Netanjahu hält UN-Rede vor halb leerem Saal – die wichtigsten Punkte
Am Freitagmorgen (Ortszeit) trat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor der UN-Generalversammlung in New York ans Rednerpult. Er hielt eine knapp dreiviertelstündige Rede.
Die Rede von Benjamin Netanjahu an der UN-Generaldebatte im Video
Diplomaten verlassen den Saal
Zu Beginn der Rede bei der UN-Generaldebatte am Freitag, dem 26. September, verliessen Dutzende Diplomaten den Sitzungssaal. Sie gingen aus Protest gegen Israel und den Krieg in Gaza in langen Schlangen aus dem Raum in New York.
Der Saal war am Freitagmorgen zu Beginn der Sitzung ohnehin nur spärlich gefüllt. Netanjahu wartete mit stoischem Blick am Podium den Protest ab und erhielt währenddessen auch vereinzelten demonstrativen Applaus, vor allem aus Israels Delegation. Während seiner ersten Worte gab es Zwischenrufe.
Wegen der aggressiven Kriegsführung im Gazastreifen hatten sich zuletzt auch immer mehr westliche Partner von der israelischen Regierung abgewandt. So erkannten Grossbritannien, Frankreich und Kanada zuletzt einen Staat Palästina an. Netanjahu wirft ihnen vor, damit den Terrorangriff der Hamas auf Israel vor fast zwei Jahren zu belohnen.
Worte direkt an die Geiseln in Gaza
Israels Ministerpräsident richtete dabei Worte direkt an die im Gazastreifen festgehaltenen israelischen Geiseln. Er habe um den Gazastreifen grosse Lautsprecher anbringen lassen, die mit seinem Mikrofon verbunden seien und seine Rede direkt übertragen würden – in der Hoffnung, dass die Entführten ihn hörten, schilderte er in New York. Und sagte dann: «Wir haben Sie nicht vergessen, nicht eine Sekunde. Das israelische Volk steht hinter Ihnen. Wir werden nicht zögern und nicht ruhen, bis wir Sie alle nach Hause gebracht haben.»
Netanjahu hält Schild mit Fragen hoch
Während seiner Rede stellte der israelische Ministerpräsident dem Saal zwei Fragen. Zu beiden Fragen gab es mehrere Optionen als Antwort. Um diese aufzuzeigen, hielt Netanjahu je ein Schild mit den Fragen und potenziellen Antworten hoch und liess die verbliebenen Anwesenden des Saals die Antwort in die Menge rufen.
Die eine Frage lautete: «Wer schreit ‹Tod für Amerika›?» Die Antwortmöglichkeiten lauteten: Iran, Hamas, Hisbollah, die Huthis, «alle der oben Aufgelisteten».
Die zweite Frage lautete: «Wer hat Amerikaner und Europäer kaltblütig umgebracht?» Die Antwortmöglichkeiten für diese Frage lauteten: Al Kaida, Hamas, Hisbollah, Iran, «alle der oben Aufgelisteten».
Auf beide Fragen war Netanjahus gewollte Antwort die letzte, «alle der oben Aufgelisteten». Zudem sagte er: «Unsere Feinde sind eure Feinde.»
Netanjahu verteidigt sich vor UN-Staaten
Im Laufe seiner Rede sagte Netanjahu, dass jedes Land auf das Hamas-Massaker des 7. Oktobers gleich reagiert hätte, wie Israel es getan hat.
Jetzt, wo viele Länder ihre Unterstützung Israels zurückgezogen hätten, sagte der Ministerpräsident, dass die Länder Israel im Stich lassen würden. Er warf den Regierungen von Frankreich, Grossbritannien etc. vor, den Antisemitismus zu belohnen, anstatt ihn zu bekämpfen.
Daraufhin bestritt Netanjahu den Vorwurf, dass der Krieg zu viele zivile Opfer fordern würde. Er sagte, im Vergleich zu anderen Kriegen seien es wenige zivile Opfer. Offiziellen Angaben zufolge gab es im Konflikt bisher rund 65'000 zivile Opfer.
Benjamin Netanjahu sagte weiter, es sei ein Witz, dass Israel ein Genozid vorgeworfen werde, obwohl die Hamas den angeblichen Auftrag habe, alle Juden zu töten.
Lebensmittellieferungen nach Gaza-Stadt
Benjamin Netanjahu sagte, dass Israel seit dem Beginn des Krieges im Gazastreifen pro Person eine Tonne Lebensmittel in den Gazastreifen gebracht habe.
Er sagte, dass die einzige Lösung für den Frieden und die Beendigung des Gaza-Krieges und des Krieges gegen die Hamas der Sieg über diese sei. Dies würde zum Frieden auf der ganzen Welt führen.
So wäre auch der Frieden zwischen Israel und dem Libanon möglich. Die Regierung von Libanon hatte zu Beginn der Rede den Saal verlassen.
Der Frieden in der arabischen Welt würde auch den Iran treffen, fügte Netanjahu hinzu. Daraufhin sagte er: «Make Iran great again» – mit Anspielung auf den Wahlspruch des US-Präsidenten Donald Trump, der diesen Satz in der Vergangenheit bereits benutzt hatte.
Damit beendete Benjamin Netanjahu seine Rede und verliess das Rednerpult unter Applaus der noch Anwesenden. Nach dem Ende seiner Rede füllte sich der Saal der UN-Generalversammlung langsam wieder.
(ergänzt mit Material der sda)