Schurkenstaat statt reichstes Land der Welt. Nachdem Saudi-Arabien und weitere Nachbarländer mit Katar gebrochen haben, steht das Emirat plötzlich mit dem Rücken zur Wand. Sogar die Lebensmittel werden knapp. Die aktuelle Krise hat ihren Ausgang in einem politischen Affront genommen – oder wahrscheinlicher in einer Hackerattacke.
«Iran ist eine islamische Macht und trägt zur Stabilisierung der Region bei»: Die staatliche Nachrichtenagentur Katars hatte am 24. Mai bizarre Meldungen veröffentlicht. Ein beispielloser Affront für die Saudis. Katar dementierte die Aussagen umgehend und sagte, die Staatsmedien seien gehackt geworden.
Für die USA ist nun offenbar klar, wer hinter dem Hackerangriff auf den Alliierten am Golf steht. Laut CNN glaubt das FBI, dass russische Hacker in die staatliche Nachrichtenagentur eingedrungen sind und dort die Fake-News platziert haben. Das Ziel der Russen sei, einen Graben zwischen den USA und dem engen Verbündeten aufzutun – in Katar steht eine der grössten US-Militärbasen in der Golfregion. Russische Hackerbanden haben – wohl mit Unterstützung der Regierung – in der Vergangenheit immer wieder zugeschlagen. US-Geheimdienste sind überzeugt, dass die Russen im US-Wahlkampf die E-Mails von Hillary Clinton geleakt haben.
Und nun Katar. Katars Aussenminister Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani sagte CNN, das FBI habe den Hackerangriff und die «Fake News»-Geschichte bestätigt. «Was auch immer an Vorwürfen laut geworden ist, alles basiert auf Fehlinformationen», sagte er dem US-Sender.
Das FBI habe bestätigt, dass die Fake-News absichtlich platziert worden seien. Eine offizielle Stellungnahme der Ermittler steht noch aus. Die Cyber-Fahnder glauben, dass womöglich der russische Präsident Vladimir Putin die Attacke angeordnet hat. «In Russland passiert nicht viel ohne den Segen der Regierung», so ein dem Dossier vertrauter Mann zu CNN.
Fake-News hin oder her: US-Präsident Donald Trump hat seinen engen Verbündeten Katar scharf kritisiert. Auf Twitter schrieb er, alle Hinweise deuteten auf Katar als Finanzier islamistischer Extremisten hin. Der Boykott Katars sei das positive Ergebnis seiner Nahost-Politik. Es sei «so gut zu sehen», dass sein kürzlicher Besuch in Saudi-Arabien «sich bereits auszahlt» habe.
During my recent trip to the Middle East I stated that there can no longer be funding of Radical Ideology. Leaders pointed to Qatar - look!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) June 6, 2017
US-Diplomaten versuchen nach den jüngsten Äusserungen Trumps die Wogen zu glätten. Denn die USA sind auf Katar als Verbündeten angewiesen. «Trump begreift wohl nicht, dass wir fast unseren gesamten Luftkrieg in der Region von Katar aus führen», sagt ein Nahost-Experte. Die US-Botschafterin in Doha betonte derweil die «grosse Partnerschaft und den grossen Fortschritt» bei der Bekämpfung der Terror-Finanzierung. (amü)
#Qatar is a strong partner in combating terrorist financing and we will continue our work together. https://t.co/kddFQSD7TC
— Dana Shell Smith (@AmbDana) May 31, 2017