort deutlich am häufigsten für den Arbeitsweg genutzt. In Hongkong beträgt der ÖV-Anteil beispielsweise fast 77 Prozent und auch in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul sind es noch 66 Prozent.
Vergleichsweise wenig mit dem Auto unterwegs sind auch die Bewohnerinnen und Bewohner der afrikanischen und lateinamerikanischen Städte. In Australien und Neuseeland dagegen ist der motorisierte Individualverkehr wieder deutlich wichtiger, allerdings nicht ganz im Ausmass der nordamerikanischen Städte.
Den grössten Einfluss auf das jeweilige Verkehrsmuster einer Stadt hat allerdings nicht die geografische Lage, sondern ihre Grösse. In Kleinstädten sind aktive Mobilität und Autofahrten beim Pendeln häufiger, da öffentliche Verkehrsmittel vielerorts nur begrenzt vorhanden sind.
So entfallen in Städten mit weniger als 100'000 Einwohnern nur rund 10 Prozent aller Pendlerfahrten auf den öffentlichen Verkehr. In Städten mit einer Million Einwohnern steigt dieser Anteil sprunghaft auf 25 Prozent an und in Metropolregionen mit mehr als 20 Millionen Einwohnern liegt er im Schnitt gar bei über 40 Prozent.
Dies gilt allerdings nicht für die USA. Denn die meisten US-Städte wurden früh so konzipiert, dass man mit dem Auto überall problemlos hinkommt. Zwar hat New York mittlerweile alternative Mobilitätsmöglichkeiten eingeführt und gefördert, in den meisten US-Städten sind die Bewohnerinnen und Bewohner aber nach wie vor stark auf das Auto angewiesen.
Es darf nicht länger toleriert werden, dass, gestützt durch die Pläne der Auto- und Öl-Kartelle, eine Minderheit asozialer und ignoranter Egoisten, unsere schönen Städte versauen.
Autos in der Stadt nur noch wenn notwendig, über die Hälfte der Haushalte zeigen, dass dies Problemlos geht.
Car-Sharing, Park and Ride, radikale Verkehrsberuhigung, bewusste Schikane für Autos, die Pläne sind da, gute Beispiele auch.